Gelsenkirchen-Ückendorf. Lässt sich das alte Volkshaus in Gelsenkirchen sanieren? Ein Gutachten soll Klarheit bringen, es könnte das Aus für das prominente Gebäude sein.

Die Entscheidung zur künftigen Nutzung des Volkshauses Rotthausen zieht sich in die Länge. Risse im Fundament führten jüngst zur Sperrung des rechten Flügels, nun soll eine Expertise vor allem darüber Aufschluss geben, ob die aufwändige Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes deshalb überhaupt noch sinnhaft ist. Ergebnisse werden im Frühjahr 2023 erwartet.

Aus für das Volkshaus Rotthausen? Klarheit nach Gutachten zur Sanierungsfähigkeit

Das Gutachten soll aufzeigen, „welche Auswirkungen die Rissbildung auf die Sanierungsfähigkeit des Gebäudes hat“, sagte Wilfried Wettig vom Referat Hochbau und Liegenschaften. Der Architekt schließt es nicht aus, dass die Gutachter in dieser Frage den Daumen über dem „Sorgenkind“ senken, demzufolge stünde das Volkshaus vor dem Aus. Denn mit dem Negativergebnis würden auch die Pläne der Stadt platzen, die Nutzung des Gebäudes auszuweiten.

Nach Angaben des Stadtsprechers Martin Schulmann gibt es die Idee, „der nahen Hauptschule Am Dahlbusch, mit dem Gebäude und durch einen weiteren Anbau, mehr Unterrichtsräume zur Verfügung zu stellen“. Ein negativ ausgefallenes Gutachten zusammen mit der andauernden Sperrung des rechten Flügels aufgrund der Risse im Fundament würde wohl das endgültige Aus für das Gebäude bedeuten. Aufwand und Nutzen stehen wie das Gebäude ohnehin schon in Schieflage.

Für den ehemaligen Kultur- und Freizeitort wird seit gut einer Dekade ein neues Nutzungskonzept gesucht. Eine öffentlichkeitswirksam inszenierte „Experimentierphase“ samt Studie mit etlichen Veranstaltungen brachte 2016 keine grundlegenden Erkenntnisse. Die angestoßene Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung wäre mit einem schlechten Expertiseergebnis ebenso obsolet.

Die Stadt könnte theoretisch selbst ein solches Gutachten anfertigen, wird das aber „mangels Kapazitäten“ nicht tun. Schulneubauten oder Kita-Errichtungen binden laut Stadt die Kräfte und haben Vorrang.

Schuldnerberatung, Heimatbund und Stadtteilarchiv von Sperrung betroffen

Schmuckstück: die Aula im Volkshaus Rotthausen. Die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes in Gelsenkirchen ist ungewiss, es droht das Aus, weil schwere Schäden die Sanierung in Frage stellen. Ein Gutachten soll Klarheit darüber bringen.
Schmuckstück: die Aula im Volkshaus Rotthausen. Die Zukunft des denkmalgeschützten Gebäudes in Gelsenkirchen ist ungewiss, es droht das Aus, weil schwere Schäden die Sanierung in Frage stellen. Ein Gutachten soll Klarheit darüber bringen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Das Volkshaus Rotthausen ist 1921 im Stil des Backsteinexpressionismus auf schlechtem Baugrund errichtet worden. Die große Rissbildung am rechten Seitentrakt ist laut Stadt darauf zurückzuführen, dazu kämen weitere äußere Einflussfaktoren (Unterspülung oder Schwinden durch Austrocknung). Im Zuge des Gutachtens wird daher auch erörtert werden, ob der Untergrund einen eben solchen Anbau verträgt.

Von der Sperrung des rechten Gebäudeteils des Volkshauses Rotthausen sind die Gafög (Schuldnerberatung), der Heimatbund und das Stadtteilarchiv sowie die Musikgruppen betroffen. Die Schuldnerberatung ist bereits vollständig ausgezogen und sucht eigenständig nach einer anderen Lokalität für ihr Büro. Den Musikgruppen ist der kleine Saal als Probenraum und das Stuhllager als Lagerraum zur Nutzung gestattet worden. Der Heimatbund und das Stadtteilarchiv hatten bereits im linken Kellerbereich Räume angemietet, so dass die Vereine ihre Unterlagen und Dokumente dort unterbringen konnten.