Gelsenkirchen. Manuel Neuer ist der bekannteste Gelsenkirchener. Stimmt nicht ganz? Auf der Weltkarte der Promis tauchen weitere Personen auf – das sind sie.

Diese Weltreise ist vollkommen kostenlos und hält dazu noch einige spannende Erkenntnisse bereit: Der finnische Designer und Karten-Bastler Topi Tjukanov hat sich aufgemacht und eine virtuelle Weltkarte der Promis angefertigt. Der Name des Werks: „Notable People“ – zu deutsch: bemerkenswerte Persönlichkeiten. Wirklich jeder Ort und jede Stadt der Welt lässt sich per Mausklick ganz bequem vor dem heimischen Bildschirm nach Berühmtheiten absuchen. Wen finden wir in Gelsenkirchen?

Weltkarte der Promis: Wer sind die bekanntesten Gelsenkirchener?

Zunächst zum Hintergrund: Topi Tjukanov entwickelte die Karte mit Hilfe von Mapbox, seinem Arbeitgeber, einem amerikanischen Anbieter von benutzerdefinierten Online-Karten, Mitte dieses Jahres. Sein Werk brachte ihm innerhalb kürzester Zeit eine Menge Aufmerksamkeit ein. Die Methode dahinter: Die Bekanntheit einer Person auf der Grundlage von Informationen aus Wikipedia und Wikidata (Länge der Einträge, durchschnittliche Anzahl der Aufrufe) zu berechnen. Basis ist eine Studie von Forschern der Universität Paris.

Manuel Neuer – laut „Notable People“ gilt er als bekanntester Gelsenkirchener. Bei einem genauen Blick auf die Weltkarte der Promis, geschaffen von Topi Tjukanov, tauchen noch weitere Persönlichkeiten auf.
Manuel Neuer – laut „Notable People“ gilt er als bekanntester Gelsenkirchener. Bei einem genauen Blick auf die Weltkarte der Promis, geschaffen von Topi Tjukanov, tauchen noch weitere Persönlichkeiten auf. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Unterteilt ist die Weltkarte der Promis in Kategorien: Da sind die Menschen, die im kulturellen Bereich Einfluss nahmen und nehmen, da sind die Wissenschaftler und Entdecker, die Persönlichkeiten, die politisch prägten und prägen, und die Sportlerinnen und Sportler.

Wir zoomen also rein. Und der erste Name, der sofort ziemlich groß geschrieben ins Auge fällt?! Irgendwie klar, es ist Manuel Neuer. Vielfach beschrieben, ziemlich bekannt. Doch welche Namen tauchen noch auf? Es sind viele historische Persönlichkeiten darunter, einige von ihnen sind bereits seit Jahren (oder gar Jahrhunderten) verstorben.

Unterstützung bei der Recherche gab’s von den Experten des Gelsenkirchener Stadtarchivs. In den Tiefen des Wissenschaftsparks lagern die Zeugnisse, die Aufschluss geben über die Menschen hinter den Namen der virtuellen Weltkarte der Promis: Wichtigste Grundlage ist die Zeitungsausschnittsammlung (ZAS) des Institutes für Stadtgeschichte. Eine weitere Basis: Beiträge über Gelsenkirchener Persönlichkeiten, die das Institut für Stadtgeschichte (ISG) auf der Homepage der Stadt präsentiert.

Gelsenkirchens berühmteste Persönlichkeiten: Welche Namen werden genannt?

So stoßen wir etwa auf Wilhelm Zaisser. Im Netz auf besagter Homepage ist über ihn zu lesen: „Rotthausen ist der Geburtsort eines der bedeutendsten deutschen Kommunisten des 20. Jahrhunderts – diese Tatsache ist allerdings mittlerweile ebenso in Vergessenheit geraten wie der geheimnisumwitterte Wilhelm Zaisser selbst, der nach einem bewegten Leben als Berufsrevolutionär zum ersten Minister für Staatssicherheit der DDR aufstieg und dann jäh abstürzte.“

