Gelsenkirchen. Die Defizite bei Vorschulkindern nehmen zu, die Fördermöglichkeiten in Kita und Schule sinken mangels Personal. Ein gefährlicher Teufelskreis.
Es ist ein Teufelskreis. Es gibt zu wenige Kitaplätze, um jedes Kind versorgen zu können. Damit möglichst viele Kinder einen Platz bekommen können, gibt es große Gruppen mit zu wenig Personal für intensive, individuelle Förderung. Doch je weniger gefördert werden kann, desto größer sind die Defizite beim Schuleintritt. Bei einer Rückstellung aber besetzt dieses Kind einen weiteren kostbaren Kitaplatz, der dann anderswo fehlt.
In der Grundschule dann ist die Personalnot mindestens genauso groß wie in der Kita. Dabei steigt die Zahl der Kinder mit besonderem Förderbedarf und auch Sprachdefiziten bereits deutlich. Die Gründe sind vielfältig: Corona-Lockdowns, überforderte Eltern, überfüllte Kitas und mangelnde Sprachkenntnisse und mehr. Lesen Sie dazu: Gelsenkirchen: Streit um Rückstellung von der Einschulung
![WAZ-Reporterin Sibylle Raudies WAZ-Reporterin Sibylle Raudies](https://img.sparknews.funkemedien.de/237772633/237772633_1677524233_v16_9_1200.jpeg)
Zeit und Personal für wirklich individuelle Förderung fehlt überall
Wird das Kind trotz Defiziten eingeschult, braucht es dort meist länger zum Lernen. Auch, weil nicht so intensiv gefördert werden kann, wie nötig. Benötigt es dann aber drei Jahre für die eigentlich zweijährige Schuleingangsphase, hat das fatale Folgen: Die ohnehin bereits hoffnungslos überfüllten Grundschulen mit ihren dramatisch unterbesetzten Lehrerkollegien werden noch voller, die Klassen noch größer.
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Dass Eltern sich um das Wohl ihrer Kinder sorgen, Überforderung fürchten, wenn diese in Klassen mit 28 Kindern, hohem Unterrichtsausfall und ohne die pädagogisch dringend empfohlene individuelle Förderung ins Schulleben starten sollen, ist verständlich. Aber wo ist die Lösung? Das Kind zuhause noch ein Jahr ‘in Ruhe spielen’ zu lassen, ist keine Lösung.
Es ist ein Teufelskreis, den eine Stadt wie Gelsenkirchen allein nicht durchbrechen kann. Konzepte wie das „Zukunft früh sichern“-Projekt sind gut, müssten aber sehr schnell stadtweit umsetzbar sein, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Ansonsten droht unsere Gesellschaft sehenden Auges große Teile einer Generation aufzugeben. Verantwortliche auf allen politischen Ebenen und auch wir als Teil der Gesellschaft sind gefragt, Lösungen zu suchen und finden.