Gelsenkirchen. Mit Künstlicher Intelligenz wird bald in Gelsenkirchen die Überwachung von Spielplätzen gestartet. Warum die Stadt dabei auf Radartechnik setzt.
- Lärm, Ärger, Vandalismus und Müll auf Spielplätzen will die Stadt Gelsenkirchen vorbeugen.
- Sie setzt dabei – zunächst in einem Pilotversuch – auf Radarerfassung von Personen.
- Das Projekt soll in der City am Spielplatz Robert-Koch-Straße getestet werden.
- Technik vermittelt Ordnungskräften Eindruck vom Geschehen vor Ort. Datenschutz bleibt gewahrt.
Spielplätze oder auch Schulhöfe, die mit Radartechnik oder optisch-elektronisch überwacht werden: In Gelsenkirchen wird es bald eine dieser Varianten geben. Die Verwaltung plant hierzu ein Pilot-Projekt. Ausgesucht wurde dafür im Stadtsüden der Spielplatz an der Robert-Koch-Straße – citynah, abgeschirmt gelegen. Was für Kinder tagsüber ein attraktiver Aufenthaltsort sein soll, wird abends häufiger zum Jugendtreff. Lärm, Ärger, Vandalismus und Müll inklusive. Mit technischen Mitteln will die Verwaltung nun gegensteuern.
In Gelsenkirchen stehen 60.000 Euro für das Pilotprojekt bereit
„KI meets Ordnung“, also Künstliche Intelligenz trifft Ordnung – der Tagesordnungspunkt im Ordnungsausschuss war besonders der CDU wichtig, die mit dem Großkoalitionär SPD 60.000 Euro im Haushalt eingeplant hatte, um einen entsprechenden „Piloten“ anzuschieben. „Wir hoffen, dass der KOD so entlastet werden kann und an bestimmten Orten weniger auf Streife gehen muss“, betonte CDU-Fraktionschef Sascha Kurth Ende 2021.
Nun, wie intelligent die Systeme sind, die zum Einsatz kommen könnten, muss die Praxis noch zeigen. Thomas Richter, Abteilungsleiter im Bereich Lage und Strategie im Ordnungsreferat, stellte zwei Varianten vor: A, die Radartechnik. B, eine optisch-elektronische Erfassung. Beide vereint: Sie wären mit den 60.000 Euro Haushaltsmitteln zu realisieren. Benötigten würden beide für den Betrieb Dauerstrom und WLAN-Anschluss. Befestigt würden sie an einem hohen Mast – als Vandalismusschutz gerne in sechs bis acht Metern Höhe.
Meldung an die Leitstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes Gelsenkirchen
Bei der Radartechnik werden von einem nur zehn Zentimeter großen Kästchen Bewegungsprofile erfasst. Personen werden allein als Punkte abgebildet. Erkennt das System Auffälligkeiten, setzt es eine Meldung an die Leitstelle des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) ab. „Die Radartechnik ist erprobt, die Erfassung hätte keine Datenschutzrelevanz, der Pilot wäre 2022 umsetzbar“, erklärte Richter. Vorzüge, die fürs Radar sprechen. Die Vorentscheidung ist gefallen.
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Doch auch Variante B will man im Blick behalten: Eine Kamera erfasst hier die Situation vor Ort, wertet die Bilder aus und löscht sie – anders als bei der Videoüberwachung – umgehend. Weitergeleitet würde wie bei Variante A nur ein anonymes Signal. Der Anwendungsbereich wäre größer als beim Radar, der pro Gerät nur einen Radius von zehn Metern abdeckt. Doch die „Klärung der Datenschutzkonformität ist noch offen“, machte Richter deutlich, so dass die Verwaltung hier das größte Hindernis für einen zeitnahen Einsatz sieht.
Politik begrüßt die Probephase per Radarerfassung
CDU, SPD, FDP und Grüne begrüßen die Probephase und die Vorentscheidung für eine Radarerfassung. „Ich hätte als Mutter Bedenken, wenn eine Kamera am Spielplatz hängt“, räumte Mabel-Mara Platz (Grüne) ein. „In diesem Fall wäre es auch schwieriger, den Besuchern klar zu machen, dass die Kamera keine Bilder aufzeichnet.“ Um das System bekannt zu machen, sei Aufklärung nötig, betonen Politik und Verwaltung, gerne auch per QR-Code vor Ort und möglichst mehrsprachig.
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Täglich bis 23 Uhr ist die Leitstelle des KOD oder eines beauftragten Dienstleisters derzeit erreichbar. Die Reaktionszeit abends ist damit auf die Dienstzeiten beschränkt. Aber Richter erhofft sich durch die Technik darüber hinaus auch Erkenntnisse über das nächtliche Geschehen vor Ort. „Wenn wir das Lagebild auswerten, können wir reagieren“. Ein Ziel sei es, „dann bereits mit dem KOD vor Ort zu sein, ehe überhaupt die ersten Beschwerdeanrufe bei uns einlaufen.“
>>> Einsatz gegen wilde Müllablagerung
Zunächst wird getestet, ob die „Pilotanlage so klappt, wie wir uns das vorstellen“, so Thomas Richter. Mit mehreren Geräten könnten später auch größere Flächen wie Schulhöfe überwacht werden.
Doch bei der Stadt und auch bei der FDP denkt man bereits weiter. Dort sieht man weitere „Einsatzmöglichkeiten bei der Überwachung von Parkraum oder gegen illegale Müllablagerung“.
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