Gelsenkirchen. Im großen Tropenparadies der Gelsenkirchener Zoom Erlebniswelt ist das ganze Jahr über Sommer. Was das mit Blick auf die Energiekrise bedeutet.
„Egal, wie das Wetter auch sein mag: Im 4500 Quadratmeter großen ELE-Tropenparadies herrschen das gesamte Jahr über tropische Klimabedingungen“: Stolz präsentiert die Zoom Erlebniswelt mit diesen Worten ihre Tropenhalle auf ihrer Website, dort wo sich eine Reihe von exotischen Lebewesen, vom vietnamesischen Moosfrosch bis zu den Orang-Utans wohlfühlen. Es sind stolze Worte aus normaleren Zeiten. Heute, wo das Schreckensgespenst der Energieknappheit umhergeht, stellt sich dagegen die Frage: Kann ein riesiges Tropenhaus, in dem immer ein feuchtwarmer Sommer herrscht, wie gewohnt weiter betrieben werden, wenn – überspitzt gesagt – ganz Deutschland frieren muss?
Leiter der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen: „Wo es um die Tiere geht, sehe ich keine Möglichkeit, zu sparen“
Hendrik Berendson, Leiter der Zoom Erlebniswelt, gibt auf solche Fragen aktuell eine klare Antwort: „Das Tierwohl steht an oberster Stelle!“ Die Temperatur in den Gehegen der Tiere, die aus warmen Regionen der Welt stammen, herunterzudrehen oder die Wassertemperatur bei den Flusspferden zu senken so wie es die Stadt längst bei den Schwimmbädern getan hat, sei keine Option. „Wir haben nun einmal diese Tiere, auch viele geschützte Arten, und deswegen auch die Pflicht, diese artgerecht zu halten.“
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Die Möglichkeiten, bei der Unterbringung der Tiere „marginal“ Energiekosten einzusparen, sieht Berendson allenfalls bei Heizungsanlagen wie jenes Plateau im Außengelände des Löwengeheges, unter dem eine Fußbodenheizung liegt. Dort machen es sich die Löwen gerne gemütlich und sind dann gut für die Besucherinnen und Besucher sichtbar. Würde man die Fußbodenheizung abstellen, hätte die Löwenfamilie immer noch ihren warmen Innenbereich, in dem sie ebenfalls gut sichtbar sind. Doch vielmehr vergleichbare Stellen, die nicht zwingend geheizt werden müssten, gebe es im Zoo überhaupt nicht, sagt Berendson.
Versorgt wird die Zoom Erlebniswelt vor allem über Fernwärme. Auch gibt es laut Berendson Blockheizkraftwerke auf dem Gelände, mit dem man eigenständig Energie produziert.
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen hat in den Corona-Jahren deutliche Verluste gemacht – jetzt drohen erneut schwierige Zeiten
Wie hoch die Heizkosten des Tropenhauses oder andere Bereiche des Zooms sind, dazu macht der Leiter keine Angaben, wohl aber sagt er: „Das Tropenparadies ist flächenmäßig der größte Bereich, der die meisten Energiekosten verursacht.“ Die Kosten für das Tropenhaus alleine zu senken, mache auf den Gesamtbetrieb des Zooms bezogen allerdings nur einen kleinen Teil aus. „Wir haben etwa auch das Raubtierhaus, das Nashornhaus, es gibt viele Stallungen und Innenbereiche, die beheizt werden müssen.“ Insgesamt sei der Normalbetrieb des Zoos deswegen ganz klar mit hohem Energieverbrauch verbunden.
„Wir beobachten deswegen natürlich auch mit Sorge, wie es weitergeht und spielen in unseren Kalkulationen verschiedenste Preissteigerungen durch – 25, 50, 100 Prozent“, sagt Berendson. Auf die Zoom Erlebniswelt, die Teil des Stadtwerke-Konzerns ist, wird damit, wie in so vielen anderen Betrieben, nach der schweren Corona-Zeit eine weitere, wenn nicht noch härte Zeit zukommen. Im Corona-Schließungsjahr 2020 sank der Umsatz im Zoom schon einmal von 12,4 auf 8,8 Millionen Euro. 2021 stieg der Umsatz zwar wieder auf 10,7 Millionen Euro, aber dass der Zoo angesichts der enormen Energiepreise an seine Vor-Corona-Zeit anschließen werden kann, würde an ein betriebswirtschaftliches Wunder grenzen.
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Die laut Berendson „wenigen Stellschräubchen“, die man zur eigenen Energieeinsparung und Kostenreduzierung nutzen könne, sehe man nun bei bei den Verwaltungsgebäuden oder bei dem Licht. „Wir machen alles, was möglich ist, prüfen die Temperaturen bei den Bürogebäuden, den Toiletten“, sagt der Zoom-Chef – aber betont noch einmal: „Dort, wo es um die Tiere geht, sehen wir keine Möglichkeit, Energie zu sparen.“