Gelsenkirchen. Die Klinik für Neurologie am EVK Gelsenkirchen ist nun anerkanntes Zentrum für Multiple Sklerose. Neue Therapien gibt es für Autoimmun-Patienten.
Das Evangelische Klinikum ist nun als zertifiziertes Zentrum für eine optimale Versorgung von Patienten anerkannt, die unter einer Multiplen Sklerose (MS) leiden. Die Therapie dieser Autoimmun-Erkrankung, die verschiedenste Ausprägungen hat und als chronische Erkrankung eine langfristige, gute Begleitung erfordert, wird von der Klinik für Neurologie an den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen übernommen, niedergelassene Fachärzte werden eingebunden. Das Zertifikat der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) als MS-Zentrum gilt als Beleg für eine Rundum-Therapie nach den neuesten medizinischen Leitlinien.
280.000 Menschen leiden in Deutschland unter Multipler Sklerose
280.000 Menschen aller Altersgruppen in Deutschland leiden unter MS, der chronisch entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems. Das MS-Zentrum am EVK bietet ambulante und stationäre Primär- und Akutversorgung bei Schüben an. Bei einer Multiple-Sklerose-Komplexbehandlung werden Patienten bis zu 15 Tage stationär interdisziplinär therapiert, inklusive Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie sowie Neuropsychologie.
Neues Therapieverfahren bei einem akuten MS-Schub
Bei bereits von ihren niedergelassenen Neurologinnen und Neurologen „exzellent betreuten Patienten“ sieht sich das MS-Zentrum vor allem in der Pflicht, stationäre Leistungen wie die Komplexbehandlung und Schubtherapie inklusive einem neuen Verfahren – der Immunadsorption – anzubieten. Auf Wunsch bietet das Zentrum auch Zweitmeinungen und die Einstellung auf eine immunmodulierende Therapie für niedergelassene Ärzte an.
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Die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung ist für Menschen mit chronischen, nicht heilbaren Erkrankungen essenziell: „Das gibt uns die Möglichkeit, Patientinnen auf ihrem individuellen Behandlungsweg mit demselben Team zu betreuen, sie somit in ihrem Krankheitsverlauf kontinuierlich zu begleiten“, betonen Privat-Dozentin Dr. Judith Wagner, Chefärztin der Klinik für Neurologie und Frührehabilitation und Hesham Kutnaji, ärztlicher Leiter des MS-Zentrums. Eine ambulante Behandlung ist im angegliederten Medizinischen Versorgungszentrum mit hausärztlicher Überweisung ebenfalls möglich.
Die „Immunadsorption“ kommt für MS-Patienten, aber auch für Menschen mit anderen Autoimmun-Erkrankungen des zentralen sowie des peripheren Nervensystems in Frage. Sie kommt vor allem bei akuten Schüben von MS-Patienten zum Einsatz. Es handelt sich dabei um eine Art „Blutwäsche“, bei der bestimmte Blutbestandteile wie Antikörper aus dem Blut herausgefiltert werden. Anders als bei der alternativ angewandten Plasmapherese (Blutaustausch) wird das eigene, gereinigte Blut komplett zurück in den Körper der Patientinnen geleitet, so dass die Behandlung sehr gut verträglich ist. Das Verfahren ist für alle Autoimmun-Erkrankungen des zentralen und des peripheren Nervensystems anwendbar.
Geeignet für alle, bei denen Cortison im Schub nicht hinreichend wirkt
Im Ruhrgebiet gibt es nur wenige neurologische Kliniken, die das Verfahren eigenständig durchführen. Geeignet ist diese „Blutwäsche“ etwa für Patientinnen in der MS-Schubtherapie, deren Symptome sich nicht oder nicht ausreichend durch die Gabe von Cortison bessern. Während eines stationären Aufenthaltes werden in der Regel fünf Behandlungseinheiten durchgeführt. Die Dauer des stationären Aufenthaltes wird aber auch vom allgemeinen Gesundheitszustand und dem Ansprechen auf Therapien beeinflusst.
Termine für ambulante Behandlung gibt es im Medizinischen Versorgungszentrum am EVK unter der Rufnummer 0209 160 1527, zur stationären Aufnahme im Klinik-Sekretariat unter 0209 160 51501.