Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen häufen sich Fälle, in denen Jugendliche andere Jugendliche mit Messern bedrohen und ausrauben. Das sind die Zahlen und Tatorte.

Am Gelsenkirchener Gauß-Gymnasium und auf seinem Heimweg wurde zuletzt ein Sechstklässler von schulfremden Jugendlichen bedroht, an der Hauptschule Grillostraße kam es in letzter Zeit auch häufiger zu ähnlichen Szenen, bei denen Kinder und Jugendliche von anderen jungen, schulfremden Tätern – mitunter auch unter Einbezug von Messern – bedroht wurden. Dass die Gelsenkirchener Polizei zuletzt auch häufiger über Raubdelikte berichtete und sogar eine Ermittlungskommission gebildet hatte, hatte auch die WAZ Gelsenkirchen berichtet. Nun legt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im NRW-Innenausschuss auf SPD-Anfrage weitere erschreckende Fakten zur „Sicherheitslage in Gelsenkirchen“ dar.

Zwar wurden in Gelsenkirchen mit Stand vom 30. September 2022 nur geringfügig mehr Raubdelikte auf Straßen, Wegen und Plätzen registriert als zum gleichen Stichtag 2019 und deutlich weniger als in den Jahren 2015 bis 2018. Alarmierend sind aber die Hintergründe zu Tätern und Opfern.

„Ausweislich der Ermittlungsergebnisse wurde die überwiegende Zahl der Raubdelikte durch eine Gruppe minderjähriger Tatverdächtiger, in Teilen unter Vorhalt eines Messers oder anderer gefährlicher Gegenstände, begangen“, erklärt das Innenministerium. Vor dem Hintergrund dieser Raubstraftaten, die insbesondere vermehrt im Bereich des Heinrich-König-Platzes und des Musiktheaters in der Gelsenkirchener Innenstadt festgestellt worden seien, hatte das Polizeipräsidium Gelsenkirchen bereits am 19. September die Ermittlungskommission (EK) ,,König“ eingerichtet.

Gelsenkirchen: 26 Tatverdächtige im Alter von elf bis 17 Jahren

Nach Angaben von Innenminister Reul ermittelten die Beamtinnen und Beamten der EK „König“ bisher 26 Tatverdächtige im Alter von elf bis 17 Jahren und konnten mit Stand vom 2. November insgesamt 28 Taten klären. Bei den Opfern der Taten handelte es sich überwiegend um Minderjährige im Alter von neun bis 15 Jahren.

Die Polizei gehe seither mit zivilen und uniformierten Kräften gezielter an den Brennpunkten vor, um „durch verdecktes und offenes Vorgehen zur Erhöhung des Kontrolldrucks und zur Senkung der Fallzahlen beizutragen“, heißt es im Bericht aus Düsseldorf. Darüber hinaus würden bereits verstärkt Kräfte der Bereitschaftspolizeihundertschaft eingesetzt, „um unter anderem durch Kontrollmaßnahmen sowohl die objektive als auch die subjektive Sicherheit an den bekannten Brennpunkten in der Gelsenkirchener Innenstadt zu erhöhen“.

Weitere Hintergründe zu den jungen Tätern werden in dem Bericht nicht genannt.

Mit einem ähnlichen Problem sieht man sich aktuell auch in Duisburg konfrontiert. Nach der Festnahme von drei jugendlichen Intensivtätern, die in der Duisburger Innenstadt für eine Vielzahl von Delikten verantwortlich sein sollen, greift die Polizei jetzt gegen weitere Jugendliche durch, die in der City und entlang der Königstraße für Straftaten verantwortlich gemacht werden. Wie die Polizei auf Nachfrage der Redaktion mitteilt, ist gegen sechs Personen im Alter von 13 bis 16 Jahren ein Bereichsbetretungsverbot ausgesprochen worden. Die auffälligen Teenager dürfen sich nun nicht mehr in der Innenstadt aufhalten. Das Verbot gilt bis Ende Dezember. Bei Verstößen droht ein Zwangsgeld.

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Das Bereichsbetretungsverbot begründet sich auf Paragraf 34 Absatz 2 des Polizeigesetzes des Landes NRW und kommt etwa auch bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen, Stalking und Bekämpfung der Drogen- und Straßenkriminalität zum Einsatz.

Ob ein solches Bereichsbetretungsverbot auch in Gelsenkirchen gegen die teilweise sehr jungen und strafunmündigen Täter zum Tragen kommt, ist bislang noch unklar. Eine Antwort auf eine Anfrage der WAZ Gelsenkirchen bei der hiesigen Polizei steht noch aus.