Herne. Nach einer Nierentransplantation drohte auch das neue Organ zu erkranken. Dank einer Immunadsorption muss René Krause nun nicht mehr zur Dialyse.

Sie filtert schädliche Substanzen aus dem Blut und wird bei Nieren- und Autoimmunerkrankungen sowie in der Transplantationsmedizin eingesetzt: Die sogenannte Immunadsorption ist eine spezielle Blutwäsche, die die Konzentration von schädlichen Antikörpern im Blut deutlich reduziert.

Mit dieser Behandlungsmethode bieten die Experten der Medizinischen Klinik I des Marien Hospitals eine besondere Therapieperspektive für Patienten wie René Krause an. Er leidet an einer seltenen chronischen Nierenschädigung, die mit der Zeit zum Nierenversagen führt.

Immunsystem schützt Organismus

Das Immunsystem hat die lebenswichtige Aufgabe, den Organismus vor Viren, Bakterien und anderen schädlichen Erregern zu schützen. Ist die Immunabwehr aber gestört, kann es nicht nur zu schweren Infektionen kommen – das Immunsystem kann auch Antikörper bilden, die körpereigenes, gesundes Gewebe angreifen und bekämpfen. „Mit der sogenannten Immunadsorption können diese schädlichen Antikörper aus dem Blutplasma herausgefiltert und dadurch das Blut der Patienten gereinigt werden.“

Ein spezielles Gerät führe dann das gereinigte Plasma über die Vene zurück zum Patienten, so Prof. Dr. Timm Westhoff, Direktor der Medizinischen Klinik I. Damit eigne sich dieses Therapieverfahren nicht nur zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis, sondern auch zur Unterstützung des Immunsystems von Patienten, die ein Organtransplantat erhalten hätten.

Behandlungsperspektive für Patienten schaffen

Ein Patient, der von dieser Behandlungsmethode der Medizinischen Klinik I profitiert, ist René Krause. Bei dem 54-Jährigen sei vor rund 15 Jahren die sehr seltene autoimmunbedingte Nierenschädigung Fokal Segmentale Glomerulosklerose (kurz FSGS) diagnostiziert worden. Dabei funktioniere das Filtersystem der Niere, welches die lebenswichtigen Eiweiße im Blut hält und Giftstoffe über den Harn aus dem Körper ausscheidet, nicht mehr richtig: „Mit der Zeit lässt diese wichtige Funktion immer weiter nach. Sind mehr als etwa 90 Prozent der Nierenfunktion verloren, muss sie durch eine Dialyse oder durch eine Nierentransplantation ersetzt werden“, so Dr. Felix Seibert, Oberarzt der Medizinischen Klinik I. So auch bei René Krause, der nach mehreren Jahren Dialyse im Mai 2016 die lang ersehnte Niere im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum transplantiert bekam.

Wirkungsvolle Behandlungsalternative

„Da sie ihre Arbeit aber nicht so richtig aufnehmen wollte, musste ich zunächst für sechs Wochen weiter zur Dialyse, bis meine neue Niere selbstständig funktionierte“, berichtet René Krause. Die Chirurgische Klinik des Knappschaftskrankenhauses und die Medizinische Klinik I des Marien Hospital Herne stellten gemeinschaftlich das Transplantationszentrum der Ruhr-Universität Bochum dar.

„Im Rahmen der Nachbehandlung stellten wir dann fest, dass die ursprüngliche Erkrankung nun auch die neue Niere angegriffen hatte. Daraufhin haben wir in Herne mit der Immunadsorption begonnen. So können wir die Funktionen und Aufgaben der transplantierten Niere aufrechterhalten und verhindern, dass er wieder zur Dialyse muss“, so Prof. Westhoff. Blutwäsche sei nicht gleich Blutwäsche: Während die weit verbreitete Dialyse die Funktion einer geschädigten Niere ersetze, sei die Immunadsorption ein seltenes Blutreinigungsverfahren, das den Funktionsverlust der transplantierten Niere von René Krause verhindere. „Damit bietet die Immunadsorption bei René Krause eine wirkungsvolle Behandlungsalternative, die gut verträglich, schonend und mit einer einzelnen Therapiesitzung pro Woche weniger zeitaufwendig ist als die Dialyse“, so Dr. Seibert. Denn für eine Dialyse müssten Patienten rund dreimal pro Woche für jeweils vier bis fünf Stunden behandelt werden.

Neben einem größeren Gefäßzugang über den Arm des Patienten seien für die Durchführung der Immunadsorption ein speziell geschultes Pflegepersonal, erfahrene Ärzte und bestimmte Geräte erforderlich. „Ich bin dem Herner Ärzte- und Pflegeteam sehr dankbar und blicke zuversichtlich in die Zukunft“, so René Krause abschließend.