Gelsenkirchen. Im Vergleich zum Landesschnitt steht Gelsenkirchen vor immensen Integrationsherausforderungen. Das sind die bedrückenden Daten und Fakten.

Integrationspolitik sei auf „verlässliche und differenzierte Informationen angewiesen“, heißt es in der Einleitung des „Integrationsmonitorings der Bundesländer“. Folglich gebe es einen Bedarf an Daten, die Auskunft darüber geben, ob und in welcher Weise sich die Integration der Menschen mit Migrationshintergrund vollzieht und in welchen Bereichen es Defizite gibt und Handlungsbedarf besteht. Der aktuellste dieser Berichte (Ausgabe 2021) weist für Gelsenkirchen – zwar allgemeinhin bekannte –, deshalb aber nicht weniger handlungsfordernde Kennzahlen auf. Dabei wird unter dem Strich abermals deutlich, dass Gelsenkirchen im Vergleich zum Durchschnitt aller NRW-Städte weiterhin vor immensen Herausforderungen steht.

In nahezu allen Altersgruppen ist der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung in Gelsenkirchen doppelt so hoch wie im NRW-Schnitt. Und während 2020 in Gelsenkirchen jeder zehnte deutsche Staatsangehörige arbeitslos war (fast doppelt so viele wie im NRW-Schnitt), war sogar nahezu jeder dritte Nichtdeutsche arbeitslos (NRW: 20,4 Prozent). In der Folge waren 14,7 Prozent der Deutschen in Gelsenkirchen leistungsberechtigt und gar 39 Prozent der Nichtdeutschen.

Mehr als jedes zweite Kita-Kind in Gelsenkirchen hat eine Einwanderungsgeschichte

55 Prozent der Kinder in den Gelsenkirchener Kitas haben eine Einwanderungsgeschichte, in NRW sind es 32,7. Der Anteil nichtdeutscher Schülerinnen und Schüler an Grundschulen beträgt in Gelsenkirchen 31,5 Prozent, in NRW hingegen nur 15,2 Prozent – und die Statistik unterscheidet hier nur nach der Staatsangehörigkeit, nicht nach einem etwaigen Migrationshintergrund und möglichen Entwicklungsrückständen bei der deutschen Sprache.

27 Prozent der nichtdeutschen Grundschüler in Gelsenkirchen sind Syrer, 23,4 Prozent Rumänen und 8,9 Prozent Bulgaren – nicht selten mit entsprechend großen Herausforderungen, zunächst erstmal Deutsch zu lernen. Bei allen drei Herkunftsländern liegt Gelsenkirchen auch hier deutlich über dem Landesschnitt.

An Gelsenkirchener Gesamtschulen gelingt der Sprung in die Oberstufe öfter

Während im Schuljahr 2020/21 im Vergleich zum NRW-Schnitt deutlich weniger deutsche und nichtdeutsche Schüler in Gelsenkirchen den Sprung in die Oberstufe eines Gymnasiums schafften, gelingt dies an den Gesamtschulen in Gelsenkirchen deutlich häufiger als im Landesschnitt: 23 Prozent der nichtdeutschen und 24,2 Prozent der deutschen Schüler wurden in die Sekundarstufe II einer Gesamtschule versetzt – im NRW-Schnitt waren es jeweils nur etwa die Hälfte.

Auf der anderen Seite verließen sowohl bei den nichtdeutschen (19,3 Prozent) als auch bei den deutschen Schülern (7,9 Prozent) deutlich mehr Jugendliche die Schule ohne einen Hauptschulabschluss als im Landesschnitt. Das Abitur schafften 15,6 Prozent der Nichtdeutschen in Gelsenkirchen (NRW: 20,7 Prozent); bei den deutschen Schülern waren es 43,4 Prozent in Gelsenkirchen und 46,5 Prozent in NRW.

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Insgesamt hatten 55.611 bzw. 21,5 Prozent der 259.105 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener keinen deutschen Pass. Ende 1998 zählte Gelsenkirchen noch 284.085 Einwohner, darunter waren 40.618 Nichtdeutsche (14,3 Prozent). Die Ausländerarbeitslosigkeit wies auch 1998 erhebliche regionale Schwerpunkte auf. Die Arbeitsamtsbezirke mit den höchsten Arbeitslosenquoten lagen in den industriellen Zentren des Ruhrgebiets. Es waren etwa Dortmund mit 30,1 Prozent und Gelsenkirchen mit 27,9 Prozent. Im gesamten Ruhrgebiet lag die Quote für Nichtdeutsche mit 25,4 Prozent weit oberhalb des Landesdurchschnitts von 21,5 Prozent.