Gelsenkirchen. Ein Schandfleck wegen illegalen Mülls ist ein Grünstreifen an einem Gelsenkirchener Gewerbegebiet. Woran eine Lösung bislang scheiterte.
Wilde Müllablagerungen sind ein echtes Ärgernis für Anwohner und Passanten. „Puls“ wie man im Ruhrgebiet sagt, bekommt beim Anblick solcher Hinterlassenschaften auch die Gelsenkirchenerin Barbara S., wenn sie auf dem Weg zur Arbeit am Rotthausener Gewerbegebiet an der Zechenstraße vorbeikommt. Der Grüngürtel hinter Burger King und Q1-Waschstraße sowie neben der Jet-Tankstelle und am XXL-Garagenpark ist übersät mit Müll, vielfach sind es Fast Food-Verpackungen, aber auch alte Autoreifen oder kaputte Möbel liegen zwischen Bäumen, Gras und Büschen. Betroffen ist ebenso der Grünstreifen entlang der Schwarzmühlenstraße und des Garagenparks.
Die Gelsenkirchenerin Barbara S. fragt sich, warum Gelsendienste als Entsorger dort nicht für Ordnung sorgt. „Weiß der Betrieb überhaupt, dass sich hier illegaler Müll anhäuft?
Ja, Gelsendienste weiß von dem Problem, wie Pressesprecher Tobias Heyne auf Anfrage dieser Redaktion erklärt. Die Örtlichkeit gehört zu einer ganzen Reihe von wilden Kippen in Gelsenkirchen, dort wie auch an den anderen Stellen „kommt es häufiger zu illegalen Müllablagerungen“. Mitarbeiter von Gelsendienste seien zwei- bis dreimal pro Woche außer der Reihe dort aktiv, um neben den öffentlichen Flächen wie Straßen, Parkbuchten und Gehwege den Abfall zu beseitigen.
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Bei den betroffenen Flächen handelt es sich nach Auskunft von Gelsendienste um „private Flächen“, was die Handhabe etwas komplizierter macht. Angaben zu den Eigentümern machte Gelsendienste nicht. Nach Angaben von XXL-Garagenpark-Inhaberin Daniela Hahn teilen sich XXL-Garagen, Burger King und Jet den Längsstreifen an der Schwarzmühlenstraße – der Grüngürtel, der Tankstelle und Waschstraße von den Garagen trennt, wird ihren Plänen zufolge „Q1, Jet und uns zugeordnet“.
Grundsätzlich wird der Eigentümer zur Verantwortung gezogen, selbst wenn Dritte den Müll abgeladen haben. Allerdings ist das ein Verfahren, das sich über einige Wochen hinzieht und bei dem es mehrere Eskalationsstufen gibt (siehe Infobox). Am Ende steht eine sogenannte Ersatzvornahme. „Dies bedeutet, dass die Entsorgung auf Kosten des Eigentümers durch Gelsendienste respektive durch ein beauftragtes Unternehmen vorgenommen würde“, erklärt Tobias Heyne.
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Dazu ist es aber noch nicht gekommen. Im konkreten Fall wurde nach einer schriftlichen Aufforderung von Gelsendienste zu Anfang des Jahres vom Eigentümer „eine Reinigungsaktion durchgeführt“. Weil es danach erneut zu Verunreinigungen gekommen ist, „ist es vor einigen Tagen zu einem weiteren Anschreiben gekommen“, so Heyne. Getan hat sich zumindest bis vergangenen Freitag nichts. An dem Tag sind die Fotos entstanden.
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So beurteilen Burger King, Jet, Q1 und XXL-Gargenpark das Müllproblem
Und was sagen Burger King, Jet, Q1 und letztlich der XXL-Garagenpark dazu, sehen die Unternehmen sich eigentlich in der Verantwortung, mit ihrem Teams für Sauberkeit zu sorgen – schließlich sammelt sich der Dreck genau dort an, wo die Firmen ihr Geld verdienen? So viel lässt sich sagen: Burger King hat auf unsere Anfrage bislang nicht geantwortet. Und die anderen Beteiligten sind über Zuständigkeiten unterschiedlicher Meinung.
„Für Jet als auch für den selbstständigen Tankstellenunternehmer und sein Team“ stellt der Müll „ein erhebliches Ärgernis“ dar, wie Sprecher Oliver Dupke mitteilt. Das Jet-Team sorge ständig für Sauberkeit auf dem Tankstellengrundstück, kann jedoch nicht zusätzlich die Pflege von Fremdgrundstücken respektive Fremdmietflächen übernehmen. Dupke zufolge hat Jet Kontakt mit dem Vermieter aufgenommen, um eine schnelle Säuberung zu erreichen.
Der Energieversorger Q1 betont, dass „die vermüllte Fläche nicht zu dem von uns gepachteten Grundstück für die Waschstraße gehört“, sagt Q1-Sprecherin Alina Moldenhauer. „Ebenso stammt der Müll nicht aus unserem Betrieb oder von den dortigen Mitarbeitern.“ Dem Unternehmen sei daran gelegen, dass der Verursacher den Müll beseitige und Sorge trage, dass der aktuelle Zustand nicht wieder eintrete.
Daniela Hahn, Inhaberin des XXL-Garagenparks, spricht von einer misslichen Lage. „Wir sind reichlich verzweifelt“, so Hahn. „Allein im März habe man allein für die Müllentsorgung 600 Euro bezahlt, ganz zu schweigen vom Lohn des Hausmeisters, der den der anderen Hausmeister, die teilweise vier Standorte gleichzeitig pflegten, bei Weitem übertreffe. „Es ist eine regelrechte Sisyphus-Arbeit“, sagt Hahn. Kaum sei der Park gesäubert, werde er abends und nachts wieder vermüllt. „Vonseiten der Stadt wurde uns leider auch keine Hilfe angeboten.“