Gelsenkirchen. Bei komplizierten Operationen an der Wirbelsäule hilft jetzt ein Neuronavigationsgerät der jüngsten Generation am Bergmannsheil Gelsenkirchen.

  • 745.000 Euro-Investition für 360-Grad Bilder in extremer Auflösung
  • Platzierung von Schrauben schon bei OP kontrollieren
  • 200 Mal im Jahr im Einsatz, um den optimalen Workflow zu garantieren

Der mächtige weiße, von einer sterilen Plastikhaut überzogene Ring, der sich um die Operationsliege mit dem zu operierenden Patienten schließt, hat es in sich. Sehr viel Technik und nicht weniger Euro stecken in dem „O-Arm“ der neuesten Generation, der das Operationsteam bei hochkomplexen Eingriffen unterstützt. „745.000 Euro hat das Gerät mit seiner extrem guten Auflösung und den 360-Grad-Bildern gekostet. Und das ist es auch wert“, versichert Privat-Dozent Dr. Christopher Brenke, Chefarzt der Neurochirurgie am Bergmannsheil Buer. Es handelt sich um ein Neuronavigationsgerät, das den Operateur in der Wirbelsäulenchirurgie unterstützt. Der Vorgänger ist im Haus schon länger im Einsatz.

Refinanzierung der teuren Anschaffung nicht möglich

Trotzdem benötigte es ein wenig Überzeugungsarbeit, um die Neu-Anschaffung genehmigt zu bekommen. „Der Mehraufwand durch diese Technik zahlt sich zwar für die Operationsqualität und damit für den Patienten aus, der schonender therapiert wird. Wir sehen im Operationsgebiet mehr auf dem modernen Monitor und bewegen uns mit den Instrumenten räumlich optimal – ohne Nerven oder gar das Rückenmark zu gefährden“, erläutert Brenke. Dass es trotzdem Überzeugungsarbeit brauchte, liege daran, dass das Gerät nicht nicht durch zusätzliche Erlöse refinanziert wird. [Lesen Sie auch: Extreme Sauerstoffdosis gegen Long Covid keine Kassenleistung]

Privat-Dozent Dr. Christopher Brenke arbeitet schon seit Jahren mit der Neuronavigation, die nicht überall Standard ist. Nun kann er am Bergmannsheil auf die neueste Generation zurückgreifen.
Privat-Dozent Dr. Christopher Brenke arbeitet schon seit Jahren mit der Neuronavigation, die nicht überall Standard ist. Nun kann er am Bergmannsheil auf die neueste Generation zurückgreifen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Besonders geeignet ist der O-Arm für den Einsatz etwa an der Halswirbelsäule, wo der Spielraum für den Operateur besonders klein ist und es ganz besonders um jeden Millimeter geht. Während der Operation liefert der O-Arm in weniger als 60 Sekunden dreidimensionale Röntgenbilder in extrem hoher Auflösung. Bei der Platzierung von Implantaten wie Schrauben kann noch während der OP die Lage kontrolliert werden. [Zum Thema: Neurochirurgie mit erweitertem Spektrum]

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„Eingesetzt wird der O-Arm dennoch bei Wirbelsäulenoperationen in allen Bereichen bis hin zum Becken. „Die Erfahrung im Umgang mit dem Gerät ist wichtig. Mit dem Vorgängergerät hier im Haus haben wir im Schnitt 200 Operationen im Jahr durchgeführt, das ist quasi jeden Werktag eine OP. Jeder Handgriff muss sitzen, auch beim Team. Der Workflow ist wichtig,“ unterstreicht Brenke, der auch in seiner früheren Klinik – dem Knappschaftskrankenhaus Bochum – bereits mit der Vorgängervariante für die Neuronavigation arbeitete. „Die Geräte sind grundsätzlich schon lange erprobt, aber längst kein Standard in allen Kliniken“, ergänzt er.

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Die meisten neurochirurgischen Operationen betreffen Verschleißerkrankungen. Aber auch Verletzungen und Entzündungen werden mit Unterstützung durch Live-Röntgenbilder operiert. Gleiches gilt für Tumore. „Bei der Entfernung von Tumoren, wo es ja auch oft zu Bestrahlungstherapien kommt, fixieren wir zudem Wirbelsäule und Becken nicht wie sonst üblich mit Titanschrauben. Titan sorgt für Verzerrungen bei MRT-Aufnahmen, mit denen Bestrahlungspunkte lokalisiert werden. Wir fixieren alternativ mit Carbonschrauben. Das ermöglicht klare Bilder“, nennt Brenke weitere Vorteile.