Gelsenkirchen. Marvin und Mario Tidili stehen ständig auf Wochenmärkten in Gelsenkirchen, Bochum und Essen. Was die Arbeit und den Fisch des Duos auszeichnet.

Einer der europaweit besten Fischhändler kommt aus Gelsenkirchen: Nicht nur, dass Marvin Tidili IHK-geprüfter Fischsommelier ist. Kürzlich wurde sein Betrieb auch noch vom Hamburger Fischmagazin und einer Fachjury mit dem „Seafood-Star 2022“ zum besten mobilen Fischfachgeschäft Deutschlands ausgezeichnet.

„Das ist die höchste Auszeichnung in der Branche“, berichtet der 35-Jährige stolz und präsentiert eine Urkunde sowie einen gläsernen Pokal. Mehrmals die Woche steht er in Gelsenkirchen, Bochum und Essen auf Wochenmärkten und vor Supermärkten. Auch Vater Mario und Mutter Andrea sowie fünf fest angestellte Mitarbeiter und sechs Minijobber arbeiten im Betrieb. Mit vier mobilen Marktständen versorgen sie Kunden regelmäßig mit frischem Fisch und Meerestieren.

Vom Management-Studenten zum Fischsommelier

Marvin und Mario Tidili verkaufen nur Fisch an ihre Kundschaft, den sie zuvor persönlich in Augenschein genommen haben.
Marvin und Mario Tidili verkaufen nur Fisch an ihre Kundschaft, den sie zuvor persönlich in Augenschein genommen haben. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Eigentlich hatte Marvin nach einer achtjährigen Tätigkeit als Soldat einen anderen Berufswunsch. Ziel war ein klassischer Bürojob. Dafür absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung und begann ein Studium der Fachrichtung „International Management“. Doch schon während des Studiums schwamm er in andere Gefilde und half Vater Mario beim Fischverkauf auf Wochenmärkten. 2015 brach er dann die Uni ab und entschied sich, als Selbstständiger in die Branche einzusteigen. „Der Fisch wurde zu meiner Passion“, beschreibt er.

Sein Vater Mario (60) ist schon länger in der Branche tätig. Der gebürtige Sizilianer kam im Alter von acht Jahren nach Gelsenkirchen. 1980 tauchte er in den Fischhandel ein. Zunächst als Fahrer, dann als stellvertretender Filialleiter bei einem Fischgroßhandel. 2005 machte er sich mit „Marios Fischeck“ in Rotthausen selbstständig. Doch zwei Jahre später zog es ihn auf den Wochenmarkt und er schloss das Geschäft.

Die Meerestiere beziehen die Tidilis aus Dänemark, Sri Lanka oder Island

Dieses IHK-Abzeichen am Hemd weist Marvin Tidili als geprüften Fischsommelier aus.
Dieses IHK-Abzeichen am Hemd weist Marvin Tidili als geprüften Fischsommelier aus. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Seit 2019 sind die Betriebe von Vater und Sohn zur Fischhandel Tidili OHG zusammengengeflossen. Seitdem wurde einiges modernisiert. Mario sagt: „Niemals stehen zu bleiben, das ist seit drei Jahren mein Rezept.“ Neben einer Betriebsvergrößerung wurden Social-Media-Accounts und Ende 2021 der Onlineshop „Bringfish.de“ eingerichtet. Die Meerestiere bezieht der Familienbetrieb größtenteils aus Dänemark, Sri Lanka, den Niederlanden oder Island. Die beliebten Alpengarnelen stammen aus besonders reinen Gewässern in Tirol.

„Fisch muss man im Ausland kaufen. In Deutschland gibt es kaum noch Fischfangflotten. Die Fischindustrie ist hier stark zurückgegangen“, so Mario Tidili. Als Grund nennen Vater und Sohn, dass der Fischfang und die damit verbundene Arbeit in Deutschland kaum noch finanzielle Gewinne einbringen. Zudem sei der Fischkonsum im Vergleich zu anderen Ländern geringer.

Pro Woche kaufen sie gut eine halbe Tonne Fisch ein

Die Tidilis achten beim Beziehen ihrer Ware auf Frische und Nachhaltigkeit. Teils sind die Produkte in Bio-Qualität. „Bei mir kommt nix in die Theke, was ich nicht auch selbst gesehen habe“, so der 35-Jährige. Für alle Ihre Märkte kaufen sie wöchentlich gut eine halbe Tonne Fisch ein. Dass Ihre Lebensmittel beliebt sind, lässt sich an der Kundenanzahl vor dem Stand erkennen.

In der Frischetheke entdeckt man einige Besonderheiten. Ein handgeangelter Drachenkopf, verschiedene Lachs-Variationen, ganze Thun- und Schwertfische liegen hier auf Eis gebettet. Marvin Tidili kann zu jedem einzelnen Fisch sein großes Wissen vermitteln – das auch, weil er sich 2019 in Bremerhaven zum Fischsommelier hat ausbilden lassen. Eine Vielzahl an Fischarten, deren Untergruppierungen, Qualitäten, Marinier- und Räucherungsprozesse sowie passende Weine lernte er dabei kennen.

Bei Familie Tidili kommt übrigens ein- bis zweimal pro Woche Fisch auf den Tisch. „Fisch ist ein gesundes Lebensmittel. Er enthält Vitamin D, Omega 3, Zink, Eisen, Jod und ungesättigte Fettsäuren“, so Marvin Tidili. Sein Lieblingsfisch und der seines Vaters ist der Rotbarsch. Ansonsten achten sie auch beim Verkauf auf Saisonalität. Noch bis Ende März gibt es Skrei – einen Winterkabeljau, der sich in der Pfanne angebraten mit Rosmarin, Thymian und passierten Tomaten zu Risotto empfiehlt.

Halt an 17 Standorten in der Woche

Der Familienbetrieb fährt zu 17 Orten in Essen, Bochum und Gelsenkirchen. Dienstags, donnerstags und samstags findet man den Stand zwischen 7 und 13 Uhr auf dem Wochenmarkt in Buer. Vor Rewe Freidank in Rotthausen steht ein Wagen jeden Donnerstag von 7 bis 18 Uhr.

Normalerweise können Kunden verschiedene Spezialitäten auch direkt vor Ort verköstigen. Aufgrund der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist das derzeit aber nicht erlaubt.