Gelsenkirchen. Wer seinen gemieteten E-Roller jetzt in Gelsenkirchen an zwei Haltezonen abstellt, kann Geld sparen. Die Stadt will so mehr Ordnung schaffen.
- Drei Vermieter von E-Tretrollern und die Stadt haben sich auf ein Ordnungs-Konzept verständigt.
- Dazu wurden am Musiktheater und in der Neustadt zwei Parkplätze für Leih-Roller eingerichtet.
- Wer dort den gemieteten Roller nach der Fahrt abstellt, bekommt Geld gutgeschrieben.
Ein Hinweisschild, Markierungsstreifen auf dem Bodenbelag – fertig ist die Abstellzone. Zwei wurden jetzt in der Gelsenkirchener City eingerichtet: An der Stadtbahnhaltestelle Musiktheater und auf der Neustadtseite des Bahnhofs gibt es seit Dienstag Parkflächen für E-Tretroller. Die Anbieter Tier, Bolt und Lime konzentrieren an beiden Stellen ihre Gefährte. Die Großvermieter, vor allem aber die Stadt, wollen mit der Maßnahme mittelfristig „erzieherisch“ wirken und das wilde Abstellen der Scooter eindämmen. Funktionieren soll das über Geld.
Rund 800 E-Roller werden in Gelsenkirchen verliehen
Wer an einer der beiden Plätze den entliehenen Tretroller abstellt, bekommt je nach Anbieter zwei bis drei Freiminuten oder ein entsprechendes Guthaben für die nächste Fahrt gutgeschrieben. Lime erstattet 50 Cent, Bolt 38 Cent für zwei Minuten, 21 Cent pro Minute und maximal 63 Cent schreibt Tier gut.
Kleine Summen, die größere Wirkung entfalten sollen. Matthias Schneider, Mobilitätsmanager der Stadt Gelsenkirchen, spricht von einem „kleinen, weichen Anreiz“. Die Zonen sollen sich perspektivisch als „Orte etablieren, wo man immer einen Roller finden kann“ und wo der Umstieg von Zug, Bus und Bahn auf die Roller für die letzten Fahrtmeter sinnvoll scheint. Nutzer können in der Smartphone-App (zum Beispiel über die Bogestra-App „Mutti“) nicht nur sehen, wo Roller abgestellt sind. Sie erfahren dort auch von der Möglichkeit, Freiminuten zu erhalten.
In der Stadt Gelsenkirchen gibt es etliche rote Zonen für den Rollerbetrieb
Über Geld wird jetzt schon versucht, den Verkehrsfluss bei den E-Rollern zu „kanalisieren“. Für Gelsenkirchen haben die Anbieter individuell etliche rote Zonen ausgewiesen. Das sind Bereiche, in denen die E-Scooter theoretisch zwar abgestellt, aber eben nicht abgemeldet werden können. Wer den Roller in Fußgängerzonen (dort gilt übrigens generell Fahrverbot), Parks, Grünflächen, auf Friedhöfen oder Halden zurücklässt, bei dem tickt die Kosten-Uhr weiter. Auch in Wassernähe ist die Abmeldesperre aktiviert – eine Vorsichtsmaßnahme, um Fahrer auszubremsen, die Tretroller beispielsweise gerne im Rhein-Herne-Kanal versenken. Nachteil der Regelung: Mit dem E-Scooter geht es nicht mehr zum beliebten Hafen Graf Bismarck – er zählt zur roten Zone.
- Weiteres Thema:Gefahr in Gelsenkirchen: Fahrradpolizei ist gegen E-Scooter
Insgesamt, stellen die Vertreter der Rolleranbieter fest, habe der Vandalismus nachgelassen. Gelsenkirchen als Verleihstandort habe sich bewährt. „Wir verspüren hier von Beginn an eine starke Nachfrage und verbuchen gute Zuwächse. Das Geschäft ist natürlich saisonal und wetterabhängig“, sagt Patrick Hesselbarth, Senior Operations Manager bei Bolt.
Erfahrungen mit Abstellzonen werden nach einem Monat ausgewertet
2021 gab es noch fünf Anbieter auf dem Gelsenkirchener Markt mit einer entsprechend großen Rollerzahl. Die Situation geriet unübersichtlich, der Ärger über E-Roller, die überall herumstanden oder bevorzugt auch im Weg lagen, wuchs. An einem runden Tisch kamen die Stadt, Vertreter der Polizei und der Rolleranbieter zusammen, um einen möglichst reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Die Abstellzonen sind ein Resultat, nach einem Monat soll es eine erste Auswertung geben. Rund 20 Roller finden an den Flächen Platz. Bewähren sie sich, seien weitere Abstellzonen, beispielsweise auch in Buer denkbar, so Schneider. Insgesamt, stellt er fest, seien die Beschwerden gegenüber 2021 zuckgegangen.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++
Nur noch drei Anbieter sind aktuell in Gelsenkirchen im Geschäft – vornehmlich im Stadtsüden. In Buer scheint die Nachfrage deutlich geringer. Rund 800 Tretroller sind lokal im Einsatz. Je mehr von ihnen zusammen stehen, desto einfacher wird auch das Verleih-Geschäft der Anbieter. Entsprechend positiv stimmt die Vermieter die eingeläutete Testphase. „In anderen Städten waren die Erfahrungen durchaus positiv. Und es macht für die Nutzer einfach Sinn“, sagt Patrick Hesselbarth von Bolt. Allerdings weiß er auch: „Es dauert immer einige Zeit, bis die Plätze den Nutzern bekannt sind. Wenn es so weit ist, funktioniert es.“
So sieht es auch Mattias Weber, Regionalmanager des Verleihers Tier. Anreize zu schaffen, statt Verstöße zu ahnden, mache Sinn. „Wir begrüßen diesen positiven Weg für mehr Mikromobilität. Er macht es für die Kunden und die Stadt einfacher“ – und für die Verleiher letztlich auch.
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook
- Folgen Sie uns auf Instagram: www.instagram.com/wazgelsenkirchen_getaggt