Gelsenkirchen. Neues Denken für Friedhöfe: Die Grünen fordern Yoga, Konzerte und freies Internet auf Ruhestätten. Gelsendienste und die Stadt zeigen sich offen.

Yoga oder Sport auf dem Friedhof, Konzerte in der Trauerhalle, freier Internetzugang neben dem Grab: Ginge es nach den Gelsenkirchener Grünen, würden die Friedhöfe dieser Stadt zu neuen Kulturorten werden, zu neuen Orten der Begegnung und Zusammenkunft. Ihr Argument: „Eine solche Nutzung würde auch mehr Menschen zum Verweilen auf den städtischen Friedhöfen einladen“, sie schlicht attraktiver machen. „Friedhöfe als grüne Begegnungsstätten im Quartier“ zu sehen – das sei der Gedanke dahinter, so Mabel-Mara Platz, Vorsitzende der Grünen-Bezirksfraktion Süd.

Neues Denken für Gelsenkirchener Friedhöfe: Diese Ideen haben die Grünen

„Die Zahl der Bestattungen auf unseren städtischen Friedhöfen hat in den letzten Jahren stark nachgelassen. Mit dem Thema Tod wird sich in unserer Gesellschaft nur ungerne oder meist gar nicht mehr auseinandergesetzt“, heißt es in einer Vorlage der Grünen. Darin fragen sie nach: Wie Gelsendienste als für die Friedhöfe verantwortliche Stadttochter denn zu der Idee stehe, den Friedhof auch als Ort der Begegnung und der Freude zu nutzen? Man „befürworte den Gedanken“, heißt es seitens Gelsendienste.

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Auch Veranstaltungen in Trauerhallen können sich die Experten von Gelsendienste vorstellen, so wären beispielsweise auch kleinere Konzerte in der Trauerhalle des Rotthauser Friedhofs möglich, andere Hallen seien jedoch besser geeignet. Die Einschränkung: „Die Angebote sollten inhaltlich nicht in krassem Missverständnis zum Veranstaltungsort stehen.“

Friedhöfe als neue Orte der Begegnung: Trauerhallen könnten, so Gelsenkirchens Grüne, zu besonderen Veranstaltungsorten werden, Konzerte dort stattfinden.
Friedhöfe als neue Orte der Begegnung: Trauerhallen könnten, so Gelsenkirchens Grüne, zu besonderen Veranstaltungsorten werden, Konzerte dort stattfinden. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Gelsendienste zeigt sich offen für weitere Vorschläge der grünen Ratsfraktion – „Yoga- oder Sportkurse könnten auf ehemaligen und freigezogenen Grabflächen angeboten werden“, so das Unternehmen. Allerdings sollten diese nicht in unmittelbarer Nähe noch aktiver Gräber sein. Auch Aktionen wie „GEmeinsames Spazieren“ mit anschließendem Picknick hält Gelsendienste für „denkbar“, ebenso die Umsetzung von Veranstaltungen wie „GEputzt“. Die Begründung der Grünen: „Auf diese Weise könnten Bürgerinnen und Bürger für das Thema Müll und Hundekot auf besonderen Flächen sensibilisiert werden.“

Mabel-Mara Platz (Grüne Gelsenkirchen) fordert: „Es wäre doch schön, wenn der Friedhof ein attraktiver Ort wäre, an dem sich die Menschen wohl und sicher fühlen.“
Mabel-Mara Platz (Grüne Gelsenkirchen) fordert: „Es wäre doch schön, wenn der Friedhof ein attraktiver Ort wäre, an dem sich die Menschen wohl und sicher fühlen.“ © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Mabel-Mara Platz bringt noch einen weiteren Vorschlag ein: die Digitalisierung auf Friedhöfen. In einer Anfrage fordert sie, das digitale Potenzial eben dieser Flächen zu nutzen – um sie attraktiver werden zu lassen.

„Wenn sich viele Menschen auf unseren Friedhöfen aufhalten, steigt auch das Sicherheitsgefühl der Besucherinnen und Besucher. Friedhöfe sind oft ein Ort der Ruhe und damit perfekt geeignet, um in der Natur auch ein wenig (online) zu arbeiten. Wäre es möglich, auch auf den städtischen Friedhöfen einen freien Internetzugang via Hotspots anzubieten?“, fragt Platz, die sachkundige Bürgerin im Gelsendienste-Betriebsausschuss ist.

Gelsenkirchener Verwaltung will Ausweitung des Wi-Fi-Angebots auf Friedhöfen testen

Vielerorts werde zurzeit diskutiert, ob der Friedhof künftig als Ort der Ruhe, Erholung und „auch der alternativen Nutzung für sanfte Freizeitaktivitäten“ und somit auch als Ort der Begegnung genutzt werden könne. Auch in Gelsenkirchen gebe es diese Überlegungen, so die Verwaltung. Die Stadt will nun prüfen, ob eine Ausweitung des freien Wi-Fi-Angebotes auf die städtischen Friedhöfe „grundsätzlich einen erweiterten Nutzen bringt und aus wirtschaftlicher Sicht umsetzbar ist“.

„Wir sollten die Friedhöfe ganzheitlich betrachten“, so Mabel-Mara Platz. Die Bestattungskultur und auch die Trauer mache einen Wandel durch – „und da wäre es doch schön, wenn der Friedhof ein attraktiver Ort wäre, an dem sich die Menschen wohl und sicher fühlen“.