Gelsenkirchen. Jürgen Heitbreder verkauft in seiner Galerie „H-Art-line“ auch Kunst des Rolling-Stones-Bassisten Ronnie Wood. Porträt über einen Vielseitigen.

Die Nachricht vom Tod des Schlagzeugers Charlie Watts in der Vorwoche hat auch Jürgen Heitbreder tief getroffen. Der 70-Jährige aus Erle ist nämlich nicht nur ein eingefleischter Fan der Rolling Stones, zum Bestand seiner Galerie „H-Art-line“ gehören auch zahlreiche Grafiken, die der Stones-Bassist und -Gitarrist Ronnie Wood angefertigt hat. „Viele wissen gar nicht, dass Wood nicht nur ein brillanter Musiker, sondern auch ein toller Künstler ist“, erzählt der Galerist. „Er hat einst mit Andy Warhol zusammen Kunst studiert.“

In seinem früheren Berufsleben arbeitete der heutige Galerist als Berufsschullehrer

Fußball und Kunst: Das sind die großen Leidenschaften des Gelsenkirchener Galeristen Jürgen Heitbreder.
Fußball und Kunst: Das sind die großen Leidenschaften des Gelsenkirchener Galeristen Jürgen Heitbreder. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Zum Zeichen seiner Trauer über den Tod von Watts hat Heitbreder in seinem Garten in Erle derzeit eine Fanflagge der Rolling Stones auf halbmast gesetzt. Im Gespräch erinnert er sich sofort auch an seine zahlreichen Konzerte der britischen Rock-Ikonen, die er einst besucht hat – etwa jenes im August 1990 im restlos ausverkauften Parkstadion. Zum vorerst letzten Mal sah er Jagger & Co bei einem Auftritt in Barcelona. Das war 2017. Kurz zuvor hatte Heitbreder seine Gelsenkirchener Galerie gegründet.

Zu den tragenden Säulen seines Geschäfts, das er fast ausschließlich im Internet betreibt, gehören aber nicht nur Grafiken von Wood, sondern auch jene von anderen Musikern – etwa Miles Davis oder John Lennon – sowie Glaskunst von Paul Kostabi. Das Erstaunliche: In seinem vorherigen Berufsleben hatte Heitbreder nicht viel mit Kunst zu tun. Er war Studiendirektor und Abteilungsleiter des Bereichs Bautechnik am Berufskolleg für Technik und Gestaltung in Gelsenkirchen und für die Referendar-Ausbildung zuständig.

Eine geschenkte Grafik der Tante war die Initialzündung

„Meine Frau Margret und ich sammeln aber schon seit Mitte der 80er Jahre Kunst“, erklärt der gebürtige Bielefelder seine stets vorhandene Affinität. Bild Numero eins sei eine Grafik gewesen, die das damals frisch vermählte Ehepaar als Hochzeitsgeschenk von einer Tante überreicht bekommen hatte. „Das war so etwas wie die Initialzündung. Danach hat sich mein Kunstinteresse immer weiter verstärkt“, erzählt Heitbreder.

Doch es sollte noch bis zu seinem Wechsel vom Lehrerberuf in den verdienten Ruhestand dauern, bis er sich entschied, in den Kunsthandel einzutreten. Der Hauptgrund? Er habe im Ruhestand eine neue Aufgabe gebraucht: „Ich bin nicht der Typ, der den ganzen Tag nur im Garten herumsitzen kann.“

Ausstellung mit Werken von Josef Lange-Grumfeld eröffnet bald in Luxemburg

Der im April 2019 verstorbene Künstler Josef Lange-Grumfeld galt als Umweltmahner. Er war mit dem Gelsenkirchener Galeristen Jürgen Heitbreder befreundet.
Der im April 2019 verstorbene Künstler Josef Lange-Grumfeld galt als Umweltmahner. Er war mit dem Gelsenkirchener Galeristen Jürgen Heitbreder befreundet. © Jürgen Heitbreder

Zwei Ausstellungen hat er auch bereits organisiert. Die dritte folgt in wenigen Tagen – und zwar in Luxemburg in der dort ansässigen Valentiny Foundation. Dort zeigt Heitbreder vom 4. bis 26. September gemeinsam mit dem Musee Chez Soi rund 100 Arbeiten des norddeutschen Künstlers Josef Lange-Grumfeld, der im April 2019 verstorben ist. Zu sehen gibt es Bilder, Glaskunst und Schmuck. Lange-Grumfeld galt als „Umweltmahner“ und hat sich in seinen Werken schon Anfang der 90er mit dem schädlichen Einfluss des Menschen auf Natur und Umwelt beschäftigt. Ein Thema, das nun auch in der breiten Öffentlichkeit an Brisanz und Bedeutung enorm hinzugewonnen hat.

„Wir waren gut befreundet. Und ich habe ihm kurz vor seinem Tod versprochen, dass ich diese Ausstellung machen werde. Das war sein letzter großer Wunsch“, erzählt Heitbreder. Zudem sei der in der Nähe von Osnabrück beheimatete Lange-Grumfeld stets ein Verfechter von Toleranz und Integration gewesen. Seine Arbeiten seien damit gerade in der heutigen Zeit wieder höchst aktuell, betont der Galerist.

Im Juni 2021 hat Heitbreder zudem sein drittes Buch veröffentlicht. Das trägt den Titel „Kopfkino“ und befasst sich mit dem Wirken des spanischen Künstlers Gustavo. „Seine Werke haben ebenso kuriose wie außergewöhnlich lange Namen. Ich habe jeden Titel mit Blick auf das dazugehörige Werk betrachtet und meine Interpretationen dazu aufgeschrieben – zu lesen ist also, was beim Blick auf Gustavos Kunst in meinem Kopfkino geschehen ist“, erklärt Heitbreder den Buchtitel. Auch dieses 270-seitige Werk ist in seiner Galerie erhältlich – darunter eine limitierte Version mit einem Siebdruck. Infos im Netz: www.h-art-line.art oder 0173/28 65 206.