Gelsenkirchen. Jetzt wird die Stadt konkret: Straßenlaternen, Heizung, Wassertemperatur – so will man in Gelsenkirchen auf Strom und Wärme verzichten.
- Die Stadt Gelsenkirchen hat nun konkret gemacht, wie sie angesichts der steigenden Energiekosten und drohenden Engpässe bei der Gasversorgung schnellstmöglich Strom und Wärme einsparen möchte.
- Das „Lagezentrum Energiemangel“ hat ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Die Pläne betreffen die Beleuchtung, die Temperatur von Wasser und Räumen sowie die Belüftung.
- Oberbürgermeisterin Karin Welge sagt: „Jede gesparte Kilowattstunde heute ist eine Kilowattstunde, die uns im Winter hilft“.
Abgeschaltete Beleuchtung, nur noch kaltes Wasser aus dem Hahn, niedrigere Temperaturen in städtischen Gebäuden: Die Stadt Gelsenkirchen hat bekannt gegeben, wie sie angesichts der Energiekrise in Deutschland Wärme und Strom sparen möchte. „Jede gesparte Kilowattstunde heute ist eine Kilowattstunde, die uns im Winter hilft“, sagte Oberbürgermeisterin Karin Welge.
Energiekrise: Badewassertemperatur in Gelsenkirchener Schwimmbädern wird abgesenkt
Auf dem Zettel hat die Stadt mehrere Maßnahmen, „die die Stadtverwaltung auch im Falle einer Energiemangellage handlungsfähig halten“, erklärte Welge. Erarbeitet wurden diese von dem fachübergreifenden „Lagezentrum Energiemangel“, sozusagen ein Krisenstab zu den Folgen des Ukraine-Krieges. Stadtkämmerer Luidger Wolterhoff, der bereits den Corona-Krisenstab leitete, hat nun auch die Leitung des Lagezentrums übernommen und die geplanten Maßnahmen in der vergangenen Ratssitzung grob vorgestellt. Umgesetzt werden sollen sie schrittweise bis zum 30. September, also bis zu Beginn der nächsten Heizperiode.
Zu den kurzfristig umzusetzenden Maßnahmen gehören zum Beispiel die Absenkung der Badewassertemperatur in Schwimmbädern sowie der Betrieb der Handwaschbecken in städtischen Gebäuden ausschließlich mit Kaltwasser. Laut Stadt werden so zehn Prozent Energie eingespart. Auch in Schulen und Turnhallen wird bis zum Beginn der Heizperiode die Warmwasserbereitung ausgestellt.
Sicherheitsbedenken bei der Abschaltung von Straßenlaternen in Gelsenkirchen
Eine weitere im Katalog genannte Maßnahme betrifft das Lüften. So sollen Lüftungsanlagen außer Betrieb genommen werden, wo auch das Lüften über die Fenster möglich ist. Allerdings konterkariert das den Corona-Schutz, wie Wolterhoff erläuterte. Deshalb müsse man, dort wo die Lüftungsanlagen abgeschaltet werden, im Herbst und Winter mehr auf Maske und Abstand setzen.
Sofort umsetzen kann die Stadt nach eigenen Angaben die Einsparung bei der Beleuchtung. So sollen etwa die Illuminationen am Rathausturm in Buer, auf der Halde Rungenberg oder die Lichtinstallation „Consol Gelb“ an der Zeche Consolidation abgeschaltet werden.
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Etwas mehr Überlegungen müssen dagegen bei den normalen 26.700 Straßenlaternen im Stadtgebiet gemacht werden. „Es wird bei der allgemeinen Beleuchtung in der Stadt – nachdem wir differenziert festgelegt haben, wo das nicht sicherheitsrelevant ist – zu Abschaltungszeiträumen oder Abschaltungen kommen“, erklärte Wolterhoff. Auf dem Programm steht auch die Umrüstung von noch mehr Beleuchtungen auf LED.
Seitdem die Stadt 2010 angefangen hat, auf LED umzurüsten, strahlen etwa 40 Prozent der Leuchten in Gelsenkirchen mit LED. Damit wurde nach Angaben der Verwaltung bereits eine Energiereduzierung bei der Beleuchtung von ebenfalls knapp 40 Prozent erzielt. Lesen Sie auch: So teuer ist die Straßenbeleuchtung in Gelsenkirchen pro Tag
Stadt Gelsenkirchen will die Heizung in städtischen Gebäuden herunterdrehen
Auf den Prüfstand kommen zudem die Heizanlagen in städtischen Gebäuden. „Wir werden einen hydraulischen Abgleich in den Heizungsanlagen forcieren“, kündigte Luidger Wolterhoff an. Ab Beginn der Heizperiode sei zudem geplant, die Temperatur in Sport- und Turnhallen auf das empfohlene Mindestmaß abzusenken. Nach der geplanten Energieeinsparverordnung des Bundes sollen öffentliche Gebäude nur noch auf 19 Grad geheizt werden dürfen. Heruntergedreht werden die Heizungen auch in Büros der Stadt, den Fluren und Treppenhäusern und weiteren öffentlichen Einrichtungen.
„Das sind alles noch Dinge, die ein gesellschaftliches Leben weiter möglich machen, aber vielleicht eher mit dem dicken Pullover als mit der dünnen Strickjacke“, fasste Wolterhoff das Paket im Stadtrat zusammen. Zudem seien die meisten Energiesparmaßnahmen auch ohne großen Mangel sinnvoll. „Sie machen auch dann Sinn, wenn sich die Mangellage entspannen würde“ – etwa aus Klimaschutzgründen oder um Geld zu sparen, was die Stadt angesichts der angespannten Haushaltslage ja nun wieder mehr tun muss als vor Krieg und Corona-Krise.
Gelsenkirchen: Wird die Mangellage zu groß, könnten Sport- und Kultureinrichtungen komplett schließen
Sollte sie allerdings noch dramatischer werden als erwartet, dann könnte die Stadt noch zu viel einschneidenden Maßnahmen gezwungen werden, beispielsweise zur kompletten Schließung bestimmter Sport- oder Kultureinrichtungen. „Das ist eine Frage, die wir weiter diskutieren werden müssen“, so Wolterhoff.
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Nicht alles geht von heute auf morgen. Aber umgesetzt werden sollen die meisten Einsparmöglichkeiten so schnell wie technisch möglich. „Bei der einen oder anderen Maßnahme gibt es sicherlich noch Gesprächs- und Abstimmungsbedarf mit den betroffenen Institutionen oder Organisationen“, so Wolterhoff. Außerdem soll der Energiesparkatalog jetzt noch in den Betriebs- und Fachausschüssen der Politik vertiefend diskutiert werden.