Gelsenkirchen. Rotthauser Bürger in Gelsenkirchen schlagen Alarm. Ratten, Raser, Auto-Schrauber und lärmende Jugendliche ärgern sie. Worüber Anwohner klagen.

„Ruhiger als in Ückendorf“, so lautete die aktuelle Beschreibung des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) mit Blick auf die Lage in Rotthausen. Zwar äußerte sich auch die Polizei bei der Sitzung des Präventionsrates ähnlich. Aber: Damit sind die Probleme nicht verschwunden. Im Gegenteil, das Spektrum der Beschwerden reicht von Müll und Rattenplage bis hin zur „illegalen Schrauberwerkstatt“ auf oder an dem Marktplatz.

396 KOD-Einsätze in Gelsenkirchen-Rotthausen in vergangenen drei Monaten

In nüchternen Zahlen spiegelt sich das Geschehen der vergangenen drei Monate so wider: Laut KOD hat es in diesem Zeitraum insgesamt 396 Aufträge gegeben, 332 unter der Woche, 64 am Wochenende. Die Beschwerden umfassen lärmende Gruppen von Jugendlichen auf Spielplätzen und Schulhöfen im Viertel und Müllberge auf einem Grünstreifen am Gewerbegebiet Zechenstraße/Schwarzmühlenstraße. Auch der Rotthauser Markt steht mal wieder im Fokus. Der werde als Abstellfläche und Reparaturplatz für (alte) Autos, Wohnmobile und Transporter genutzt – Müll sei die Folge und ein Rattenbefall.

Zaun soll illegale Müllberge an Gewerbegebiet Zechenstraße in Gelsenkirchen verhindern

Zumindest was den Müll hinter Burger King und Tankstelle anbelangt, scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Nach Angaben der Stadt will der Eigentümer – seit 2022 hat es ihr zufolge fünf Anhörungen gegeben wegen des immer wiederkehrenden Problems mit illegal entsorgtem Abfall – „in Kürze einen Zaun errichten“. Ob das hilft, bleibt abzuwarten. Selbst mehrere von der Stadt angesetzte verdeckte Observationen haben bislang erst einen Täter in flagranti auffliegen lassen.

Der Zaun dürfte aber zumindest das Abladen größerer und schwerer Altlasten erschweren, die gut 20 Bürgerinnen und Bürger im Quartiersbüro an der Karl-Meyer-Straße berichteten von Säcken und Tüten mit Hausmüll, Ölbehältern, Altreifen und sogar ganzen Kühlschränken, die dort heimlich abgeladen würden.

Über Ratten, Kakerlaken, Fäkalien und Hausmüll in Gelsenkirchen-Ückendorf hat sich WAZ-Leser Sebastian Peifer beschwert.
Über Ratten, Kakerlaken, Fäkalien und Hausmüll in Gelsenkirchen-Ückendorf hat sich WAZ-Leser Sebastian Peifer beschwert. © Foto: Sebastian Peifer

Ein ähnliches Problem meldet in dem Zusammenhang auch WAZ-Leser Sebastian Peifer. „Müllberge, Fäkalien und Ungeziefer wie Ratten und Kakerlaken“ machten ihm und den Anwohnern neben dem leerstehenden Haus an der Breilstraße 1/ Bochumer Straße 128 in Ückendorf das Leben schwer. Er sendet einen Hilferuf, weil Gespräche mit dem Besitzer bislang „in leeren Versprechungen“ geendet seien. „Meldungen über die GEmeldet-App bleiben leider erfolglos und die Sorgen der umliegenden Anwohner wachsen leider täglich“, sagt Peifer.

Rotthauser Markt: Klage über Autoschrauber und Rattenplage

Schwierig ist auch die Situation am und rund um den Rotthauser Markt. Die größte Hürde: Verursachende zu finden, eine dauerhafte Überwachung ist nicht möglich. Obwohl es nach Angaben des KOD in Gelsenkirchen mit 4900 Abfallkörben mehr als „doppelt so viele Mülleimer“ als in anderen Nachbarstädten gebe, lande Unrat hartnäckig noch daneben. Dass Ratten von Essenresten angezogen werden, die die zum Teil in den Fahrzeugen übernachtenden Insassen achtlos hinterließen, sei da kein Wunder. „Die Mülltonnen in der Umgebung laufen über“.

Parken am Rotthauser Markt sei nur Pkw und Krad erlaubt – da beginnt aber augenscheinlich das Problem, wie die Runde erörterte. „Klein-Lieferwagen, Transporter und Co. unterschreiten die Pkw-Grenze von 3,5 Tonnen oftmals“, deshalb ließen sich schlecht Parkverstöße ableiten. Welche Handhabe es gibt, Reparaturen, sogar von „Ölwechseln“ war die Rede, zu sanktionieren, blieb überraschend offen. Immerhin stellen auslaufende Betriebsstoffe eine Gefahr für die Umwelt dar, wenn sie nicht aufgefangen und fachgerecht entsorgt werden.

Bürger: Lkw donnern trotz Tempo 30 mit über 60 Stundenkilometern an Gelsenkirchener Schule vorbei

Beschwerden über „zu schnelle oder Straßen verstopfende Lkw“ brachten die Bürgerinnen und Bürger ebenso hervor. Betroffen sein davon die Steeler Straße und die Scheemannstraße; auf letzterer donnern die Schwergewichte angeblich mit „70 oder 80 Stundenkilometern entlang“, während es in Höhe der Hauptschule Am Dahlbusch zu einem Engpass kommt durch parkende Lkw auf dem Mittelstreifen.

Und obwohl „für Lkw auf der Steeler Straße Tempo 30 gilt“, sollen „viele Brummis gut und gerne das Doppelte fahren.“ Ein klarer Fall für die Verkehrsüberwachung, so lautete die erste Einschätzung von Polizei und KOD – gut möglich, dass Superblitzer „Rudi“ zeitnah Posten bezieht.

Geduld ist dagegen noch beim Thema Rotthauser Schulhöfe und Spielplätze gefragt. Das jüngst vorgestellte Kontrollsystem, das mit Künstlicher Intelligenz (KI) Spielplätze und Schulen überwacht, ist noch nicht stadtweit im Einsatz. Bislang werden erst die Turmschule in Rotthausen sowie die Grundschulen an der Grillostraße und am Dörmannsweg seit einigen Monaten per Radar überwacht.