Gelsenkirchen. Die Freie Bürger Initiative (FBI) setzt sich energisch für den Erhalt der Kirche Heilige Familie in Bulmke ein – und leitet neue Schritte ein.
Sie wollen nicht aufgeben – und gehen jetzt in die Vollen: Um die Kirche Heilige Familie in Bulmke-Hüllen doch noch zu retten, will die Freie Bürger Initiative (FBI) Anfang 2023 einen Verein gründen. „Damit soll mehr Ernst und Nachdruck bei der Arbeit erreicht werden, das Kirchengebäude zu erhalten“, erklärten Barbara Kloubert und Klaus Ellenbeck, die sich als Paar bei der FBI engagieren.
Denn obwohl das Ruhrbistum bereits 2018 final entschieden hatte, dass das katholische Gotteshaus veräußert werden soll und obwohl im Sommer 2022 dort der letzte Gottesdienst stattfand, will die FBI das „die letzte Landmarke im Stadtteil“ nicht aufgeben. Denn die Kirche soll nicht umgenutzt, sondern komplett abgerissen werden. Entstehen soll dort möglicht eine neue Turnhalle für das Ricarda-Huch- oder das Gauß-Gymnasium.
Kirchenrettung in Gelsenkirchen: Bürgerinitiative will mehrere tausend Euro für Studie ausgeben
Klaus Ellenbeck ist überzeugt, dass der Abriss ein gewaltiger Fehler wäre. Eine so schöne Basilika mit einer langen Geschichte könne man nicht einfach abreißen, vielmehr solle man über eine alternative Nutzung nachdenken, glauben er und die FBI. Der bald neugegründete Verein will deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben und finanzieren. „Damit soll mehr Nachhaltigkeit und Inhalt in die Suche nach einer neuen Nutzung des Gebäudes bewirkt werden“, erklärt der Bulmker.
Bisherige Ideen – also dort etwa ein Zentrum für Arztpraxen und Reha-Einrichtungen oder ein Veranstaltungsort wie in der vielbeachteten Heilig-Kreuz-Kirche zu schaffen – müssten konkreter gefasst werden. Auch will die FBI mit der wohl mehrere tausend Euro teuren Studie mehr Druck auf die katholische Kirche ausüben.
Kurzfristig soll außerdem am vierten Adventssonntag (18. Dezember) um 11 Uhr, also zu der Anfangszeit der früheren Messen, eine Protestveranstaltung stattfinden. Hier sollen Plakate mit Forderungen wie „Der Kirchturm“ muss bleiben an der Kirche angebracht werden. Denn wenn nicht die der gesamten Kirche, so will die Initiative zumindest die Zukunft des stadtteilprägenden Turms sichern.
Außerdem will die FBI ihre Unterschriften-Aktion zur Rettung der Kirche weiter fortführen. Die Liste soll der Stadt zu einem späteren Zeitpunkt übergeben werden. Laut Ellenbeck haben bislang mehrere hundert Leute unterschrieben.
Heilige Familie in Gelsenkirchen-Bulmke: „Geschichtszeugnis“ ohne Denkmalschutz?
Mitte November hatte die von Manfred Kosubek aus Bulmke initiierte Bürgerinitiative zudem versucht, ihr Anliegen noch einmal in Form eines Bürgerantrags auf die Tagesordnung der Politik zu setzen. Reden durfte im Ausschuss für Bau und Liegenschaften dann lediglich der stadtbekannte ehemalige Stadtplaner Lutz Heidemann, der die FBI unterstützt und im Ausschuss ausführte, welche Geschichte die Kirche erlebt habe. Sie sei im Krieg stark beschädigt worden, dann aber mit zum Teil neuartigen Details wieder hergerichtet worden und sei deshalb durchaus ein „Geschichtszeugnis“. Die Verwaltung sieht die Voraussetzungen für einen förmlichen Denkmalschutz allerdings nicht gegeben. „Die Gleichsetzung: Kein förmliches Baudenkmal, dann frei zum Abbruch ist aber nicht richtig“, hielt Heidemann entgegen.
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Klar ist auf jeden Fall: Die Stadt soll das knapp 4000 Quadratmeter große Grundstück an der Hohernzollernstraße 57 von dem bisherigen Eigentümer, der Kirchengemeinde Propstei St. Augustinus, erwerben. So hat es die Politik Anfang des Jahres 2022 entschieden. Die Grundsatzentscheidung über den Abriss des Gebäudes bleibe zunächst bei der Gemeinde, betont die Stadt – macht in einer Stellungnahme zu der Diskussion jedoch auch klar, dass ein Umbau oder Teilerhalt des Kirchengebäudes, wie auch im Falle vieler anderer Kirchen, sehr schwierig sei.
Als Mittlerin in der Debatte positioniert sich öffentlich vor allem die SPD-Stadtverordnete Anna-Lena Karl. „Der Kirchturm der Heiligen Familie Bulmke ist für die Menschen im Stadtteil ein Wahrzeichen und ein Teil der Identifikation mit dem Quartier“, stellt die Bulmkerin fest. „Die Kirchengemeinde muss den Menschen im Stadtteil zuhören und mit allen gemeinsam eine Gesamtlösung für Bulmke entwickeln“, fordert sie – und verspricht, „an dem Thema dran zu bleiben.“