Gelsenkirchen. Laut Schulaufsicht ist die Lehrerversorgung in Gelsenkirchen besser als im Vorjahr. Der Zahlenvergleich zeigt ein dramatisch anderes Bild.
- Die Statistik der Schulaufsicht lässt glauben: die Lage hat sich entspannt
- Tatsächlich gibt es aktuell mehr Schulkinder und weniger Lehrkräfte als im Vorjahr
- Abordnungen an Grundschulen zum Teil für nur ein Jahr sollen helfen
40.380 Schülerinnen und Schüler, 3.261 Lehrkräfte, davon 133 neu eingestellte Pädagogen und Pädagoginnen: Mit diesen von der Bezirksregierung Münster herausgegebenen Zahlen startet Gelsenkirchen ins neue Schuljahr. Laut Statistik fehlen „nur“ 39 Lehrkräfte zur Vollbesetzung des Stellenplans. Allerdings dürften bei diesen Zahlen nicht die eigentlich vorgeschriebenen Ausgleichs- und Mehrbedarfsstellen berücksichtigt worden sein.
1.317 Schülerinnen und Schüler mehr in Gelsenkirchen als im August 2022
Das legen zumindest die Vergleichszahlen vom Vorjahr nahe. Im August 2022 gab es insgesamt 1.317 Schülerinnen und Schüler weniger in Gelsenkirchen als in diesem Jahr und mit 3.301 Lehrkräften waren auch mehr Pädagogen verfügbar. Als fehlende Lehrkräfte wurde im vergangenen Jahr von der Schulaufsicht in Münster die Zahl 110 genannt, in diesem Jahr fehlen angeblich nur 39 über alle Schulformen. Wenn es mehr Schüler, weniger Lehrer und trotzdem weniger fehlende Lehrkräfte gibt, müssten die Klassen deutlich größer geworden sein. Was im Förderschulbereich – etwa an der Albert-Schweitzer-Förderschule – auch der Fall ist. Zu Klassengrößen aber gibt es seitens der Schulaufsicht keinerlei Angaben.
Keine Zahl zu Berufswechslern und Ruheständlern
Den allerersten Schultag feiern am Dienstag in Gelsenkirchen laut Schulaufsicht 2.867 i-Dötzchen – das wären 86 mehr als im vergangenen Jahr; vor den Schulferien waren dem Schulamt in Gelsenkirchen noch 3000 Schulanfänger gemeldet, doch dass sich die Zahlen bis zum Schulstart durch Weg- und Zuzüge verändern, ist durchaus normal. Die städtische Verwaltung erwartet in den nächsten Tagen entsprechende Rückmeldungen aus den Grundschulen, um die Zahl wirklich konkretisieren zu können.
- Lesen Sie dazu den Kommentar:Die Not klar benennen statt beschönigen
Neueinstellungen beziehungsweise Aufstockung durch Abordnungen gab es laut Schulaufsicht vor allem bei den Grundschulen mit 32 Lehrkräften sowie an Gesamtschulen, aber auch an anderen Schulformen. Wieviele Abgänge durch Berufswechsel oder Pensionierung dem gegenüber stehen, wird allerdings nicht genannt. Als Personalausstattungsquote nennt die Schulaufsicht 95 Prozent über alle Schulformen. Zum Vergleich: In Münster liegt diese Quote bei allen Schulformen bei 104 Prozent, dort sind laut Schulaufsicht lediglich elf Lehrerstellen nicht besetzt.
Hoffen auf Zuwachs bis zum Halbjahresende
Im Laufe des Schuljahres hofft die Schulverwaltung allerdings noch auf Zuwachs bei den Lehrkräften. Im November werden weitere Lehramtsanwärter ihr Examen hinter sich haben und damit zur Verfügung stehen, zudem sollen zum 1. September noch einige Vorgriffsstellen besetzt werden können, bei denen zum Teil noch Auswahlverfahren laufen. Ob Gelsenkirchen davon profitiert, ist offen.
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Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger, reaktivierte pensionierte Lehrkräfte, vorzeitig besetzte Stellen für den Wechsel auf G9 und auf zwei Jahre befristete Abordnungen aus dem Münsterland sollen den Mangel in extrem belasteten Städten wie Gelsenkirchen lindern. Zudem gibt es – wie berichtet – „Kaskaden“-Abordnungen, bei denen Lehrkräfte aus dem Münsterland jeweils stufenweise in südlicher Richtung versetzt werden, um Versetzungen mit Anreisen über 80 Kilometer für die einzelnen Pädagogen zu vermeiden. Das allerdings hat bereits für einigen Unmut gesorgt. Und selbst die Schulaufsicht räumt ein: „Diese Maßnahmen haben insgesamt nicht ausgereicht, das Personaldefizit an den Schulen in den unterversorgten Regionen zu decken.“