Gelsenkirchen-Buer. Schon lange ist das Schrotthochhaus in Gelsenkirchen-Buer ein Ärgernis für die Anwohner. Zurzeit spricht wenig für einen baldigen Abriss.

„An schönen Tagen liegen die Ratten auf der Wiese vor dem Haus und sonnen sich“, sagt Klaus Sorge, und er meint es nur halb im Scherz. Zum Scherzemachen ist dem SPD-Bezirksverordneten ohnehin nicht zumute: Das Thema ist ihm ernst. Es geht um das „Schrotthochhaus“ an der Emil-Zimmermann-Allee 1, und das steht immer noch. Obwohl es schon längst abgerissen sein sollte. Wann das geschieht, das steht zurzeit in den Sternen.

Rückblende: Das achtgeschossige Hochhaus aus dem Jahr 1958 steht schon seit vielen Jahren leer. Der Besitzer hatte die Immobilie verfallen lassen, sich aber bis zuletzt gegen einen Abriss gewehrt. Dabei ist die Liste der Mängel lang: Schimmelbildung, undichte Dachaufbauten, fehlende Fallleitungen, durchfeuchtete Wände und Decken, defekte oder demontierte Fenster und Türen, entkernte Badezimmer, teildemontierte Heizungsanlage, zum Teil entfernte Wasser- und Abwasserleitung, defekte oder fehlende Fenster und Türen, entkernte Badezimmer.

Gelsenkirchener OB erließ im Jahr 2019 ein Rückbaugebot

2019 hatte die Stadt Gelsenkirchen reagiert und sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Der damalige Oberbürgermeister Frank Baranowski erließ ein Rückbau- und Entsiegelungsgebot. Damit wurde der im Ausland lebende Besitzer beauftragt, das Hochhaus sowie die ebenfalls leerstehenden Wohnhäuser an der Horster Straße 201-203 abreißen zu lassen.

Allerdings: So schnell, wie man es sich im Hans-Sachs-Haus gewünscht hatte, ging es dann doch nicht. Der Eigentümer legte Widerspruch gegen das Gebot ein und bekam zunächst Recht – der Streit beschäftigt immer noch die Gerichte. Ende 2021 sah es allerdings so aus, als könnte der Schandfleck, der auch von der A2 aus zu sehen ist, beseitigt werden: Ein Investor kündigte an, die Häuser kaufen und abreißen zu wollen, an gleicher Stelle sollten Wohngebäude errichtet werden. Im Januar hatte der Geschäftsmann aus Düsseldorf im Gespräch mit dieser Redaktion noch gesagt, dass der Abriss kurz bevorstehe. Kurz vor Beginn der Wachstumsperiode rückten tatsächlich Arbeiter an und beseitigten die wuchernden Büsche und Pflanzen, ein Bauzaun sichert seitdem das Haus. Doch dann geschah – nichts mehr.

Stadt Gelsenkirchen: Eigentümerwechsel hat noch nicht stattgefunden

Grund für Klaus Sorge, sich an die Stadt zu wenden und nach dem Stand der Dinge zu fragen. In der ersten Sitzung der Bezirksvertretung Nord erhielt Sorge Antwort von der Verwaltung. Und die macht wenig Hoffnung, dass sich an dem Zustand bald etwas ändern werde. Dort heißt es, dass zwar im Mai 2022 ein Kaufvertrag zwischen dem Investor und dem bisherigen Eigentümer geschlossen wurde. Allerdings: „Ein Eigentümerwechsel hat trotz des Abschlusses des oben genannten Kaufvertrags bislang nicht stattgefunden.“ Dieser Satz lässt einige Deutungen zu – unter anderem die, dass noch kein Geld geflossen ist.

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An der Stadt Gelsenkirchen liege es nicht, dass sich rund um das Schrotthochhaus nichts tut. Der Investor habe einen Antrag auf einen Bauvorbescheid gestellt, der sei im Juni genehmigt worden. „Für den Abriss braucht der Mann keine Genehmigung“, erklärte Stadtsprecher Martin Schulmann, „es reicht, wenn er den Abriss bei uns anzeigt.“ Für Schulmann steht fest: „Von Seiten der Stadt Gelsenkirchen stehen dem Abriss keine Hindernisse entgegen.“

SPD-Ratsherr fordert „Ende der Hängepartie“

Und dennoch tut sich nichts. Der Investor aus Düsseldorf war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Lukas Günther, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, sieht den Ball jetzt in der Hälfte des Investors. „Die Hängepartie muss endlich aufhören, wir erwarten, dass bald endlich etwas passiert“, sagte Günther im Gespräch mit dieser Redaktion.

Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, als werde sich so schnell etwas an der Situation ändern. Die einzigen, die sich darüber freuen, dürften die Ratten sein.