Gelsenkirchen. Oberbürgermeisterin Karin Welge hat sich deutlich zum Lehrermangel in Gelsenkirchen geäußert – und wirft Bund und Land Untätigkeit vor.
Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD) hat zum drastischen Lehrermangel in der Stadt Stellung genommen und Land und Bund dafür kritisiert, bei dem Problem untätig zu sein. Es entstehe der Eindruck, dass auf Bundes- und Landesebene „nur zugeschaut“ werde, so Welge in ihrer Rede zur Einbringung des Haushalts 2023 im Stadtrat am Donnerstag (11. August).
Wie berichtet, sind 110 Lehrerstellen in Gelsenkirchen zum Schulstart nicht besetzt, weshalb Unterricht gekürzt werden muss und sich einige Klassen ihren Klassenlehrer teilen müssen. Im Regierungsbezirk Münster ist der Mangel in Gelsenkirchen damit am höchsten. Und auch in vielen anderen NRW-Städten außerhalb des Regierungsbezirks ist das Problem viel geringer als in der Emscherstadt.
Gelsenkirchens OB Karin Welge: „Soziale Gerechtigkeit ist Frage der Geografie geworden“
Ärgerlich sei es, dass es diese Unterschiede überhaupt gebe, so Welge. Ebenso ärgerlich sei es, dass man zusehen müsse, „dass junge Frauen und Männer in Münster oder Bonn ihr Lehramtsstudium absolvieren und dann in ihren Ansprüchen, an diesen beschaulichen Orten auch arbeiten zu dürfen, unterstützt werden – während es in anderen Standorten immer schwieriger wird, engagierte Lehrkräfte zu finden.“ Hier müsse es eine Korrektur geben, sagte die Oberbürgermeisterin.
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Das Thema Bildungsgerechtigkeit stehe mit Blick auf Gelsenkirchen „stellvertretend für die Frage der sozialen Gerechtigkeit, die in unserem Land mitunter zu einer Frage der Geografie geworden ist“, betonte Welge. Bund und Land hätten Jahre lang zugesehen, „wie wir in Gelsenkirchen sparen, sparen und nochmals sparen müssen, und das auch hochengagiert tun, aber am Ende ein Investitionsstau aufläuft, den wir kaum bewältigen können.“ Dieser habe zu Unterschieden zwischen den Kommunen geführt „die Fragen der Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen aufwerfen!“
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Förderungen von Bund und Land zur Abmilderung der Probleme in Gelsenkirchen seien zwar hilfreich. „Förderprogramme hier und da beseitigen diese Disparitäten aber nicht, wir brauchen ein ganz anderes Engagement der staatlichen Ebene für gleichwertige Lebensverhältnisse“, forderte Welge.
AfD beantragte erfolglos Anreize für Lehrer in Gelsenkirchen durch begünstigte Kredite
Der Lehrermangel war auch an anderer Stelle Thema im Stadtrat. Die AfD hat beantragt, Anreize für Lehrer an Gelsenkirchener Schulen zu schaffen. Die Kernidee: Allen Lehrern, die eine Immobilie in Gelsenkirchen zur Eigennutzung erwerben möchten, soll die Stadt „attraktive Kreditmodelle“ durch die Sparkasse Gelsenkirchen und gegebenenfalls weitere Kreditinstitute ermöglichen. Im Gegenzug sollen sich die Lehrkräfte verpflichten, bis zur Tilgung des Kredits an Gelsenkirchener Schulen zu unterrichten.
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Nachdem Kämmerer Luidger Wolterhoff erläuterte, dass dem Stadtrat „keine Organkompetenz“ zusteht“, um Entscheidungen über die Stadtsparkasse zu treffen, und SPD-Fraktionsvize Lukas Günther betonte, dass sich der Rat der Stadt bereits 2019 mit einer Resolution gegen den Lehrermangel positionierte, wurde der AfD-Antrag mit den Stimmen aller anderen Fraktionen – und nach einem hitzigen Wortgefecht zwischen OB Welge und AfD-Chef Jan Preuß, der sich in seinem Rederecht beschnitten sah – von der Tagesordnung gestrichen.