Gelsenkirchen. Gelsenkirchens bekanntester Ukraine-Helfer, SPD-Ratsherr Jürgen Hansen, ist gestorben. Der 65-Jährige kämpfte zuletzt schwer um seine Gesundheit.
In Gelsenkirchen war er bekannt für seinen unermüdlichen Einsatz für Kinder und Geflüchtete, in der Ukraine unterstützte er bis zuletzt die unter dem russischen Angriffskrieg leidende Bevölkerung. Eindruck machte er mit seiner unverblümten und unerschrockenen Art jedoch überall. Jetzt ist Jürgen Hansen im Alter von 65 Jahren gestorben. Das teilte die Gelsenkirchener SPD über ihre Social-Media-Auftritte mit.
Das Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion im Gelsenkirchener Stadtrat leistete seit Beginn des russischen Angriffskriegs humanitäre Hilfe in den zentralukrainischen Städten Switlowodsk und Krementschuk, trotz seiner schweren COPD-Erkrankung. Zuletzt hatte sich Hansen ein schweres Virus eingefangen, wie er der WAZ in seinem letzten Kontakt mit der Redaktion Mitte Februar 2023 berichtet hatte. Ukrainischen Medienberichten und der „Task Force Flüchtlingshilfe“ zufolge ist Hansen am Freitag (24. Februar) in einem Krankenhaus in Krementschuk gestorben.
Die gesundheitliche Versorgung vor Ort ist aufgrund der russischen Raketenangriffe auf die kritische Infrastruktur stark gefährdet. Die Stadt hatte sich deshalb mit Hansens Unterstützung bemüht, ein Notstromaggregat für die örtliche Kinderklinik zu besorgen. Dieses war erst vor wenigen Tagen eingetroffen.
Jürgen Hansen war lange das Gesicht der Gelsenkirchener Piraten-Partei
Jürgen Hansen wurde 1957 in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt geboren. 1986, drei Jahre vor dem Fall der Mauer, kam er von der DDR nach Gelsenkirchen. Hier wohnte er mit seiner Familie in Beckhausen. Er hinterlässt zwei erwachsene Kinder.
Seinen zweiten Wohnsitz hatte Hansen in Switlowodsk, wo er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin lebte und eigentlich seinen Ruhestand verbringen wollte. Doch dann begann Wladimir Putin seinen Angriff auf die Ukraine. Der WAZ und anderen Medien berichtete Hansen regelmäßig ungefiltert von seinen Erlebnissen vor Ort. Um den Menschen im Kriegsgebiet zu helfen, riskierte er mehrmals sein Leben.
In Gelsenkirchen baute Hansen seinen eigenen Maurer- und Betonbetrieb auf. Politisch engagierte sich der Bauunternehmer zunächst bei der Gelsenkirchener Piraten-Partei, dessen Gesicht er bis zum Jahr 2019 war. 2020 kandidierte er dann bei der Kommunalwahl als Spitzenkandidat für die SPD in Scholven.
Als Vorsitzender der „Task Force Flüchtlingshilfe“, die er 2015 ins Leben rief, unterstützte Hansen unzählige Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Gelsenkirchen. Zuletzt arbeitete der Verein eng mit der Tiertafel zusammen, um Spenden für die Ukraine zu sammeln. Hansen koordinierte folgend mehrere Hilfskonvois für das vom Krieg erschütterte Land. Vor allem auf seine Initiative geht die enge Verbindung zurück, welche die Stadt Gelsenkirchen derzeit mit der ukrainischen Stadt Krementschuk pflegt.
OB Welge: „Gelsenkirchen hat einen echten Kämpfer für die Demokratie verloren“
„Sein Tod nach langanhaltender Krankheit schockiert die SPD-Ratsfraktion Gelsenkirchen. Wir trauern in Respekt um einen hochgeschätzten und humorvollen Parteifreund, der in Gelsenkirchen und der Ukraine die Menschen für eine gute Sache zusammengebracht hat“, drückte die SPD-Fraktion auf Facebook ihr Bedauern aus. „Jürgen Hansen wird uns fehlen.“
„Gelsenkirchen hat einen echten Kämpfer für die Demokratie verloren“: Mit diesen Worten machte auch Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) am Samstagmorgen in einem Facebook-Post ihre Betroffenheit deutlich. „Er war direkt und nahbar, unnachgiebig und streitbar, wenn es um Menschen in Not ging. Dabei immer zugewandt und voller Lebensfreude“, erinnerte sie an Jürgen Hansen und hob hervor, wie deutlich er Haltung gegen Ausgrenzung und Ungerechtigkeit zeigte. „Er war unermüdlich in seinem Engagement für Menschen, die unter den Folgen eines Krieges leiden.“