Gelsenkirchen-Buer. Noble Wochenmärkte sind das Vorbild für die Ideen, die der neue Marktsprecher Tidili in Gelsenkirchen-Buer umsetzen will. Das ist geplant.

Beliebt ist er schon heute, der Wochenmarkt in Buer – erst recht der am Samstag gilt als der bestfrequentierte der gesamten Stadt. Dennoch soll es nicht wenige Gelsenkirchener geben, die die Frische-Stände in Düsseldorf oder Münster bevorzugen, auch wegen des edlen Gastronomie-Angebots dort. Aber zumindest was Austern, Hummer und Champagner angeht, sollen sie künftig keinen Grund mehr haben, Buer den Rücken zu kehren.

Denn der frisch gewählte neue Marktsprecher Marvin Tidili – seines Zeichens Fischhändler – hat Großes vor, um einerseits den sich abzeichnenden Besucher-Rückgang aufzuhalten und andererseits den Beruf des Markthändlers attraktiver zu machen: Der 36-Jährige will den Standort mit Rückendeckung der anderen Beschicker weiterentwickeln, sowohl inhaltlich als auch baulich.

Gastro-Zone in Gelsenkirchen-Buer soll mit Champagner und Meeresfrüchten punkten

Der Wochenmarkt hat für die Versorgung mit frischen Lebensmitteln seine Bedeutung eingebüßt. Deshalb will Marvin Tidili als neuer Marktsprecher in Gelsenkirchen-Buer die Verweil-Qualität mit einer neuen Gastro-Zone erhöhen.
Der Wochenmarkt hat für die Versorgung mit frischen Lebensmitteln seine Bedeutung eingebüßt. Deshalb will Marvin Tidili als neuer Marktsprecher in Gelsenkirchen-Buer die Verweil-Qualität mit einer neuen Gastro-Zone erhöhen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Konkret ist samstags einen neue Gastro-Zone vor der Markthalle geplant. Wir wollen Tische, Bänke und einen Pavillon aufstellen, um dort an einer Open-Air-Bar nicht nur Weine, Sekt und Champagner anzubieten, sondern auch frisch zubereitetes Fingerfood, darunter Austern, halbe Hummer, Garnelen und andere wechselnde Gerichte“, so der Bismarcker Fischsommelier.

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Wer es deftiger mag, soll ebenfalls satt – und vor allem in kulinarischer Hinsicht glücklich – werden: An einem weiteren Stand werden Currywurst, Pommes und Gegrilltes verkauft. Und für den süßen Abschluss gibt’s spanisches Süßgebäck, Liköre und Kaffeespezialitäten. Bislang mit von der Partie sind Tidili, der erst 2022 von einem Hamburger Fischmagazin und einer Fachjury als „Seafood-Star“ zum besten mobilen Fischfachgeschäft Deutschlands gekürt wurde, die Genusswelt Bathen sowie Carlos Gabriel’s Feinkost. „Mal sehen, wer sich darüber hinaus noch dazu gesellt. Dass die Markthalle gastronomisch belebt wird: Diese Hoffnung habe ich aufgegeben. Also gehen wir es selbst an!“

Gelsenkirchener Marktsprecher ist überzeugt: Buer hat das Potenzial

Man wolle das Ganze „bewusst hochwertiger aufziehen“, betont er. Dass Buer das Potenzial dafür hat, davon ist Tidili überzeugt, schließlich schwärmten Kundinnen und Kunden immer wieder von der tollen Atmosphäre etwa des Carlsplatzes in Düsseldorf, wo Austern, Hummer und Champagner seit vielen Jahren zum Angebot zählen. Da überdies das ambitionierte Gastronomie-Konzept des Donnerstags-Feierabendsmarkts gut angenommen wird, hofft er, dass die Kundschaft auch das neue Samstags-Angebot goutiert.

Überhaupt will der 36-Jährige neue Impulse am Springemarkt setzen. „Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Versorgung mit frischen Lebensmitteln auf dem Wochenmarkt besonders für junge Leute nicht mehr so wichtig wie früher ist. Sie sehen ihn eher als Treffpunkt. Um die Attraktivität zu steigern, müssen wir die Verweil-Qualität erhöhen, etwa durch Gastronomie und Events. Davon werden dann auch die Wochenmarkt-Händler profitieren“, meint er.

Maßnahmen in Gelsenkirchen-Buer sollen Markthändler-Job interessanter machen

Er weiß freilich: Die Belebung durch eine Erhöhung der Frequenz und der Aufenthaltsdauer ist das eine – das andere ist die Attraktivität der Markthändler-Jobs. Dass gerade bei vielen Beschickern ein Generationenwechsel ansteht, aber nicht erfolgreich vollzogen wird, hatte schon Dr. Siegbert Panteleit, bei Gelsendienste zuständig für die Wochenmärkte, erklärt. Erst kürzlich hatte etwa „Der Schlesier“ Johannes Lechtenböhmer seinen Fleisch- und Wurstwaren-Stand geschlossen, weil die Arbeitsbelastung überhand genommen hatte, seine Kinder sich aber beruflich anders orientiert haben.

„Um auch jüngere Leute wieder für den Beruf des Markthändlers zu interessieren, müssen wir diesen interessanter machen und die Rahmenbedingungen verbessern“, sagen unisono Panteleit und Tidili. Um das zu erreichen, schlägt Letzterer zwei Maßnahmen vor: zum einen eine Überdachung des Marktplatzes nach dem Vorbild des Carlsplatzes in Düsseldorf (Solarpaneele inklusive), die Händler vor Regen und zu heftiger Sonneneinstrahlung schützt – sowie eine zeitliche Verschiebung der Marktzeiten um zwei Stunden nach hinten.

Überdachung könnte helfen, Rahmenbedingungen in Gelsenkirchen-Buer zu verbessern

„Es ist schon hart, nachts um 3 oder 4 Uhr mit dem Aufbau der Marktstände zu starten. Das macht den Job extrem unattraktiv für den Nachwuchs“, weiß Tidili. Ein späterer Beginn könne da unter Umständen helfen – und käme auch Langschläfern unter der Kundschaft entgegen. Bislang sind alle Wochenmärkte von 8 bis 13 Uhr geöffnet.

Während zeitliche Verschiebung und erst recht Überdachung noch Zukunftsmusik sind, soll die Gastro-Zone an der Markthalle nach Möglichkeit noch im Mai starten. Mindestens 50 Sitzplätze sind geplant, hinzu kommen noch etliche Stehtische. „Derzeit wird der Antrag für die Sondernutzungsfläche von der Stadt bearbeitet. Wir hoffen aber, jetzt kurzfristig beginnen zu können“, so Panteleit.