Die Galeria-Kaufhof-Filiale in Gelsenkirchen ist zu. Eine Geschichte, die 1967 begann, ist nun beendet und Gelsenkirchen hat einen XXL-Leerstand.
So voll wie in den vergangenen Tagen war es bei Galeria Kaufhof in Gelsenkirchen schon lange nicht mehr. Und auch in den letzten Stunden bevor die Filiale an der Bahnhofstraße für immer ihre Türen schließen wird, wühlen sich noch viele Hände durch das bisschen, was hier noch zum Verkauf angeboten wird. Damenhandtaschen, Brillenputztücher, ein paar Rollen Geschenkpapier, letzte Reste einer einst üppigen Weihnachtsdekoration, vereinzelte Hosen und Shirts. Was noch da ist, wird verramscht. Bis zu 90 Prozent Preisnachlass versprechen die grellen Schilder - noch einmal mehr als in den Tagen zuvor. Es ist ein Sterben auf Raten.
Routiniert ziehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Ware über den Kassen-Scanner. Zum Lächeln ist hier aber schon lange keinem mehr zumute. Zeitgleich bauen einige Männer im laufenden Betrieb die leeren Regale und Schränkchen ab und bringen Stück für Stück durch den Hintereingang weg. Seit Wochen schon ist das Tor zum Wareneingang eine Einbahnstraße. Kiste um Kiste, Kleiderstange um Kleiderstange wurden hier Waren und Inventar rausgeschleppt. Einmal noch wollen sie das Licht anknipsen in dem riesigen Kaufhaus, das nach und nach auf die Verkaufsfläche im Erdgeschoss reduziert wurde. Offiziell ist am Samstag (17.6.) der letzte Verkaufstag, doch ob an der Bahnhofstraße 48 bis 56 die Türen am Wochenende tatsächlich ein letztes Mal geöffnet werden, ist ungewiss. „Wenn wir morgen noch was da haben, öffnen wir. Vielleicht kommt aber auch schon heute alles weg“, sagt ein Mitarbeiter am Freitag.
Das Ende der Kaufhof-Geschichte in Gelsenkirchen
Nun also folgt das Ende einer langen Geschichte, die im Juni 1967 begann. Damals, als Vollsortimenter gestartet, mit Feinkostabteilung und Restaurant ausgestattet, hatten teilweise mehr als 1.000 Menschen dort einen Arbeitsplatz. „Das Gelsenkirchener Haus wird nach der Fertigstellung das modernste unter den 53 Häusern des Kaufhof-Konzerns sein“, preiste der Konzern einst. Und: „Der neue Kaufhof Gelsenkirchen bietet tausendfach alles unter einem Dach.“
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Zuletzt waren dort nicht mal mehr 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Ein herber Schlag - auch für die Situation von Gelsenkirchens einstiger Flaniermeile – war bereits die Schließung von Saturn im Sommer 2022. Der Elektronik-Fachmarkt war im oberen Geschoss Untermieter von Kaufhof. Ein neuer Nachmieter fand sich nicht, der Aufgang zum ehemaligen Saturn-Standort war seither notdürftig verhängt. Zwischenzeitlich hoffte mancher noch, auch, weil der Mietvertrag angeblich bis 2035 festgeschrieben ist. Die Hoffnung war vergeblich.
Mit dem Aus „geht ein ganzes Stück Geschichte verloren“, hatte Betriebsrätin Anja Sabrowski schon vor Wochen gesagt. Dass dem so ist, treibt die Schnäppchenjäger, die jetzt noch die letzten Reste aufkaufen, offenbar nicht so sehr um. Die Sorge gilt vielmehr dem XXL-Leerstand in der Gelsenkirchener Altstadt. „Hoffentlich kommt hier wieder etwas rein“, sagt ein junger Mann, der sich durch ein paar Textilien wühlt. Bei Galeria-Kaufhof habe sie sonst selten bis nie eingekauft, berichtet eine ältere Frau und fragt in Richtung eines Mitarbeiters: „Haben Sie diese Tasche auch noch in Schwarz?“. Hat er nicht. „Nur noch das, was da liegt“, antwortet er, wendet sich ab und schüttelt den Kopf.
In den Wochen nach der Verkündung der Galeria-Schließung war das noch etwas anders. Viele Kunden hätten ihr Mitgefühl ausgedrückt, es gab viele Gespräche an der Kasse. „Die eine oder andere Kollegin war den Tränen nahe“, berichtet Sabrowski damals. Und so war und ist es dieser Tage aus vielen Städten zu lesen. Der Sanierungsplan des angeschlagenen Warenhauskonzerns sieht die Schließung von rund einem Drittel der zuletzt noch 129 Filialen vor. Vielerorts ist wie in Gelsenkirchen ungewiss, ob der letzte Verkaufstag nun tatsächlich der Samstag ist oder ob nicht schon am Freitagabend die Gitter für immer heruntergelassen werden.