Gelsenkirchen. 200 Gelsenkirchener verließen ihre Schule 2021 ohne jeden Abschluss – das sind 7,8 Prozent der Abgänger. Der NRW-Schnitt liegt bei 2,1 Prozent.
Bei den Heranwachsenden, die ihre allgemeinbildende Schule ohne jeden Schulabschluss verlassen, hat Gelsenkirchen erneut die rote Laterne. Zum Ende des Schuljahres 2020/21 verließen 200 der 2565 Schulabgänger ihre Schulen ohne jeden Abschluss, das entspricht 7,8 Prozent. Im Landesdurchschnitt lag die Quote bei nur 2,1 Prozent, aber selbst der vorletzte in der Liste – Herne – lag noch bei „nur“ 5,9 Prozent, Duisburg bei 3,5 Prozent, Oberhausen gar bei nur 2 Prozent und im Kreis Olpe als Spitzenreiter beim Schulerfolg waren es nur 0,7 Prozent.
Letzter Platz trotz Verbesserung in den letzten Jahren
Dabei hat Gelsenkirchen sich in den letzten Jahren zuvor durchaus verbessert. 11,8 Prozent der Schulabgänger hatten im Schuljahr 2015/16 die Schule ohne mindestens den Hauptschulabschluss verlassen, in 2017/18 waren es 8,5 Prozent, nämlich 246 Jugendliche, davon zwei Drittel männlich. 2019/20 allerdings lag die Abgängerquote ohne Abschluss besonders niedrig: bei 4,6 Prozent, nur 115 blieben ohne jeden Abschluss. Allerdings war die Quote in jenem Vor-Coronajahr in allen Städten in NRW besonders niedrig, sodass Gelsenkirchen auch in dem Jahr das Schlusslicht bildete. [Zum Thema: Mehr Gelsenkirchener Schüler schaffen einen Abschluss]
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Ein Faktor, der Gelsenkirchen von anderen Städten in Punkto Vergleichbarkeit abhebt, ist die hohe Zahl von Förderschulen vor Ort. Allein drei Förderschulen des Landschaftsverbandes mit städteübergreifendem Einzugsgebiet haben ihren Standort in Gelsenkirchen. Diese Begründung aus früheren Jahren greift nun allerdings nicht mehr, da das Land jetzt in den Statistiken die Förderschüler herausrechnet beziehungsweise Förderschulabschlüsse anerkennt und mit einrechnet. [Zum Thema: Warum in Gelsenkirchen so viele ohne Abschluss gehen]
Dramatische Unterversorgung mit Lehrkräften trotz großer Herausforderungen
Klaus Rostek, Leiter des Referates Bildung, sieht auf Nachfrage der WAZ einen möglichen Grund für das erneut schlechte Abschneiden Gelsenkirchener Schulen in der vergleichsweise dramatischen Unterversorgung mit Lehrkräften trotz besonders schwieriger weil sehr heterogener Schülerschaft. Einen Beitrag leiste zudem sicher auch der sehr hohe Anteil von Internationalen Förderklassen und Quereinsteigern mit sehr unterschiedlicher Vorbildung.
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Hinzu mag als Sondersituation in Gelsenkirchen die noch sehr hohe Hauptschulquote kommen. Diese liegt deutlich über der anderer Kommunen in ansonsten vergleichbaren Ruhrgebietsstädten. Während letztere in Gelsenkirchen bei 12,09 Prozent liegt, sind es im ansonsten strukturell vergleichbaren Dortmund nur 10,55, in Duisburg nur 2,81 Prozent und in Oberhausen gibt es gar keine Hauptschulen mehr. Landesweit ist naturgemäß der Anteil an Hauptschülern unter den Schulabgängern ohne jeden Abschluss besonders hoch. Auch der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ist in Gelsenkirchen besonders hoch; sie liegt NRW-weit bei 9,48 Prozent, in Gelsenkirchen sind es 18,72 Prozent. [Zum Thema: Bildungsmonitor legt den Finger in Gelsenkirchens Wunden]
Anstieg der Abgänger ohne Abschluss landesweit
Nicht nur in Gelsenkirchen, auch in den meisten anderen Kommunen ist der Anteil der Schulabgänger ohne jeden Abschluss im Schuljahr 2020/21 angestiegen. Ob dies bereits ein Corona-Effekt ist, kann aktuell noch nicht beurteilt werden. Mit einer Verbesserung im laufenden Schuljahr ist angesichts im Lauf der Pandemie weiter angestiegener Zahl von Schülern, die der Schule längerfristig fernblieben und -bleiben, wohl kaum zu rechnen. [Lesen Sie auch: Mehr Schulverweigerer nach dem Lockdown]