Gelsenkirchen. Die neue Chefärztin der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen ist spezialisiert auf Schlaganfälle, Epilepsien & Long Covid. Wo sie Erfolge sieht.

Sie ist gekommen, um zu bleiben: Privat-Dozentin Dr. Judith Wagner (44) leitet seit 1. Juli die Klinik für an den Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen. Nachdem Prof. Michael Linnebank das Haus nach nur knapp einem Jahr wieder verlassen hatte, will seine Nachfolgerin nun durchstarten mit dem Ausbau und der Zentralisierung der zur Klinik gehörigen Abteilungen. Judith Wagner ist direkt vom Uniklinikum im österreichischen Linz nach Gelsenkirchen gewechselt, wo sie als leitende Oberärztin vor allem im Bereich der akuten Neurologie tätig war. Lesen auch: Zahl der Todesfälle durch Schlaganfall in Gelsenkirchen gesunken

Wechsel aus Österreich wegen „großer Klinik mit guten Möglichkeiten“

Eigentlich war ihr Wechsel nach Gelsenkirchen ausschließlich beruflich bedingt. Die Herausforderung der Leitung einer großen Klinik für Neurologie mit 90 Betten und mit guten Möglichkeiten – der Schlaganfall-Spezialeinheit (Stroke-Unit), der neurologischen Frühreha und umfassenden interdisziplinären Anbindung – zog die gebürtige Sauerländerin aus Österreich nach Gelsenkirchen. Mittlerweile aber – so Wagner – „gefällt mir Gelsenkirchen wirklich gut. Ich lebe nun auch hier und habe festgestellt, dass es wirklich schöne Ecken hier gibt.“

Neun Facharztstellen und 17 Assistenzarztstellen gehören zu ihrer Klinik, 7,5 Facharztstellen sind aktuell bereits besetzt, ab September werden es 8,5 sein. Auch bei den aktuell lediglich 13 Assistenzärztinnen und -ärzten laufen weitere Einstellungen, wie sie versichert. Sieben Jahre hat Dr. Wagner in Linz an der Klinik gearbeitet. Neben der Stroke-Unit liegen ihre Spezialgebiete bei Epilepsien und Enzephalitiden – Entzündungen des Gehirngewebes, die bei einigen Epilepsieformen auch eine Rolle spielen. „Ich habe viel Erfahrung gesammelt mit Thrombektomien, mit denen die besonders gefährlichen Blutgerinnsel in den abgehenden Gehirngefäßen aufgelöst werden können. Die Behandlungserfolge dieser Therapieform sind extrem groß und schnell wirksam. Viel Leid kann damit erspart werden“, erklärt Wagner.

Aufrecht erhalten will die Medizinerin auf jeden Fall auch die zertifizierte Ambulanz für Multiple-Sklerose-Patienten im Haus, die stark nachgefragt ist. „Gerade im Bereich MS hat sich bei den Therapieoptionen in den letzten Jahren sehr viel getan. Aber die Behandlung ist sehr komplex und es braucht viel Expertise“, betont die Ärztin. Daher soll auch die Kommunikation mit den Hausärzten und niedergelassenen Fachärzten intensiviert und mehr Fortbildung angeboten werden. Zum Thema: Neue Angebote für MS-Patienten an der Klinik

Gelsenkirchen: Neue Neurologie-Chefin hat viel Erfahrung im Bereich Long Covid

In Linz viel Erfahrung gesammelt hat Dr. Wagner auch im Bereich von (Long) Covid, wo es bei vielen Patienten nach langem Aufenthalt auf der Intensivstation unter anderem durch Hypoxie (Sauerstoffmangel) und schwere Inflammation (Entzündung) bedingte neurologische Schäden zu therapieren gab. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in dem Bereich mit der Klinik für seelische Gesundheit, die eine Long-Covid-Ambulanz mit vorgeschalteter stationärer Diagnostik vorhält, läuft in Gelsenkirchen bereits.

Dr. Judith Wagner ist bereits die dritte Chefärztin an den Evangelischen Kliniken, neben der Chefärztin Dr. Jutta Schröder (Klinik für Schmerztherapie) und Chefärztin Dr. Brunhild Wissuwa (Klinik für Geriatrie). In der Gelsenkirchener Kliniklandschaft ist das Haus an der Munckelstraße damit das „weiblichste“.

Ausbildung in London und USA

Judith Wagner wuchs im Sauerland auf. Medizin studierte sie in Freiburg und London. Im Praktischen Jahr arbeitete die angehende Fachärztin unter anderem am Harvard Hospital in Boston, die Assistenzzeit absolvierte sie unter anderem in München. Auf leitende Tätigkeiten bereitet sie sich seit 2021 (bis 2023) in Frankfurt an der School of Finance and Management vor für das Zertifikat „Management für leitende Krankenhausärzte“.

Habilitiert hat die mit „summa cum laude“, der bestmöglichen Note, promovierte Judith Wagner im Jahr 2021 in Linz, Lehrtätigkeit übte sie seit 2018 bereits unter anderem zum Thema „Erkrankungen des Nervensystems“, „Differentialdiagnose“, „Erkrankungen des Alters“ und „Versorgungswirksamkeit“ aus.