Gelsenkirchen-Buer. Kunden, Stadt und Anrainer sehen Potenzial in neuem Standort. Pflanzenhändler fürchten Umsatzrückgänge, sind aber kompromissbereit.
Der „buersche Blumenmarkt“ auf dem Robinienhof, das könne doch ein neues Erfolgsmodell werden, ein Publikumsmagnet mit klarem Markenkern. So sieht es Dr. Siegbert Panteleit, verantwortlich für die städtischen Märkte. Und damit steht er nicht alleine da. Viel Potenzial sehen auch zahlreiche Kunden - und grundsätzlich ebenso Händler.
Beim Besuch am Samstagmorgen herrscht geschäftiges Treiben auf dem Blumenmarkt, der gerade die Halbzeit seiner Testphase erlebt. Die Händler haben mehr Platz zur Verfügung als auf dem Springemarkt, der Robinienhof ist ein Meer von Blüten. Die Kunden kommen herbei. Sie Sorge, dass sie ihren „Stammhändler“ nicht finden, scheint bei der zweiten Ausgabe des Blumenmarktes unbegründet. „Ein reiner Blumenmarkt ist eine Belebung der Innenstadt und eines bis dato nicht genutzten Raumes“, urteilt Kunde Simon Bialek. „Wir sehen ja heute, die Bürger nehmen das an.“ Auch Fehmi Altas, Inhaber einer Schneiderei am Robinienhof, ist begeistert: „Was für ein wunderschönes Bild. Das passt zu diesem Platz.“
Gelsenkirchener Blumenhändler fühlt sich übergangen
Und doch sind die Verstimmungen, die ein paar Tage zuvor öffentliche Wogen schlugen (wir berichteten), noch spürbar. „Wie ist mit uns Blumenhändlern umgegangen worden? Eine einvernehmliche Lösung hat es nicht gegeben“, sagt Frank Tiemann, Inhaber der Horster „Flowercompany“, einem Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitern. Er fühlt sich nicht mitgenommen in der Entscheidung und Entwicklung, die, coronabedingt, eine große Dynamik hatte.
Auf- und Abbau seien für ihn, der nun an der Rückseite der Apotheke parallel zur Hochstraße steht, natürlich mit längeren Wegen und höherem Aufwand verbunden. Das sei vor allem mittags ein Problem, wenn die Blumenhändler mit ihren Hängern jene Wege versperrten, welche die anderen Händler zur Abfahrt benötigten. „Ich habe noch keine Idee, wie das gehen könnte“, sagt Frank Tiemann, schließt eine solche Lösung aber nicht aus.
Sorge um weniger lukrativen Standort im Robinienhof
Ein weiterer Kritikpunkt: Der Blumenhändler, der als einziger in der Passage steht, während die anderen ihre Waren im Robinienhof anbieten, generiere mehr Umsatz. Denn der schnelle Blumenkauf nach dem Marktbesuch geschehe dort, da einige Kunden den weiteren Weg in den Robinienhof scheuten. Das sei nicht gerecht. Sein Wunsch: Alle Blumenhändler sollten ihre Stände hinter der Sparkasse aufstellen.
Grundsätzlich aber sieht der Händler durchaus Potenzial an diesem Standort. „Wir sehen die Möglichkeiten und sind bereit, uns zu engagieren. Wir dürfen dabei nur nicht allein gelassen werden“, richtet er sich vor allem an Panteleit.
Verzehr von Getränken im Robinienhof nicht gestattet
Der Blumenmarkt auf dem Robinienhof ist ein Testlauf für zwei Wochen. Die Ursache: Coronabedingt muss die Marktstruktur verändert werden, mehr Freiraum herrschen zwischen den Ständen. Sollen alle Händler untergebracht werden, braucht es mehr Fläche. Die Idee, den Robinienhof einzubeziehen, mitunter mit einem eigenen Konzept, ist dabei nicht neu. Nun wird sie nach einem nur mäßig verlaufenden Test vor einem Jahr erneut erprobt. Dabei wirkt manches auch mit der heißen Nadel gestrickt: Zwar verkauft die Kaffeebude „Odiba“ Getränke, deren Verzehr ist dort jedoch nicht gestattet ist.
„Nach Corona wird der geplante Gastro-Container eröffnet“, sagt Siegbert Panteleit. „So dass die Menschen hier Blumen kaufen können, Kaffee trinken und verweilen.“ Eine rasche Umsetzung solcher Ideen sei dem Klima zuträglich und im Sinne der Händler. „Wenn wir merken, es macht Sinn, werden wir mit dem Ordnungsamt über eine mögliche Außengastronomie sprechen“, so Panteleit.
Juwelier Weber will sich für gastronomisches Angebot engagieren
In dieser Hinsicht will sich Anrainer und Robinienhof-Gestalter Alfred Weber nun auch einsetzen. „Der Robinienhof ist meine Initiative. Da werde ich es doch nicht an ein paar Tischen scheitern lassen“, zeigt sich der Goldschmied und Inhaber eines Juwelier-Geschäftes optimistisch. Den Blumenmarkt findet er großartig. „Es gibt Städte, die sind stolz, dass sie einen Blumenmarkt haben. Natürlich fehlen noch ein, zwei Stände, ein gastronomisches Angebot. Aber das geht wegen Corona nicht so schnell. Das ist jetzt ein Anfang.“ Da müsse man an einigen Stellschrauben eben noch drehen.
Zweite Testphase mit Textilhändlern
Der „buersche Blumenmarkt“ wird nun zwei Wochen lang erprobt. Danach, so die Planung, gehen für zwei weitere Wochen alle Textilhändler in den Robinienhof für eine weitere Testphase.
Anschließend gibt es mehrere Optionen: Die erste ist, die Blumenhändler entscheiden sich, den Blumenmarkt zu entwickeln und im Robinienhof zu bleiben. Die zweite: Die Textilhändler bleiben dort. Auch eine gemischte Nutzung ist möglich.
Funktioniert das alles nicht und will kein Händler dauerhaft im Robinienhof stehen, müsse man sich etwas überlegen, so Panteleit. Dann werde ein Gremien gefunden, welches einen Kriterienkatalog erstellt, was für den Markt wichtig ist, was weniger. Und demnach müsse dann ausgedünnt werden, so lange nicht für alle Händler Platz ist.
Eine etwa sieht er in einer finanziellen Erleichterung für die Händler, die in der laufenden Testphase keine Gebühren zahlen müssen. „Ich bin überzeugt, dass wir es hinbekommen, dass das auch für weitere vier Wochen möglich ist. Dafür mache ich mich stark.“