Gelsenkirchen. Mit Mietgutschriften wollen Vermieter und Stadt Anreize schaffen, E-Tretroller in bestimmten Zonen abzustellen. So läuft das Pilotprojekt bisher.
Zwei Abstellzonen für E-Tretroller wurden Ende Juni in Gelsenkirchen eingerichtet. Wer hier seinen Leih-Scooter nach der Fahrt parkt, bekommt Geld gutgeschrieben. Das soll als Anreiz dienen und erzieherisch wirken, so die Idee der Verwaltung und der Vermieter, die das wilde Abstellen der Roller eindämmen und das Einsammeln erleichtern wollen. Zeit für eine erste Bilanz.
Am Gelsenkirchener Hauptbahnhof stehen die meisten Fahrzeuge
An der Stadtbahnhaltestelle Musiktheater und auf der Neustadtseite des Bahnhofs gibt es die – mit Hinweisschild und Markierungslinien – ausgewiesenen Stellflächen. Die Anbieter Tier, Bolt und Lime konzentrieren an beiden Orten ihre Gefährte. Wer hier den gemieteten Scooter abstellt, bekommt je nach Anbieter Freiminuten oder ein entsprechendes Guthaben für die nächste Fahrt gutgeschrieben. Lime erstattet 50 Cent, Bolt 38 Cent für zwei Minuten, 21 Cent pro Minute schreibt Tier für bis zu drei Minuten gut.
Der Eindruck quasi im Vorübergehen: Die Standfläche am Ende der Ebertstraße ist meist leer, was natürlich an der hohen Leihfrequenz liegen könnte. Matthias Schneider, Gelsenkirchens Mobilitätsbeauftragter, hat nachgerechnet und die Zahlen der Verleiher abgefragt. Die Spitzenwerte lagen demnach bei zehn gleichzeitig abgestellten Fahrzeugen (den Eröffnungstag ausgenommen) am Musiktheater (2. August) und bei 32 gleichzeitig abgestellten Fahrzeugen am Neustadtplatz (27. August).
In Gelsenkirchen sind rund 800 E-Tretroller im Einsatz
Jedoch kam es auf dort bereits vor der Einrichtung der Zonen zu mehr Abstellvorgängen. Die sei, so Stadtsprecher Jan Totzek, „im Wesentlichen auf die prominente Lage nahe des Hauptbahnhofs“ zurückzuführen, der ein beliebtes Fahrtziel darstellt“, während das Musiktheater ein Ziel von mehreren in der Altstadt sei. In der Zone am Neustadtplatz waren in den knapp drei Monaten seit der Einrichtung zu jedem Zeitpunkt im Schnitt sieben Fahrzeuge geparkt, in der am Musiktheater nur drei.
Aus Sicht der Vermieter wird das Angebot angenommen
Die Anbieter haben in Gelsenkirchen rund 800 E-Tretroller im Einsatz. Sie konzentrieren an beiden Stellen ihre Gefährte auch in der Hoffnung, den E-Scooter als Verkehrsmittel für die letzten Fahrtmeter mit dem ÖPNV zu verknüpfen. Die Nachfrage sei an den Zonen im Schnitt doppelt so hoch wie im sonstigen Stadtgebiet, stellt die Verwaltung fest. Aus Sicht der Vermieter werde das Angebot angenommen. Dies sorge jedoch am Musiktheater gemeinsam mit der geringen Abstellquote dafür, dass selten Fahrzeuge verfügbar sind, da sie nach der Aufstellung beziehungsweis Verteilungen durch die Anbieter rasch entliehen werden.
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Statt ihre Mietroller einfach irgendwo abzustellen, melden Nutzer sich nun häufiger in den Zonen ab. Ein gewisser Ordnungseffekt, so die Stadt, sei somit erreicht worden. Das Pilotprojekt lief in der Zeit des 9-Euro-Tickets an. Spannend sei nun, wie die Nutzung im Winterhalbjahr wird und „ob es zu Gewöhnungseffekten durch die langfristige Existenz der Zonen kommen wird“.