Gelsenkirchen. Das Museumscafé in Gelsenkirchen-Buer trägt die Kultur gleich doppelt im Namen. Was Gäste in dem (Tages-)Restaurant und Café erwartet.
Es ist ein Museumscafé der besonderen Art, das Pirandello am Kunstmuseum an der Horster Straße in Buer. Das beginnt beim literarischen Anspruch; zur Speisekarte gehört ein ausführlicher Einblick in Leben und literarisches Werk des italienischen Dichters, Dramatikers und Nobelpreisträgers Luigi Pirandello (1867 bis 1936). Sein unvollendetes Drama „Die Riesen vom Berge“ revolutionierte das Theater, viele seiner Werke wurden verfilmt, sein Drama „Sechs Personen suchen einen Autor“ feierte auch in Deutschland große Erfolge. Das streng dreinblickende Konterfei des Dichters ergänzt die reich bebilderte Speisekarte.
Achtung: Die Küche schließt um 18.30 Uhr, am Wochenende noch früher
Besonders sind auch die Öffnungszeiten dieses italienischen Café-Restaurants: Dienstag bis Freitag 10.30 bis 20 Uhr (Achtung: Die Küche schließt um 18.30 Uhr!), Samstag 10 bis 18 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr. Montags bleibt das Pirandello – wie auch das Kunstmuseum – geschlossen. Die Speisekarte selbst ist ebenso italienisch wie üppig. Samstags bieten Guiseppe und Magdalena Mussarra, das Wirtepaar, ein vielseitiges Frühstücksangebot (1,50 bis 8,90 Euro), in der Woche ein günstiges Mittagstisch-Angebot, nachmittags eine Kuchenauswahl.
Sandwiches, Bruschetta und Ciabatta gibt es in vielen Spielarten (6,50 bis 8,50 Euro) ebenso wie Omelette (alle 7,90 Euro): Sie allein füllen zwei Seiten der Speisekarte. Die Highlights des Pirandello aber, das zeigte sich bei zwei Besuchen des Hauses, sind die Antipasti und die Pizza. Die gemischte Vorspeisenplatte des Hauses zu 12,90 Euro füllt den kleinen, quadratischen Holztisch auf der Terrasse fast vollständig. Perfekt gebratene, noch saftig-knackige Zucchini, Aubergine, frische und Dosenpilze, Zwiebeln, Bruschetta mit Tomate, italienische Salami, Parmaschinken, Mozzarella, Parmigiano und Kirschtomaten, alles mit leckerem Dressing garniert und gutem Balsamico: Am Ende sind wir zu dritt nahezu satt von der Platte für eine Person, zu der wir leckere Pizzabrötchen bekommen haben plus Kräutercreme. Das 0,2-Glas Lugana zu fünf Euro zur Vorspeise ist solide, wer es noch edler mag, wird auf dem Tresen im Innenraum des Pirandello fündig.
Die Papierservietten sind leider ein wenig zu klein und dünn, um die Mundwinkel von verbliebenen Antipasto-Resten zu befreien. Das gute Mineralwasser (Pellegrino, 0,25 Liter zu 2,50 Euro, 0,75 Liter zu 5,50 Euro) spült den Rest hinfort. Unterdessen ist bereits die Fischplatte – eine besondere Empfehlung – auf dem Weg. Auch sie ist üppig bemessen: zartes Doradenfilet in dünner Mehl-Ei-Hülle, panierte Tintenfischringe, ebenfalls frittierte Gambas, gut gebratener Lachs, Frischkäse-Kräutercreme, Salat und Foccacia plus Kartoffelecken füllen die Platte. Mir persönlich sind Fisch und Meeresfrüchte ohne Panade lieber. Aber es ist gut gemacht und der Frittiertem stets zugeneigte Gatte „opfert“ sich nur allzu gern beim Tintenfisch. Die Riesenplatte ist mit 26,50 Euro wirklich fair kalkuliert.
Der Risotto mit reichlich Krabben und Gambas sowie Frühlingszwiebeln ist umrahmt von Rucola und Kirschtomaten und gekrönt mit Balsamico. Der Reis ist weich, mit Hühnerbrühe gegart, wie der Padrone Guiseppe Mussarra erklärt. Wer es „al dente“, also mit Biss, mag, wird hierbei allerdings nicht glücklich. Dafür ist das klassische Reisgericht zu sämig. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
Unbestritten zum Niederknien ist die Calzone (zehn Euro), die Königsdisziplin der Pizzabäcker. Der duftende, knusprig gebackene Teig ist perfekt durchgebacken, die reichhaltige Füllung mit Schinken, Salami und perfekt geschmolzenem Käse hat genau die richtige Temperatur und Textur. Trotzdem muss der Gatte, durch die selbstlose Unterstützung beim frittierten Tintenfisch bereits allzu gesättigt, beim letzten Viertel kapitulieren. Die besorgte Nachfrage des Padrone, ob es nicht geschmeckt habe, kann er überzeugend parieren: Mehr ging einfach nicht. Halb stolz, halb verschämt gesteht der Chef: Ich versuche ja immer schon, die Portionen nicht zu groß zu machen. Aber ich möchte auch, dass die Gäste satt werden. Und zum Essen gehört für mich auch, dass die Gäste sich wohlfühlen, dass sie gerne hier sind, es genießen.“
Am Ende des Genusses steht bei unserem Besuch ein Espresso (1,80 Euro) und ein (sehr guter) Grappa. Für ein Dessert – hausgemachtes Tiramisu (vier Euro) oder Kuchen, tagsüber auch Waffeln (3,50 bis 5,50 Euro) – ist einfach kein Platz mehr.
Hinweis: Unsere Restaurantbeschreibungen basieren auf subjektiven Bewertungen und erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Wir bezahlen unsere Rechnungen selbst und geben uns erst nach Begleichen der Rechnung als Tester zu erkennen.