Gelsenkirchen. Wieso die Kita in Gelsenkirchen-Buer sich jetzt doch nicht für oder gegen den Standort im Waldbogen entscheiden muss. Was die Eltern dazu sagen.
Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach? Was den ungeliebten Umzug vom Standort Romanusstraße in Buer in einen geplanten Neubau Am Buerschen Waldbogen in Resse angeht, so braucht sich die privat betriebene Kita Spielstube nicht länger mit der Entscheidung zu plagen. Die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GGW) als Vermieter hat sie dem Trägerverein abgenommen.
Wie GGW-Prokurist Stefan Eismann auf Nachfrage der Redaktion bestätigte, „kommt die Elterninitiative als Partner für das Neubauprojekt im Waldquartier nicht mehr in Frage.“ Wie berichtet, hatte das Unternehmen der Elterninitiative eine Verlagerung für August 2024 angeboten, weil es das Gelände am jetzigen Filet-Standort entwickeln möchte. Diese lehnt dies jedoch u.a. wegen längerer und kostspieligerer Anfahrtswege ab und könnte sich unter bestimmten Bedingungen allenfalls einen vorübergehenden Umzug dorthin mit Rückkehr-Option zur Romanusstraße vorstellen.
Verein Spielstube beklagt Druck – Gelsenkirchener Vermieter GGW zeigt sich enttäuscht
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Wieso die GGW nun plötzlich Fakten geschaffen hat, wo sie noch Anfang Juni betont hatte, „intensiv an einer Lösung zu arbeiten“ und diese auch bei einem Treffen mit Akteuren aus Verwaltung und Politik zum Greifen nahe schien (s. Infobox)? „Wir hatten dem Vereinsvorstand eine Frist gesetzt, bis zu der er sich entscheiden sollte. Weil die Antwort darauf trotz jahrelanger Gespräche und Einbindung in die Raumplanungen so uneindeutig war und es sich um keine klare Zusage handelte, haben wir uns entschlossen, unser Angebot für einen Mietvertrag zurückzuziehen“, so Eismann.
GGW, Politik und Verwaltung handelten Lösung aus
Im ersten Juni-Drittel hatten Vertreter von GGW, Gekita, des Kinder- und Jugendausschusses sowie die Bezirksbürgermeister Dominic Schneider (SPD, Nord) und Wilfried Heidl (SPD, Ost) bei einem Treffen noch Möglichkeiten einer Einigung zwischen dem Wohnungsbau-Unternehmen und der Spielstube ausgelotet. Die Einrichtung selbst nahm nicht an dem Termin teil.
„Übereinkunft“ sei schließlich gewesen, so Schneider im Gespräch mit der Redaktion, der Kita Räumlichkeiten in dem Neubau am Waldbogen anzubieten und ihr „bei Bedarf“ eine Rückkehr-Option zur Romanusstraße einzuräumen. Heidl habe die Spielstube über diesen Vorschlag informiert, für den die GGW dann kurzfristig die Zusage des Vereins erwartete.
Er äußerte sich „persönlich enttäuscht“ („wir hätten der Spielstube mehr gegeben als sie jetzt hat“) von dem Verhalten und der Gesprächsführung des Vereins, der öffentlich über Druck von Seiten der GGW geklagt hatte. „Womöglich wurden die Eltern vom Vorstand auch nicht ausreichend in die Gespräche eingebunden. Wir haben mehrfach angeboten, sie über das Vorhaben zu informieren. Darauf ist der Verein aber nie eingegangen.“
Gelsenkirchener Verein Spielstube reagiert gelassen auf die Nachricht
Magnus Rasche vom Vorstand des Trägervereins reagierte recht gefasst auf die Nachricht. „Wir wollten ja ohnehin nicht zum Waldbogen. Für uns ändert sich zunächst nichts, weil wir einen gültigen Mietvertrag mit einer sechsmonatigen Kündigungsfrist haben“, erklärte er auf Anfrage.
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Sorge vor einer baldigen Kündigung hat er erst einmal nicht. „Es ist nun allen bei der GGW und in der Politik klar geworden, dass mit uns 44 Kita-Plätze in Buer auf dem Spiel stehen.“ Wie berichtet, hatte Gekita als Träger der städtischen Kindertageseinrichtungen in einer Vorlage für die politischen Gremien Mitte Mai eingeräumt, dass der Wegfall der Plätze in Buer durch die 55 neuen Plätze in Resse nicht kompensiert werden könne.
Elternmeinung deckt sich mit Auffassung des Vorstands der Gelsenkirchener Spielstube
Den Verdacht, der Vereinsvorstand könnte die Eltern nicht ausreichend informiert haben, weist Elternrats-Mitglied Katharina Ben Nasr zurück: „Hintergrund der ausbleibenden Zusage war, dass Herr Rasche sich noch mit den übrigen Vorstandsmitgliedern und uns Eltern weiter abstimmen wollte.“
Dies sei auch deshalb richtig gewesen, weil sich der Verein womöglich mit der 20-jährigen Laufzeit des Mietvertrags in finanziell unsicheres Fahrwasser begeben hätte, da auch die Stadtverwaltung langfristig keinen Bedarf an so vielen Kita-Plätzen im Waldbogen sieht.
Wie es weitergeht mit den Kita-Planungen in Buer und Resse, ist offen
Wie es nun weitergeht mit der Kita-Planung am Waldbogen? Ob dort trotzdem im August 2024 eine dreigruppige Einrichtung in dem vorgesehenen GGW-Neubau eröffnet werden soll? Welche Pläne die GGW bei dem Filet-Grundstück an der Romanusstraße verfolgt, für das sich die Stadttochter durchaus einen Mix aus Wohnbebauung und Kita im Erdgeschoss vorstellen könnte? Ob und wann sie der Spielstube kündigen wird? All dies sei „völlig offen“, so Prokurist Eismann. „Wir werden das zu gegebener Zeit entscheiden.“
Zeitlicher Druck bei der Bedarfsplanung der Kita-Plätze besteht laut Stadtsprecher Martin Schulmann derzeit nicht. „Es brennt noch nicht, da ja noch gar keine Kündigung ausgesprochen wurde. Aber das Thema ist auf dem Tisch und muss gelöst werden. Und das werden wir auch“, äußerte er sich zuversichtlich.
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