Gelsenkirchen-Buer. Nobel-Gastro-Zone in Gelsenkirchen-Buer: Blumenhändler kritisiert Orientierung an gehobenerem Publikum. Welche Ideen er für die breite Masse hat.
Nicht nur einkaufen, sondern auch exklusiv schlemmen: Dass durch eine neue Gastronomie-Zone mit Austern, Hummer und Champagner der Wochenmarkt Buer belebt werden soll, stößt nicht überall auf Begeisterung. Frank Tiemann etwa, selbst Blumenhändler vor Ort, hält es für zu kurz gesprungen, eher gehobeneres Publikum anzusprechen. Er will die breite Masse (zurück-)gewinnen – und hat dafür einige Ideen entwickelt, bei denen auch die Kundschaft selbst gefragt werden soll.
Kurz nachdem der frisch gewählte neue Marktsprecher Marvin Tidili die geplante Gastro-Zone vor der Markthalle vorgestellt hat, meldet sich Tiemann, Inhaber der Flower Company in Horst, gegenüber der Redaktion zu Wort: „Wir müssen auch an die Menschen denken, bei denen das Geld für Kaviar und Hummer nicht vorhanden ist, und das sind doch einige. Schließlich werden verweilende Menschen den Markt und die buersche City auch nicht beleben“, meint der Blumenhändler, der dreimal wöchentlich im Robinienhof auf dem Wochenmarkt steht.
Gelsenkirchener Händler: Wer Kinder anlockt, zieht auch Erwachsene zum Wochenmarkt
In Tidilis Bestandsanalyse, dass Angebot und Frequenz abgenommen hätten, stimmt Tiemann mit ein: „Vor 25 Jahre zählte ich auf dem Wochenmarkt in Buer noch acht Blumenhändler. Nun sind wir bestenfalls zu dritt.“ Die Zahl der Kunden auf der gesamten Fläche, meint er, habe „gefühlt um ein Drittel“ abgenommen.
Niederschwellige, relativ schnell umsetzbare Vorschläge könnten helfen, das Ruder herumzureißen. „Viel Geld müsste man dafür nicht ausgeben“, sagt Tiemann. So will er Kinder mehr in den Blick nehmen: Wenn es an den Ständen Obst, Gemüse oder Süßes für Kinder gratis zum Probieren gäbe, würden die Kleinen – mit den Eltern – zielgerichtet den Wochenmarkt ansteuern. Auch ältere Schüler hätten daran Interesse, ist er überzeugt.
Idee von Gelsenkirchener Händler: Popcorn- oder Zuckerwatte-Stand auf Wochenmarkt
„Außerdem würde ein Softeis-, Popcorn- oder Zuckerwattestand garantiert für leuchtende Augen sorgen. Vielleicht gründet man daraus ein Start-Up?“, regt der Horster an. Sinnvoll sei es auch, die Kundschaft selbst zu befragen, was ihr fehlt.
Um den Klagen vieler zu begegnen, wonach die Waren auf dem Wochenmarkt zu teuer seien, schlägt er wöchentliche Lock-Angebote möglichst aller Händler vor, die in einer besonderen Werbung zusammengefasst werden sollten – ob nun wöchentlich auf Papier oder online, womöglich in einer App. „Hier sollte man dann auch die Mitglieder der künftigen Werbegemeinschaft einschließen“, befürwortet er eine Verzahnung von mobilem und stationärem Einzelhandel.
Gelsenkirchener ärgert sich, dass niemand im Januar auf seine Ideen reagiert hat
Rabattaktionen könnten darüber hinaus dazu beitragen, die Kunden-Bindung zu intensivieren und Treue zu belohnen. „Wenn solche Rabatt-Initiativen in der gesamten City von Buer gelten, profitieren auch die Geschäfte davon“, könnte er sich gar den Platz vor dem leerstehenden Saturn-Gebäude als Anlaufstelle vorstellen, wo gesammelte Treue-Punkte eingelöst werden – etwa an einem dort platzierten Bratwurst-Stand.
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Für sinnvoll hält er auch ein einheitliches Auftreten der Händler, etwa mit einer Weste samt Aufschrift „Wochenmarkt Buer“, sowie einen gemeinsamen Internet-Auftritt. Nicht zuletzt regt er samstags eine Verlängerung der Öffnungszeiten von 13 auf 14 Uhr an. Tidili hatte eine Verschiebung um zwei Stunden vorgeschlagen: Statt von 8 bis 13 Uhr könnte der Markt von 10 bis 15 Uhr öffnen, so der Fischhändler.
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Was wie Frank Tiemanns Reaktion auf den für Ende Mai geplanten Vorstoß des neuen Marktsprechers Tidili wirkt, ist tatsächlich im Januar entstanden: „Ich habe alle diese Vorschläge in einem vierseitigen Schreiben zusammengefasst und an alle Markthändler geschickt, außerdem an Gelsendienste, die Wirtschaftsförderung, die Oberbürgermeisterin, Bezirksbürgermeister Dominic Schneider, Dr. Panteleit als Verantwortlichen der Wochenmärkte sowie die neue Werbegemeinschaft. Aber nicht von einem einzigen habe ich eine Reaktion erhalten, weder schriftlich noch mündlich“, ärgert sich der Blumenhändler – und hofft nun, im Windschatten der Diskussion über die geplante neue Gastro-Zone mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.