Gelsenkirchen-Beckhausen. St.-Hippolytus-Pastor Steinrötter ist froh ist, dass die Arbeiten in dem Gelsenkirchener Gebäude endlich gestartet sind. So geht es dort weiter.

Als Baustelle im übertragenen Sinn sehen viele Kritiker die katholische Amtskirche. In Beckhausen gilt dies aber nun buchstäblich, ohne jeglichen Beigeschmack: Die Bauarbeiten im 2018 geschlossenen Liebfrauen-Kindergarten haben begonnen. Freilich geht’s dabei nicht um eine Reaktivierung als Tageseinrichtung für Kinder, sondern um eine Neunutzung als Gemeindezentrum und Begegnungsort – nicht nur für die Gläubigen der Pfarrei St. Hippolytus.

Dass dort früher kleine Mädchen und Jungen gespielt, gebastelt und gefrühstückt haben, darauf lässt schon jetzt nichts mehr schließen: In allen Räumen liegt Schutt von den Abbrucharbeiten, weil (auch tragende) Zwischenwände entfernt werden mit dem Ziel, einen großen multifunktionalen Raum für bis zu 100 Personen zu schaffen. „Der Platz reicht dann aus, um dort auch Gottesdienste und Versammlungen durchführen zu können“, so Pastor Bernd Steinrötter auf Nachfrage.

Neues Gemeindezentrum in Gelsenkirchen-Beckhausen öffnet sich für den Stadtteil

2018 schloss der Kita-Zweckverband des Bistums Essen die katholische Kita an der Horster Straße in Gelsenkirchen-Beckhausen aus finanziellen Gründen. Nun wird das Gebäude von der Pfarrei St. Hippolytus umgebaut und als Gemeindezentrum reaktiviert.
2018 schloss der Kita-Zweckverband des Bistums Essen die katholische Kita an der Horster Straße in Gelsenkirchen-Beckhausen aus finanziellen Gründen. Nun wird das Gebäude von der Pfarrei St. Hippolytus umgebaut und als Gemeindezentrum reaktiviert. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Darüber hinaus sind eine kleinere Einheit für Gruppentreffen sowie eine Küche geplant, „in der etwa Kochkurse für Eltern und Kinder stattfinden können, bei denen es um die Zubereitung gesunder, günstiger Gerichte geht“, freut sich der an Liebfrauen wohnende Geistliche schon auf die Aktivitäten, wenn der Umbau abgeschlossen ist und betont: „Das Haus soll nicht nur für Katholiken der Pfarrei, sondern auch für Interessierte aus dem Stadtteil offenstehen.“ So solle die katholische Kirche vor Ort langfristig und nachhaltig in präsent bleiben.

Dass der Standort Beckhausen einen Erlebensort des Glaubens behalten sollte, wenn denn das Grundstück mit Kirche und (längst geschlossenem) Gemeindehaus verkauft und die Gebäude abgerissen sein würden: Diese Absicht hatte die Pfarrei schon vor Jahren verkündet. Bis Anfang 2022 war es aber noch völlig unklar, wo sich Gläubige zu Gottesdiensten, Andachten und in geselliger kleiner Runde treffen könnten. Denn als die Pfarrei das Kita-Gebäude ab Herbst 2019 wieder in Betrieb nahm, war dies nur als vorübergehender Schritt geplant.

Pastor Steinrötter: Bausubstanz des Gelsenkirchener Kita-Gebäudes ist solide

Die Liebfrauenkirche in Gelsenkirchen-Beckhausen am Montag, 28. Dezember 2020. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services
Die Liebfrauenkirche in Gelsenkirchen-Beckhausen am Montag, 28. Dezember 2020. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Nun aber besteht Klarheit. „Es ist allen Beteiligten wichtig, eine Perspektive vor Ort zu haben, unabhängig davon, wie und wann das Projekt eines Investors voranschreitet“, so Steinrötter. Wie berichtet, plant die Pfarrei, das Grundstück noch in diesem Jahr an einen Interessenten zu verkaufen, der dort ein Wohngebäude für eine Tagespflege sowie barrierefreie Wohnungen für Senioren errichten will.

Die Kita mit dem angrenzenden Areal soll jedoch nicht in die Verkaufsmasse einfließen. „Wir sind froh, dass das Gebäude über eine solide Bausubstanz verfügt und nicht wie das alte Gemeindehaus feucht und marode ist.“

Für Umbauarbeiten in Gelsenkirchen-Beckhausen sind neun Monate veranschlagt

Wann und wie es mit den Planungen zur Niederlegung von Gottes- und Gemeindehaus weitergeht, sei noch nicht ganz klar, heißt es. „Fest steht aber, dass mit dem Umbau der alten Kita Fakten geschaffen werden und wir endlich planen können“, sagt Steinrötter. Womöglich können die Gläubigen den Abschluss der Arbeiten und die Neueröffnung des neuen „Glaubensortes“ im Sommer mit einem Fest auch auf dem Außengelände feiern: Für den Umbau sind rund neun Monate veranschlagt.

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Finanziert werden sollen die Maßnahmen durch Eigenmittel, den Erlös durch den Verkauf des Grundstücks, einen Innovationsfonds des Bistums sowie durch Drittmittel. Insgesamt veranschlagt die Pfarrei Umbaukosten „in niedriger sechsstelliger Höhe“.

Abschieds-Dokumentation soll Erinnerungen wachhalten

Angesichts des bevorstehenden Abschieds von der Liebfrauen-Kirche an der Horster Straße in Beckhausen will die Pfarrei St. Hippolytus eine besondere Form der Erinnerungskultur schaffen. Geplant ist eine „Abschieds-Dokumentation“, die die Gedanken an Erlebnisse und Begegnungen in dem Gotteshaus mit Hilfe von Worten, Fotos oder Gegenständen wachhält. Sie soll auch nach der Schließung und dem Abriss des Gotteshauses weiterbestehen.

So werden die Gläubigen gebeten, sich mit ihren biografisch gefärbten Geschichten, Berichten, Ideen oder Anmerkungen zu melden. Willkommen sind auch Assoziationen zu Gegenständen, die bislang in der Liebfrauen-Kirche ihren Platz hatten. Kontakt: Katholische Gemeinde Liebfrauen, Horster Straße 303, 45899 Gelsenkirchen (Mail: liebfrauen@hippolytus.de)