Gelsenkirchen. Extreme Sauerstoffgabe wie in der Druckkammer am Bergmannsheil Gelsenkirchen kann Merkprobleme bei Long Covid lindern. Kassen zahlen nicht.

Eine neue Studie in Israel mit 73 Long Covid Patienten hat gute Erfolge bei der Steigerung der Merk- und Konzentrationsfähigkeit durch hyperbare Sauerstofftherapie belegt. Eine Beobachtung, die Dr. Michael Kraus, der Leitende Arzt der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) in den Druckkammern am Bergmannsheil Buer, bestätigen kann. Seit September 2021 werden hier Long-Covid-Patienten in Einheiten zu 20 Sitzungen behandelt. Mit guten Ergebnissen, vor allem im kognitiven Bereich.

„Der Brainfog, die Konzentrationsstörungen, belasten junge Patienten besonders stark“

„Es sind viele junge Erwachsene von Long Covid betroffen. Sie berichten, dass sie sich im Alltag wieder besser konzentrieren können, wieder mit den Kindern spielen können etwa oder beim Backen mittendrin noch wissen, was sie am Anfang in den Teig getan haben. Der sogenannte Brain Fog, die erheblichen Merk- und Konzentrationsstörungen, belasten viele Betroffene besonders stark“, berichtet Kraus. [Lesen Sie auch: Härtetest für Feuerwehr unter hohem Druck]

Kein Mittel gegen Dauer-Erschöpfung und Muskelschmerzen

Gegen die oft mit Long Covid einhergehende Fatigue, die Dauer-Erschöpfung, und Symptome wie Muskelschmerzen helfe die Sauerstofftherapie allerdings nicht, betont Kraus. Um diese beheben zu können, brauche es eher viel Geduld und intensives, gezieltes körperliches Training.

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Dr. Michael Kraus ist Leitender Arzt in der Hyperbaren Sauerstofftherapie-Abteilung am Bergmannsheil in Buer. 
Dr. Michael Kraus ist Leitender Arzt in der Hyperbaren Sauerstofftherapie-Abteilung am Bergmannsheil in Buer.  © Bergmannsheil Buer | Christian Fliegner

Bisher kommen Patienten, bei denen die Diagnose Long Covid gesichert ist durch Pulmologen und Neurologen – damit andere, akute Erkrankungen ausgeschlossen werden können als Ursache der Beeinträchtigungen – zu 20 Sitzungen in der Druckkammer. Bei 2,4 Bar, das entspricht dem Druck in 14 Metern Wassertiefe, bleiben sie für jeweils 145 Minuten in der Kammer. Wenn nach zehn Sitzungen keine Besserung erkennbar ist, wird abgebrochen. Schließlich muss der Patient für die Therapie tief in die Tasche greifen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten (noch) nicht.

Noch nicht genug durch Studien belegt für die Krankenkassen

Die Begründung: Die Wirksamkeit sei noch nicht ausreichend durch Studien belegt. Neben der Studie aus Israel wird in Deutschland aktuell in Wiesbaden die Wirksamkeit der Therapie mit der Universität Kiel dokumentiert, in Stockholm gebe es eine Blindstudie dazu, so Kraus. Aber bis die HBO für Long Covid Patienten zur Kassenleistung wird, dürften noch einige Jahre vergehen, fürchtet Kraus. [Zum Thema: Druckkammer hilft bei diabetischem Fuß]

4800 Euro aus eigener Tasche zu zahlen

4800 Euro werden für 20 Sitzungen fällig. Die Behandlungszeit erstreckt sich über vier Wochen, sodass für Patienten, die nicht in der Nähe von Gelsenkirchen leben, noch die Unterkunftskosten für die Zeit hinzukommen. „4800 Euro: Das entspricht ungefähr der Summe, die die Berufsgenossenschaft für einen Monat Arbeitsunfähigkeit zahlen muss“, gibt Kraus zu bedenken. Schließlich sind die Betroffenen in der Regel langzeiterkrankt.

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Wer trotz hoher Kosten die Therapiemöglichkeit nutzen kann und möchte sowie eine gesicherte Diagnose hat, kann sich telefonisch unter 0209 5902 570 anmelden. Mit langen Wartezeiten ist nicht zu rechnen. „Wir haben die größte HBO der Republik und ein oder zwei Plätze sind immer frei, das ist kein Problem“, versichert Kraus. Bisher haben 30 Long-Covid-Geschädigte die 20 Sitzungen komplett durchlaufen, mit guten Erfolgen, berichtet Kraus.