Gelsenkirchen. Das Schuhgeschäft Reno in Gelsenkirchen schließt seine Filiale. So steht es zumindest an der Scheibe. Was tatsächlich dahinter steckt.
In großen Buchstaben ist die Botschaft an das Schaufenster des Geschäfts an der Bahnhofstraße in der Gelsenkirchener Innenstadt geklebt: „WIR SCHLIESSEN - ALLES 10 %“ steht dort, was von der nächsten Geschäftsaufgabe in der City verkündet. Gemeint ist das Schuhgeschäft Reno. Auf der Unternehmensseite findet sich derweil nur der Hinweis, dass der Onlineshop derzeit nicht erreichbar sei. Und: „Wir bitten um Dein Verständnis und sind bald wieder für Dich da! Bleib gespannt...“.
Wie es tatsächlich mit Reno weiter geht, bleibt indes abzuwarten. Wie zunächst das Magazin Wirtschaftswoche berichtete, bekommt der große Schuhfilialist Reno neue Eigentümer. Das Management und die Gesellschafter der Osnabrücker HR Group haben beschlossen, die Schuhhandelskette Reno samt Onlineshop und Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verkaufen und sich fortan auf das Systemgeschäft sowie die Logistiksparte zu konzentrieren.
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Käufer sind die Einzelhandelsgruppe cm.sports sowie deren Kooperationspartner GA Europe. Beide hatten Medienberichten zufolge schon zuvor gemeinsam 2020 den Outdoor-Händler McTrek und 2021 den Schweizer Schuhhändler Vögele Shoes von der polnischen CCC-Gruppe übernommen.
Bei der Reno-Übernahme sollen alle in den Filialen beschäftigten Mitarbeiter sowie der Außendienst übernommen werden. Die Standorte würden unter dem Markennamen Reno weitergeführt, teilten die Unternehmen gegenüber der Wirtschaftswoche mit.
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Warum die Gelsenkirchener Filiale dann nun schließen soll, wie es unverkennbar an der Schaufensterscheibe steht, blieb zunächst unklar, bis sich Dienstagnachmittag Dieter Metz, Geschäftsführer Reno Deutschland, auf WAZ-Nachfrage erklärte. Demnach wird die Filiale in Gelsenkirchen „ganz regulär weitergeführt.“ Es fände aktuell ein „Sonderverkauf auf Zeit statt“, der dazu dienen soll, das bestehende Sortiment „zu bereinigen und Raum für Neues zu schaffen“. „Deshalb verkauft der dafür spezialisierte Partner GA Europe möglichst die gesamten Bestände ab –beschränkt auf einen gewissen Zeitraum, der je nach Ort und Abverkauf unterschiedlich lang sein wird. Dann wird die Filiale kurzfristig für ein paar Tage geschlossen, um die Systeme und das Sortiment für die Wiedereröffnung vorzubereiten“, so Metz.
Schon in den vergangenen Monaten hatte Reno manche Filiale in Deutschland geschlossen - wie etwa in Saarbrücken. Als Grund für die Schließung nannte das Unternehmen das „zurückhaltende Konsumverhalten“ durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg.
Das Konsumklima in Deutschland ist auf einen historischen Tiefpunkt
Bei einer Umfrage des Handelsverbands NRW im vergangenen Monat berichteten 57 Prozent der Händler von einer deutlich geringeren Kundenfrequenz. 18 Prozent bezeichneten den Schwund sogar als drastisch. Gleichzeitig stiegen für sie die Strompreise im Schnitt um 87 Prozent, die für Wärme sogar um 99 Prozent. Nur noch 15 Prozent der Händler in NRW schätzen ihre aktuelle Lage als gut ein. Da auch die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht nur unter explodierenden Energiekosten, sondern auch unter stark steigenden Preisen für Konsumgüter und Lebensmittel zu leiden haben, sinkt ihre Kaufbereitschaft. Einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland zufolge schränken sich 60 Prozent der Kundinnen und Kunden ein und kaufen verstärkt Sonderangebote.