Gelsenkirchen-Bulmke. Das Aus ist besiegelt: Die Kirche Heilige Familie in Gelsenkirchen soll einer Sporthalle weichen. Die Problemlage beriet der Runde Tisch Bulmke.

Das Aus wurde bereits 2018 besiegelt, der letzte Gottesdienst wurde jüngst gefeiert, der Abschied bei Gesprächen, Kaffee und Kuchen im Freien mit einer großen Portion Wehmut zelebriert. Erinnerungstücke und persönliche „Gedanken“ an die katholische Kirche Heilige Familie in Bulmke, verwahrt in verschlossenen Gläsern, wurden konserviert und ins nahe „Klösterchen“ gebracht. Am Sitz der Oblatenpater an der Wanner Straße 42 konzentriert sich nun das geistliche Geschehen. In der neugotischen Basilika an der Wanner Straße endeten dagegen 120 Jahre Kirchengeschichte. Die katholische Kirche soll einer Dreifachturnhalle für die benachbarten Gymnasien weichen. Wie es nun vor Ort weitergehen soll, hat der Runde Tisch Bulmke diese Woche beraten.

Dreifachturnhalle für Gelsenkirchener Gymnasien

Aufgeschrieben und in einem der bereit gestellten kleinen Einmachgläser „konserviert“ hat Claudia Dormann ihre persönlichen Erinnerungen an die Kirche an der Wanner Straße. Nach dem letzten Gottesdienst in diesem katholischen Gotteshaus und der anschließenden Prozession zum Oblatenkloster werden dort die von etlichen Gläubigen hinterlassenen Erinnerungsstücke aufgestellt.
Aufgeschrieben und in einem der bereit gestellten kleinen Einmachgläser „konserviert“ hat Claudia Dormann ihre persönlichen Erinnerungen an die Kirche an der Wanner Straße. Nach dem letzten Gottesdienst in diesem katholischen Gotteshaus und der anschließenden Prozession zum Oblatenkloster werden dort die von etlichen Gläubigen hinterlassenen Erinnerungsstücke aufgestellt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Manche vor Ort sehen in den Plänen der Stadt einen „eklatanten Fehler“, wollen die Kirche als herausragendes Bauwerk im Ortsteil erhalten wissen – „als bauliches Symbol des Friedens“. Für Stadtdechant und St.-Augustinus-Propst Markus Pottbäcker ist der vor Jahren eingeleitete und vom Ruhrbischof bestätigte Pfarrentwicklungsprozess unumkehrbar. Zudem habe die Stadt „großes Interesse signalisiert“, Gebäude und Kirche „möglichst zügig zu übernehmen“.

Das wurde auch noch einmal am Runden Tisch deutlich, zu dem die SPD vor Ort Akteure und Initiativen aus dem Stadtteil eingeladen hatte. „Kirche und Verwaltung sind sich dort näher gekommen. Sie wollen die Sache nun gemeinsam auf den Weg bringen, haben aber vor allem den Vorsatz gefasst, die Kommunikation darüber im Stadtteil verbessern zu wollen“, nennt SPD-Ratsfrau Anna-Lena Karl ein Ergebnis der Runde. Deutlich zu machen und besser zu erklären, was und warum am Kirchenstandort passieren soll, könnte dazu beitragen, die Akzeptanz für die Pläne zu erhöhen, von denn das Gauß- und das Ricarda-Huch-Gymnasium profitieren würden. „Es wird für Kinder und die Zukunft im Stadtteil gebaut. Und es entsteht wirklich etwas Neues“, sagt Karl.

Einige Gestaltungselemente der Kirche möglichst erhalten

Aufzuzeigen, welches Gestaltungspotenzial auf dem Gelände insgesamt bestehe und wie sich Menschen vor Ort beteiligen, wie sich vielleicht „ihre Wünsche einbinden“ lassen könnten, sei ebenfalls wichtig, glaubt die SPD-Stadtverordnete. Einige Ideen wurden bereits am Runden Tisch angesprochen, beispielsweise einige der Fenster oder die Uhr der Kirche zu sichern und als markante Erinnerungsstücke in einen Hallen-Neubau zu integrieren.

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Der Auftrag, über den Kauf des Grundstücks zu verhandeln, um dort eine Turnhalle zu bauen, fiel im Januar in nichtöffentlicher Sitzung des städtischen Aussschusses für Bau und Liegenschaften. Die Kirche Heilige Familie, Baujahr 1909, steht nicht unter Denkmalschutz. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude komplett zerstört und 1953 neu aufgebaut. 1972 wurde der Innenraum der Basilika um 40 Prozent verkleinert, auch um Energie zu sparen.