Gelsenkirchen. Nur dreimal kam es in Gelsenkirchen seit Anfang 2021 zu Organspenden, doch der Bedarf an Organen ist riesengroß. Wie das Marienhospital aufklärt.
Fast 9000 Menschen in Deutschland warten dringend auf eine lebensrettende Organspende. Doch die Zahl der möglichen Organspender und auch jener, die dazu bereit wären als Spender zu fungieren, stagniert trotz Aufklärung. 930 Spendern konnten bundesweit im Jahr 2020 insgesamt 3518 Organe entnommen werden. Mancher auf der Warteliste verstirbt, bevor er versorgt werden kann.
Aufklärung gegen die Angst vor dem verfrühten „Abschalten“
Aktionen zum deutschlandweiten Tag der Organspende – in diesem Jahr am Samstag, 4. Juni – sollen die Spendenbereitschaft steigern. Im Marienhospital Gelsenkirchen (MHG) gibt es zum Thema im Foyer einen Infostand mit umfangreichen Aufklärungsmaterialien in Deutsch, Türkisch und Arabisch – und mit Spenderausweisen.
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Nur bei Hirntod ist eine Spendenentnahme überhaupt gestattet
Transplantationsbeauftragte in der Klinik in Ückendorf ist Martina Krumsdorf. Die Fachärztin für Anästhesie, spezielle Intensiv- und Notfallmedizin, übernimmt auch im eigenen Haus die Aufklärung und Sensibilisierung von Mitarbeitern für das Thema. Als Organspender infrage kommen ausschließlich Patienten, deren Hirntod festgestellt worden ist. Die Befürchtung vieler Skeptiker, dass als Spender eingetragene Komapatienten schneller von den Geräten abgekoppelt werden, sind völlig unbegründet, versichert Krumsdorf. Der unumkehrbare Verlust aller Hirnfunktionen werde in mehreren Stufen nachgeprüft. Zum Thema: Zahl der Organspenden geht unerwartet zurück
Niemanden überreden, sondern zum Nachdenken anregen
In Kliniken ohne Neurologie und ohne Neurochirurgie wie dem MHG komme es selten zum Hirntod bei Patienten, am ehesten auf der Intensivstation der Inneren, so Krumsdorf. Umso wichtiger sei es, auch hier für Aufklärung zu sorgen. „Es geht uns nicht darum, Menschen zu überreden, sich als Spender einzutragen, sondern Menschen dazu zu bringen, sich mit dem Thema zu befassen. Und darüber aufzuklären“ versichert Krumsdorf.
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Tatsächlich ist es lediglich Aufgabe der Kliniken, zum Spenden bereite Menschen, deren Hirntod festgestellt wurde, an die Deutsche Stiftung Organtransplantation zu melden. Diese kommt in die Klinik, hilft bei Bedarf auch bei der sensiblen Begleitung der Angehörigen. Das Organ – in der Regel werden mehrere gespendet, vor allem Leber und Nieren – wird an Eurotrans weitergegeben, ein eigenständiger, europaweiter Zusammenschluss, der die Wartelisten von Patienten führt, die dringend Organe benötigen. Auf diesem Weg soll jede Korruption, die mancher Skeptiker vermutet, ausgeschlossen werden. „Und was auch viele nicht wissen: Einer normalen, würdevollen Bestattung steht nach Organentnahme nichts entgegen. „Die Schnittstelle wird geschlossen, dem Verstorbenen ist nichts anzusehen“, erklärt Krumsdorf.
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Organspenden sind auch am MHG ausgesprochen selten. Im vergangenen Sommer 2021 gab es eine verstorbene Person, die aus medizinischer Sicht infrage kam und einer Spende zugestimmt hatte, die letzte Spende davor konnte im Dezember 2016 an Eurotrans übergeben werden. An den Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen gab es im vergangenen Jahr ebenfalls eine Spende, am Bergmannsheil Buer war es seit Anfang 2021 ebenfalls nur ein Spender.
Ausschlusskriterium sind nur HIV und Krebserkrankungen
Als Spender geeignet ist fast jeder Mensch; auch Hochbetagte können jüngeren Erkrankten noch einige Lebensjahre schenken mit ihrer Organspende. Ausschlusskriterien für Spenden sind allerdings HIV-Infektionen sowie Krebserkrankungen, die nicht seit deutlich mehr als fünf Jahren ohne Rückfall ausgeheilt sind.