Gelsenkirchen. Schulen wie die Grillostraße brauchen mehr Unterstützung, um die trotz Problemen lernwillige Mehrheit zu schützen. Ein Kommentar.

Es ist ein Teufelskreis, in den Schulen wie die Hauptschule Grillostraße geraten. Je brisanter die Zusammensetzung der Schülerschaft ist, desto weniger Kinder mit unbelasteter Familiengeschichte werden in der Schule angemeldet. Und je mehr Zwischenfälle es gibt, desto weniger Lehrkräfte wollen hier arbeiten, um das Kollegium zu unterstützen. Auf der Strecke bleiben dabei die verbliebenen Lehrerinnen und Lehrer, die am Ende ihrer Kräfte sind, und die Schülerinnen und Schüler, die trotz ihrer schwierigen Lebensbedingungen lernen möchten, sich anstrengen, die Regeln nach Kräften befolgen, auch wenn sie diese aus dem Elternhaus gar nicht kennen. Und solche durchaus lernwilligen Schüler bilden auch an der Grillostraße die Mehrheit, nicht die Minderheit. Und es gibt sie auch hier, die erfolgreichen Schulkarrieren. Lesen Sie dazu: Der Hilferuf einer Hauptschule

WAZ-Redakteurin Sibylle Raudies.
WAZ-Redakteurin Sibylle Raudies. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Jahrhundertealte Konflikte und Gewalterfahrung

Entgegen den Vermutungen des Stammtisches ist es nicht eine bestimmte Volksgruppe, die hier für Unruhe sorgt, sondern wohl vor allem die explosive Mischung der Kulturen. Kinder unterschiedlichster Nationen, die einander seit Jahrzehnten bekämpfen, zum Teil auch militärisch, und in schwierigen Verhältnissen leben, treffen hier aufeinander. Nicht wenige mit traumatischer, aber nicht aufgearbeiteter Flüchtlingsgeschichte und dramatischer Gewalterfahrung, einige auch in ihrer Abneigung gegen andere unterstützt darin durch die Eltern und jahrhundertealte Traditionen. So lernen hier – nur EIN Beispiel, nicht der einzige Konfliktherd – libanesische und syrische Jugendliche auf engem Raum gemeinsam, obwohl man in der Heimat einander bekämpft.

Regeln einhalten, Mischung entschärfen und Schultauglichkeit testen

Und trotzdem müssen gewaltsame Zwischenfälle wie die geschilderten natürlich verhindert werden. Mit striktem Drängen auf Einhalten der Regeln, mit Sicherheitsmaßnahmen und wo irgend möglich auch mit Entschärfung der explosiven Mischung durch gezieltere Zuteilung von Schülern. Mehr psychologische Betreuung ins Boot zu holen – wie mit dem Expertenrat geschehen – und die Schulfähigkeit von einzelnen, besonders Auffälligen in den Blick zu nehmen, ist ein guter Anfang.