Gelsenkirchen. Allererster Schultag: Den gibt es in Gelsenkirchen in diesem Jahr etappenweise. Warum einige Erstklässler erst am Mittwoch starten.

100 Erstklässler heute, 50 weitere morgen: An der Turmschule in Rotthausen beginnt mit diesem Schuljahr eine neue Ära. Denn die 50 am Mittwoch erwarteten Erstklässer und Erstklässlerinnen werden nicht in Rotthausen, sondern an der Ebersteinstraße in Schalke das erste Schuljahr verbringen. Der altehrwürdige Bau an der Schonnebecker Straße bietet nicht genug Platz für alle. Monika Koß von St. Augustinus spricht den Segen auf dem Schulhof. Viele praktizierende Christen und Kirchgänger gibt es hier nicht, auf den Segen möchte man aber nicht verzichten.

An der nahen Rotthauser Mechtenbergschule gibt es noch einen richtigen Einschulungsgottesdienst vor dem Start in den Klassen, ebenfalls auf dem Schulhof und mit der katholischen Seelsorgerin Monika Koß. Die Evangelische Kirche in Fußweite ist zu, die Pfarrstelle in Rotthausen ist noch nicht besetzt, deshalb ist Koß eingesprungen. Nach dem Gottesdienst führen die Großen der Schule ein kleines Theaterstück auf, die ersten Kinder werden unruhig. An diesem Morgen sind die Schultüten, die Klassenlehrerinnen und die Klassenkameraden das Wichtigste für die meisten.

Ältere Schüler als Paten helfen beim Einstieg in Gelsenkirchen

Schließlich ist es soweit, Schulleiterin Isabelle Scharfenstein spricht so kraftvoll wie möglich gegen die knisternde Mikrofonanlage an und ruft Erstklässler und deren „große“ Paten aus den oberen Klassen zusammen. Hand in Hand ziehen sie in die Klassen ein. Ein kleiner Junge aber krallt sich im Kleid der Mama fest, weigert sich, loszulassen. Es dauert mehrere Minuten, bis er bereit ist, der Klassenlehrerin ohne Mama zu folgen.

70 Kinder in vier Klassen starten am Mechtenberg in ihr Schulleben, fünf weitere gemeldete sind nicht gekommen. Der neue Anbau der Schule ist in letzter Sekunde fertig geworden. „Fast fertig“ trifft es eigentlich besser. Die Klassen sind schön und modern, doch in den Fluren hängen noch lose Kabel - mittlerweile jenseits der Reichweite der Kurzen –, es stehen Farbeimer herum und auf dem Boden liegen zum Teil alte Neonröhren und überflüssige Leisten. Auf dem Schulhof vor dem Neubau stehen Transporter der Baufirma. Die neuen Toiletten sind noch nicht fertig, bis dahin müssen die alten für alle reichen. In den Pausen schieben die Lehrkräfte Brandwache, weil die Brandmelder noch nicht funktionieren, erklärt Schulpflegschaftsvorsitzender Henning Voß, der auch für die CDU in der Bezirksvertretung Süd sitzt.

Nicht alle erscheinen am ersten Tag auch wirklich in der Schule

„In den Ferien wurde zum Teil nicht gearbeitet von der Fremdfirma“, klagt der Elternvertreter. Auf die Hinweise und Klagen der Schule habe das Hochbauamt nicht reagiert. Am Montag, dem ersten Schultag, funktionierte keinerlei Technik. Eltern mussten händisch Telefonnummern hinterlassen für den Fall, dass etwas mit ihrem Kind ist, weil die Daten im Computer nicht einsehbar waren. Allerdings habe die Bildungsdezernentin und die IT-Abteilung schnell reagiert, am Dienstag lief alles, versichert Voß; nur die Brandmeldeanlage läuft erst provisorisch.

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Dass nicht alle gemeldeten Kinder heute zur Mechtenbergschule gekommen sind, ist nicht ungewöhnlich. Das passiert in jedem Jahr, versichert Scharfenstein, und auch Kollegin Britta Czysch von der Turmschule bestätigt das. Familien ziehen um, melden sich aber nicht ab, andere vergessen komplett, sich in der Schule zu melden oder haben schlicht nicht verstanden, dass sie das tun müssten.

Baurat: Standort für Neubau in Sicht

Der Busverkehr zur Ebersteinstraße ist nur für ein Jahr geplant. Danach sollen Modulbauten auf dem Schulhof der Turmschule Platz für die Zusatzklassen schaffen. Die Bezirksvertreter in Süd wollen den Modulbauten aber nur zustimmen, wenn ein Schulneubau in Rotthausen gesichert ist. Klagen gab es wegen der seit 2021 ausstehenden Bodenanalyse des Standorts Achternbergstraße.

Die Bezirksvertreter drohen, die notwendige Zustimmung zur Aufstellung der Container zu verweigern, wenn kein Standort und Baubeginn für den Neubau gefunden sei. Baurat Christoph Heidenreich versprach auf WAZ-Anfrage am 8. August: „Bis zur letzten Sitzung der Bezirksvertretung des Jahres (am 24. Oktober, die Red.) wird es eine für Rotthausen stimmige Lösung geben.“ Wie, lässt er offen.

Und so ist es auch noch unklar, wie viele Kinder genau am Mittwoch früh an der Ebersteinschule wirklich eintreffen werden. Theoretisch werden es je zwei Klassen von der Turmschule und der Grundschule Georgstraße sein. An der Georgstraße sind in diesem Jahr sieben erste Klassen eingerichtet worden, zwei davon werden ein Jahr lang an der Ebersteinstraße lernen.