Gelsenkirchen. Der Kita Zweckverband kündigt an, bistumsweit zehn Einrichtungen schließen zu wollen – zwei davon in Gelsenkirchen.

Die Bezeichnung „reicher Träger“ gerät in Verbindung mit den Kirchen als Träger von Kindertagesstätten mehr und mehr zur Karikatur. Nachdem vor wenigen Wochen die Stadt ankündigte, vier Einrichtungen des unterfinanzierten Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen-Wattenscheid zum Sommer 2016 zu übernehmen, kommt nun der Kita Zweckverband des Ruhrbistums mit einer tendenziell ähnlichen Nachricht in die Öffentlichkeit: Es fehlt das Geld, deshalb müssen im Ruhrgebiet mittelfristig zehn der 270 Kindertageseinrichtungen geschlossen werden: zwei davon in Gelsenkirchen.

Es handelt sich um die Kitas Liebfrauen I an der Horster Straße in Beckhausen und Herz Jesu an der Vandalenstraße in Bulmke-Hüllen. „Keine dieser Einrichtungen wird zum Sommer schließen“, will Peter Wenzel, Geschäftsführer des Kita Zweckverbands, die Situation beruhigen. Der Beschluss bedeute, dass der Betrieb in den betreffenden Kindertageseinrichtungen frühestens in zwei Jahren auslaufen werde. Die Einrichtungen würden daher keine neuen Kinder aufnehmen. Geschwisterkindern, die eine dieser Einrichtungen besuchen möchten, könne aber ein befristeter Vertrag angeboten werden.

Zuschüsse lindern die Situation nur

Der Verwaltungsrat versicherte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch die mit befristeten Verträgen, sollen innerhalb des Zweckverbands weiter beschäftigt werden. Das Gremium, das für die Vermögens- und Finanzierungsfragen des Kita Zweckverbands zuständig ist, begründete seine Entscheidung mit der Nicht-Auskömmlichkeit der öffentlichen Finanzierung seiner Kindertageseinrichtungen. Auch wenn der Kita Zweckverband ab dem 1. August 2016 mit zusätzlichen Landesmitteln rechnen könne, werde dies die finanzielle Schieflage nur lindern. Denn auch diese Mittel seien nicht auskömmlich gestaltet, auch sie deckten die Kosten nicht.

Auf Nachfrage erklärte Barbara Wagner, als Abteilungsleiterin für die Einrichtungen in Gelsenkirchen und Bochum zuständig, dass zwar die Unterstützung mit Blick auf KiBiz steigen würde, „die notwendigen und richtigen Gehaltssteigerungen für die Erzieherinnen und Erzieher aber doppelt so hoch liegen“ würden.

Kirchlicher Träger sieht sich benachteiligt

Der Kita Zweckverband, findet Peter Wenzel, sei als kirchlicher Träger gegenüber anderen freien Trägern im Nachteil. So müsse der Zweckverband als sogenannter „reicher Träger“ einen Eigenanteil in Höhe von zwölf Prozent aufbringen, bei anderen freien Trägern liege er hingegen bei neun bzw. vier Prozent. Der effektive Eigenanteil des Zweckverbands betrage allerdings 16 Prozent. Einige Städte, die zum Ruhrbistum gehören, hätten wegen der schwierigen Situation der kirchlichen Kitas ihren Zuschuss für diese Einrichtungen erhöht, dies geschehe jedoch nicht flächendeckend.

Der Verwaltungsrat sprach am Montagabend deutlich von „ersten Maßnahmen“, die ergriffen werden müssten, um auf die schlechte Finanzlage zu reagieren. Weitere würden darüber hinaus in Zukunft erforderlich sein.

In Beckhausen ist der Vorgang mit der Gemeinde abgestimmt, die auf dem Kita-Gelände ein Bauprojekt plant. „An der Vandalenstraße haben wir ab Sommer nur noch elf Kinder für eine zweigruppige Einrichtung“, sagt Barbara Wagner. Im Frühsommer sollen nach WAZ-Informationen daher Gespräche mit Gekita stattfinden, um die Kinder möglicherweise schon früher auf andere Einrichtungen zu verteilen.

Kommentar: Das ist wohl erst der Anfang 

Nun also auch die katholische Kirche! Zehn von 270 Kindertagesstätten im Ruhrbistum sollen 2018 geschlossen werden, zwei davon in Gelsenkirchen. Nun könnte man angesichts dieser Quote zu dem Ergebnis gelangen, es handele sich um einen erträglichen Einschnitt. Das allerdings wäre ein fataler Schluss. Denn bei diesen Aufgaben mit Vorankündigung handelt es sich um den ersten und den leichten Weg, den der Zweckverband geht.

In Beckhausen dicht zu machen, wo ohnehin seit geraumer Zeit ein Bauprojekt geplant wird, oder in Bulmke-Hüllen, wo zumindest in diesem Quartier die Zahl der Kinder ausgesprochen niedrig ist, überdeckt nur die grundsätzliche Nachricht: Der katholischen Kirche fehlt das Geld. Hier handelt es sich um eine sehr ernste Problemlage, die für die Zukunft Schlimmeres vermuten lässt. Mal ganz davon abgesehen, dass die Stadt, die ebenfalls chronisch unterfinanziert ist, diese Kinder irgendwo wird unterbringen müssen.