Gelsenkirchen. Die Stadt hat eine Umfrage unter älteren Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt: Vor allem 50- bis 54-Jährige sorgen sich vor Einsamkeit im Alter.
Die Gruppe der 50- bis 54-Jährigen hat die größten Sorgen vor Einsamkeit im Alter, die der über 85-Jährigen kennt diese Ängste hingegen so gut wie gar nicht. Das sind nur zwei von zahlreichen spannenden Resultaten einer Umfrage, zu der die Stadt Gelsenkirchen im vergangenen Herbst 8000 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger eingeladen hatte. 791 füllten den Bogen aus, was einer Teilnahmequote von knapp zehn Prozent entspricht. Die Ergebnisse wurden nun im Rahmen der Konferenz „Gut älter werden in Gelsenkirchen 2005 - 2030“ vorgestellt.
Von den 8000 Angeschriebenen machten 791 bei der Umfrage mit
Rund 130 Teilnehmende lauschten kürzlich im Bürgerforum des Hans-Sachs-Hauses, als die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse der Umfrage präsentiert wurden. Eine bunte Mischung bestehend aus Vertretern von Politik, Verwaltung, Engagierten, Akteuren des Inklusionsprozesses und der Behindertenverbände sowie der Pflege- und Gesundheitswirtschaft tauschten dort aber auch Erfahrungen und Ideen aus.
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Für die Auswertung der Umfrage seien laut Julius Leberl, Senioren- und Behindertenbeauftragter der Stadt, einige Aktive des Vereins Generationennetz Gelsenkirchen zuständig gewesen. „Die Resultate sind bei einer Rücklaufquote von knapp zehn Prozent zwar nicht repräsentativ, wir wollen sie aber bei unseren künftigen Planungen und Diskussionen zur Quartiersentwicklung aber dennoch berücksichtigen“, sagte Leberl.
Die Jüngeren unter den Alten früher erreichen
Eine der Kernerkenntnisse der Umfrage: Je älter die Bürger sind, desto besser kennen sie bereits die Angebotspalette des Generationennetzes. „Deshalb stellt sich perspektivisch die Frage: Wie können wir die 55- bis 60-Jährigen frühzeitig mit unseren Angeboten erreichen und auch abholen“, stellt Leberl klar.
Er weist darauf hin, dass bis zum Jahr 2032 zahlreiche Zugehörige der „Babyboomer“-Generation das Seniorenalter erreicht haben. „Und viele von ihnen haben signalisiert, dass sie ihr Wissen auch nach dem beruflichen Ausscheiden sinnstiftend einsetzen wollen“, so Leberl. Deshalb sei es eine Schlüsselaufgabe, für diese Menschen Möglichkeiten der Teilhabe zu entwickeln. „Aus dieser Altersklasse gaben in der Umfrage zwei Drittel an, dass sie sich künftig ehrenamtlich engagieren wollen – oder es bereits tun.“
Der Wunsch nach Teilhabe ist riesig
Auf die Frage, was für ein gutes Leben im Alter wichtig wäre, antworteten die meisten Teilnehmenden: „Begegnungszentren in allen Stadtteilen“, „Zentrale Ansprechpartner/Anlaufstelle in meinem Stadtteil“, „Sport- und Bewegungsangebote“, „Generationsübergreifende Angebote“ sowie „Angebote zur gesellschaftlichen Teilhabe“. Gerade für unter 75-Jährige schließt der Wunsch nach Teilhabe auch die digitale Teilhabe mit ein. 84 Prozent der Teilnehmenden ist diese im Alter „eher wichtig“ bis „sehr wichtig“. Über 75-Jährige würden eher darauf verzichten können.
Abgefragt wurde in vielen Punkten auch die Zufriedenheit mit der aktuellen Situation: Die wichtigsten Bezugspersonen für die Umfrage-Teilnehmenden sind demnach derzeit die Familie (71 Prozent) und Freunde (62 Prozent). Dahinter folgen Nachbarn, Bekannte und Arbeitskolleginnen und -kollegen. Die höchste Aufenthaltsqualität mit Blick auf die Stadtteile wurde Scholven mit der Durchschnittsschulnote 2,0 bescheinigt, gefolgt von Resser Mark (2,13) und Resse (2,29). Die hintersten Plätze belegten Bismarck (3,64), Schalke (4,0) und Schalke-Nord (4,66).
Schulnoten für Erreichbarkeit von Ärzten und die Einkaufsmöglichkeiten
Die beste Erreichbarkeit von Ärzten mit einer Durchschnittsnote von 1,75 wurde der Feldmark attestiert, gefolgt von der Altstadt und Neustadt. Hinten dran waren hier Bismarck, Resser Mark und Schalke-Nord. Auch die Einkaufsmöglichkeiten seien laut Umfrage in der Feldmark am besten (2,06), gefolgt von Neustadt (2,14) und Bulmke-Hüllen (2,20). Am Ende dieser Tabelle: Beckhausen, Bismarck und erneut Schalke-Nord.
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OB Karin Welge sieht die Stadt bereits gut aufgestellt, da sie sich schon früh auf die Auswirkungen der alternden Gesellschaft eingestellt hat: „In der Tat hat sich Gelsenkirchen früh auf den Weg gemacht, und darüber bin ich sehr froh. Nicht zuletzt, weil wir jetzt auf den Erfahrungen aufbauen können, die wir bereits gemacht haben, und auf die Strukturen, die wir errichtet haben.“