Gelsenkirchen. Beim Konzert der Rolling Stones in Gelsenkirchen war auch Ulrich Schröder. Es war der 206. Live-Auftritt seiner Lieblingsband, den er miterlebte.
Wenn es um die Einschätzung der Qualität eines Rolling-Stones-Konzerts geht, ist Ulrich Schröder ein Top-Ansprechpartner. Schließlich hat der 73-Jährige genügend Vergleichsmöglichkeiten. Der Auftritt seiner Lieblingsband am Mittwoch in der Arena war die 206. Live-Show von Jagger & Co, die er miterlebt hat. Und nicht nur das: In seinem Heimat-Landkreis Lüchow-Dannenberg betreibt er zudem das „Stones Fan Museum“, zu dessen Fundus Zehntausende Ausstellungsstücke gehören.
Vom kleinen Club-Konzert bis zum Auftritt vor 1,2 Millionen Menschen in Kuba
„Ulli“ Schröder ist ein Unikat. Die Stones sind sein Lebensinhalt. Bei Tourneen reist er ihnen hinterher, hat kleinste Clubkonzerte vor nur 500 Auserwählten ebenso miterlebt wie jenen legendären Auftritt 2016 in Kuba, als die Briten ein Open-Air-Konzert vor rund 1,2 Millionen Fans bestritten. Wenn er seine Fanmontur überzieht, zu der ein mit Stickern und Aufnähern übersätes Sakko und ein ebenso verzierter Hut gehören, sieht er aus wie eine Stones-Litfaßsäule auf zwei Beinen.
„Mein erstes Konzert war das 1965 in der Essener Grugahalle. Ich hatte eine Vollmacht meiner Eltern in der Tasche, weil ich als 16-Jähriger abends eigentlich noch gar nicht allein unterwegs sein durfte. Volljährig war man ja damals erst mit 21“, erzählt Schröder. Die Karte habe neun Mark gekostet, was damals auch schon eine Menge Geld gewesen sei.
796,50 Euro für einen Platz direkt vor der Bühne in der Schalker Arena
Die Rolling Stones in Gelsenkirchen
Das ist jedoch kein Vergleich zu den heutigen Summen. Schröder entschied sich als Herzblut-Fan nämlich für ein Ticket in der vordersten Zone im Innenraum – ein Stehplatz, nur wenige Meter Luftlinie von der Bühne entfernt. Der gewährte zwar die beste Sicht auf die rockigen Protagonisten, kostete aber auch exakt 796,50 Euro. Schröder und Hunderte andere zahlten diese üppige Summe aber offensichtlich gern.
Sein privates Stones-Museum in Lüchow gründete er 2011 in einem ehemaligen Supermarkt-Gebäude. Betrieben wird es von ihm und einem 20-köpfigen Freundeskreis. Zu den zehntausenden Exponaten gehören Poster, Tickets, Schallplatten, Instrumente, Zeitungen, Fotos, Flipperautomaten und Kleidungsstücke von Jagger & Co. Ganzer Stolz ist jener Billardtisch, den die Stones einst bei jedem Konzert hinter der Bühne aufbauen ließen, um sich Wartezeiten zu vertreiben.
Besuch beim befreundeten Galeristen aus Gelsenkirchen
Den Abstecher nach Gelsenkirchen hat Schröder auch für einen Besuch seines Freundes Jürgen Heitbreder genutzt, der in Erle lebt und ebenfalls Stones-Fan ist. Der Inhaber der Gelsenkirchener Galerie „H-Art-line“ verkauft dort auch Kunstwerke von Stones-Mitglied Ronnie Wood, der nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein talentierter Maler ist.
Und wie fand er nun das Gelsenkirchener Konzert, wollen wir von Schröder am Ende noch wissen. Eine Wertung oder Rangfolge nennt er nicht, sondern sagt: „Für mich ist es das Bedeutendste, dass sie immer noch da sind und live spielen.“