Gelsenkirchen. 2024 sollte Gelsenkirchens neue Kulturschule bezugsfertig sein. Da die Förderung gestoppt ist, muss die Stadt die extremen Kosten allein stemmen.

Was extrem lange währt soll nun in absehbarer Zeit endlich gut werden: Die Rede ist von der Kulturschule an der Europastraße. Die 2017 erstmals ins Auge gefasste und 2019 bereits von der Politik auf den Weg gebrachte zusätzliche Gesamtschule auf dem Gelände des Schalker Vereins geht nun in die nächste Runde. Für den Bau des Oberstufentraktes, der wegen der extremen Verzögerung beim Hauptgebäude vorgezogen werden soll, um hier die ersten beiden Jahrgänge aufzunehmen, bis das Hauptgebäude steht, laufen bereits die Ausschreibungen. Im nächsten Jahr könnte dementsprechend mit den Bauarbeiten begonnen werden. Zu dem Zeitpunkt sollten ursprünglich schon die ersten Schüler einziehen.

Überarbeitete Planung soll jetzt freigegeben werden

Allerdings hilft die Fertigstellung des Oberstufentraktes – neu geplant nun zum Schuljahr 2026/27 – nur dann wirklich, wenn zwei Jahre danach auch das Hauptgebäude bezugsfertig ist. Denn dieses muss dann den nächsten Jahrgang aufnehmen. Die bereits 2020 nach Abschluss des Architekturwettbewerbs beauftragte Planung des zentralen Gebäudes durch das Berliner Architekturbüro war im Februar 2022 von der Stadt gestoppt worden, da man Mängel in der Vorentwurfsplanung und eine Kostenexplosion beklagte. Nach rechtlicher Klärung gab es eine Einigung mit dem Büro, ab Oktober 2022 wurde weiter geplant. Nun liegt die überarbeitete Version vor, deren Freigabe das Projektsteuerungsbüro und die Stadtverwaltung nun empfehlen.

Der im Juni 2019 vorgestellte Siegerentwurf aus dem Berliner Architekturbüro Hascher Jehle mit dem drei Lernhäusern, dem Forum und dem Schalthaus in der Mitte.
Der im Juni 2019 vorgestellte Siegerentwurf aus dem Berliner Architekturbüro Hascher Jehle mit dem drei Lernhäusern, dem Forum und dem Schalthaus in der Mitte. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

124,5 Millionen Euro Kosten ohne Fördermöglichkeiten

Die Kosten für den Hauptbau der sechszügigen Gesamtschule für bis zu 1050 Schülerinnen und Schüler sind allerdings deutlich gestiegen, da mittlerweile nicht mehr mit Fördermitteln zu rechnen ist, da die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) der KfW gestoppt und das Förderprogramm KfW 55 für Neubauten eingestellt wurden. Zumindest für das historische Schalthaus hofft man, die Energieeffizienzklasse „Effizienzgebäude Denkmal“ zu erreichen, und so eine Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu bekommen. Die Vorlage für den Bildungsausschuss zur Freigabe der Baupläne nennt als Kosten für den Bau nun 124,5 Millionen Euro – ohne Zuschüsse. Ursprünglich waren als Investitionen für diesen Schulneubau 65 Millionen Euro eingeplant.

Hoher Anspruch an Gestaltung der Vorzeigeschule

Von Anfang an war die Kulturschule als anspruchsvoll gestalteter Schulkomplex geplant. Mit drei Innenhöfen und drei Lernhäusern mit jeweils sechs Klassen je erstem und zweitem Stock, einem Selbstlernzentrum, einem Inklusionsraum, eine Teamraum für Lehrkräfte, zwei Gruppenräumen, WCs, plus Sozialpädagogen- und Abteilungsleiterraum, Sporthalle und grünem Klassenzimmer auf dem Dach. Im Erdgeschoss sollen jeweils Fachräume, Sportumkleiden sowie Technik- und Lagerflächen entstehen.

So soll der von der Stadt selbst geplante Oberstufentrakt aussehen, dessen Bau vorgezogen wird, um laut Plan 2026 den ersten Gesamtschuljahrgang aufnehmen zu können.
So soll der von der Stadt selbst geplante Oberstufentrakt aussehen, dessen Bau vorgezogen wird, um laut Plan 2026 den ersten Gesamtschuljahrgang aufnehmen zu können. © Stadt Gelsenkirchen

Der gesamte Bau ist als Passivhaus geplant. Zum Komplex gehören eine Dreifach-Sporthalle sowie eine Aula und Mensa. Einem zentralen Forum soll ein Kultur-Boulevard vorgelagert sein, der als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt werden kann. Als Kulturschule soll daneben auch eine besondere Bühnentechnik installiert werden, zudem ist ein Kunsthof mit Atelier geplant. Neben den vorgeschrieben Auto-Stellplätzen sind auch 290 Fahrradstellplätze vorgesehen – 80 mehr als Pflicht.

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Nach aktuellen Schätzungen könnte im Oktober 2024 mit dem Bau des zentralen Gebäudes begonnen werden. Die Fertigstellung wird zum Schuljahr 2028/29 angestrebt; das wäre gerade früh genug, um den dritten Jahrgang aus dem kleineren Oberstufentrakt zu übernehmen, der schließlich auch mehr Fachräume benötigt als die Unterstufe.

Zur Finanzierung des Projekts wird die Stadt auf Kredite angewiesen sein. Um die zu bedienen, rechnet die Verwaltung mit jährlichen Zinsbelastungen in Höhe von mehr als vier Millionen Euro sächliche Folgekosten von 3,3 Millionen Euro. Der Rat der Stadt soll am 28. September letztendlich über den Neubau entscheiden.