Gelsenkirchen/Essen. Ein Kinderarzt aus Gelsenkirchen soll die Behandlung ausgenutzt und sich an drei Mädchen vergangen haben. Es sind nicht die einzigen Vorwürfe.

  • Ein Kinderarzt aus Gelsenkirchen soll sein Behandlungsverhältnis ausgenutzt und drei Mädchen sexuell missbraucht haben.
  • Er muss sich jetzt vor dem Essener Landgericht verantworten. Am ersten Prozesstag hat er die Taten bestritten und behauptet: „Ich habe sie nur untersucht.“
  • Im Januar letzten Jahres wurde bereits die Wohnung des Arztes durchsucht, wobei kinder- und jugendpornografisches Material gefunden wurde.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Ausgerechnet ein Kinderarzt muss sich seit Montag vor Gericht verantworten, weil er sich in einem Gelsenkirchener Krankenhaus an drei Mädchen vergangen haben soll. Er bestreitet die Taten.

Die Schülerinnen waren 14 bis 15 Jahre alt. Was sie bei der Polizei erzählt haben, hat es in sich. Es geht um Massagen unterhalb des BHs und um weitere intime Berührungen. Alles im Krankenzimmer, im Rahmen der Behandlung.

„Bist Du alleine im Zimmer?“: Gelsenkirchener Kinderarzt soll distanzlose Whatsapp-Nachrichten verschickt haben

„Bist Du alleine im Zimmer?“, „Soll ich dich noch mal behandeln?“: Auch solche Whatsapp-Nachrichten soll der Arzt einem der Mädchen geschrieben haben, dem er zuvor das „Du“ angeboten haben soll.

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Der aus Syrien stammende Arzt war 2019 das erste Mal aufgefallen. Damals war er von seinem Chef auch gleich zur Rede gestellt worden. Dabei gab es angeblich den Hinweis, dass bei der Behandlung von Mädchen immer eine Krankenschwester oder eine andere weibliche Person dabei sein müsse.

Sexuelle Übergriffe im Gelsenkirchener Krankenhaus? „Ich habe die Mädchen einfach nur untersucht“

„Das wusste ich bis dahin nicht“, so der Angeklagte im Prozess. Es sei aber ohnehin nichts passiert. Er habe weder die Brust der Mädchen massiert noch seine Hände über andere intime Stellen gleiten lassen. „Ich habe sie einfach nur untersucht“, so seine Erklärung vor der 17. Strafkammer des Essener Landgerichts.

Die Patientinnen hätten über Bauch- und Brustschmerzen geklagt. Deshalb habe er sie abgetastet – oberhalb der Brust und im Bereich des Blinddarms. Außerdem habe er den Blutdruck kontrolliert.

Angeklagter Kinderarzt ist selbst verheiratet und Vater von zwei Kindern

Vor allem im Bereich der Brust sei er um das Abtasten aus medizinischer Sicht auch gar nicht herumgekommen. „Ich musste doch feststellen, ob die Schmerzen muskulär bedingt sind oder vom Herzen kommen.“

Auch die Whatsapp-Nachrichten seien völlig ohne Hintergedanken gewesen. „Ich wollte keine Beziehung mit minderjährigen Patienten“, so der Angeklagte, der selbst verheiratet und Vater von zwei Kindern ist.

Bei dem angeklagten Kinderarzt wurde bereits Kinderpornografie entdeckt

Die Schülerin habe ihn außerdem zuerst angeschrieben. „Die Nummer hatte sie wahrscheinlich von der Mutter.“ In seiner ehemaligen Heimat sei es völlig normal, dass ein Arzt seine Nummer herausgebe, um die Angehörigen auf dem Laufenden zu halten.

Im Januar letzten Jahres war schließlich die Wohnung des Arztes am Niederrhein durchsucht worden. Dabei stießen die Fahnder auch auf ein Laptop, auf dem kinder- und jugendpornografische Bilder gefunden wurden. Darauf soll unter anderem zu sehen sein, wie 13 bis 16 Jahre alte Mädchen sexuell missbraucht werden.

Missbrauch in Gelsenkirchener Klinik? Kinderarzt befindet sich jetzt in Untersuchungshaft

Die Frage der Richterin, ob er pädophil sei und ein Interesse an jungen Mädchen habe, beantwortete der Angeklagte mit einem einzigen Wort: „Nein.“ Als Arzt arbeitet der 35-Jährige zurzeit übrigens nicht mehr, er sitzt derzeit in Untersuchungshaft.

Die Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch unter Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses sowie auf Besitz von Kinder- und Jugendpornografie. Sollten dem Angeklagten die Vorwürfe nachgewiesen werden, droht nicht nur eine Strafe, sondern auch ein Berufsverbot. Der Prozess wird fortgesetzt.