Ein Beitrag aus den Gelsenkirchener Nachrichten vom 4. Februar 1953, gefunden vom Stadtarchiv-Team in der ZAS, titelt: „Himmlers Nachfolger kam aus Gelsenkirchen“ und darunter: „Wilhelm Zaißer, mächtigster Mann der Ostzone – in Rotthausen geboren.“ Der Artikel, er endet mit der Feststellung: „Gelsenkirchen als Geburtsort kann auf sich nicht stolz sein.“

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Dr. Daniel Schmidt, Leiter des ISG, ordnet Zaisser als „bedeutende politische Persönlichkeit“ ein. Bei einer Einordnung stelle sich, so Schmidt, aber immer die Frage nach einer Relevanz. Also: Welche Menschen seien beispielsweise für die Geschichte der Stadt von herausragender Bedeutung? Da wären die großen Industriepioniere wie Grillo oder Küppersbusch, so Schmidt, aber auch die ehemaligen Oberbürgermeister Gelsenkirchens (Beispiel: Emil Zimmermann), die Oberstadtdirektoren, die Gewerkschafter (Beispiel: Otto Hue), oder etwa die als „Heinze-Frauen“ bundesweit bekanntgewordenen Beschäftigten des Gelsenkirchener Fotolabors Heinze („Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“), die entscheidend gestaltet haben. Sie kommen in Topi Tjukanovs Werk nicht vor.

Manuel Neuer und Martin Wuttke – wer sind Gelsenkirchens Persönlichkeiten?

Denn darauf komme es in der Definition ja auch an, so Schmidt: Wer ist nicht nur eine berühmte Tochter oder ein berühmter Sohn der Stadt, sondern hat das Gelsenkirchener Leben maßgeblich geprägt? Ein Beispiel hierfür ist der auf „Notable People“ verzeichnete, bekannte und mehrfach ausgezeichnete Schauspieler Martin Wuttke, der zwar im Februar 1962 in Gelsenkirchen geboren wurde, aber schon lange nicht mehr in der Stadt lebt.

Wen zeigt die virtuelle Weltkarte noch? Etwa den Maler und Künstler Jürgen Kramer – über den einst zeitungs-technisch geschrieben wurde: „Ein Magier auf mystischen Spuren“. Geboren 1948 in Gelsenkirchen-Schalke, gehörte der junge Kramer zu Joseph Beuys’ Meisterschülern und wirkte lange Jahre in seiner Heimat. Das Gelsenkirchener Geschichten Wiki etwa schreibt: „Ab 2003 übernahm Jürgen Kramer kuratorische Aufgaben in der privaten Galerie „Forum Bergmannsglück“ des Torhäuschens der gleichnamigen Zeche in Gelsenkirchen-Buer von Else und Werner Thiel (* 1927 in Breslau; † 28. April 2003), nachdem der Bergmann und Künstler Werner Thiel 2003 verstorben war.“

Aufgeführt in Tjukanovs Werk sind aber auch Namen wie Karl Tuttas, ehemals KPD-Funktionär und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, oder Anna Spiekermann, sehr bekannt auch als „Hexenänneken“. Sie ist die einzige Frau in der Liste, aus der Zeitschriftenausschnittsammlung geht hervor: „Das Vest“, die „Heimatblätter für das Emscher- und Lippe-Land“, herausgegeben von Professor Schmitt, widmete der jungen Frau in der Ausgabe von Oktober/November 1921 gleich mehrere Seiten. Hexenänneken soll das letzte Opfer der Hexenverfolgungen im Vest Recklinghausen gewesen sein, sie wurde 1670 in Beckhausen geboren und 1706 in Westerholt hingerichtet und verbrannt.

Wer mehr über Gelsenkirchens Geschichte erfahren möchte: „Ein sehr guter erster Einstieg in die Stadthistorie ist die Zeitungsausschnittsammlung oder die Chronik“, so Daniel Schmidt. Das geht dann über oben benannte Namen weit hinaus. Wie auch die kostenlose Weltreise mit den „Notable People“ – via Twitter fragte Schöpfer Tjukanov Ende Juli: „Wusstest du, dass Freddie Mercury in Sansibar geboren wurde und Barack Obama in Honolulu?“