Gelsenkirchen. Buddeln, schaukeln, klettern: In Gelsenkirchen gibt’s fast 200 öffentliche Spielflächen. Bei Neubau und Sanierung muss die Stadt vieles beachten.
In der Stadt gibt es fast 200 Spielflächen, darunter Spiel-, Bauspiel- und Bolzplätze, Spielpunkte, Skateranlagen. Teilweise neu, teilweise schon etwas älter liegen sie größtenteils mitten in den Quartieren, sind Anlaufstelle für Klein und Groß. Bei Unterhalt und Pflege, bei Neukonzeption und Sanierung kommt es auf diverse Punkte an – welche Dinge die Stadt dabei beachtet, hat uns die Spielplatzbeauftragte der Gelsenkirchener Verwaltung, Iris Guder, erzählt und gezeigt.
Spielplätze Gelsenkirchen: Darauf achtet die Stadt bei Neubau und Sanierung
Beispiel eins: Der Spielplatz am Buerschen Waldbogen. Mittendrin, ganz zentral in einem von Gelsenkirchens Vorzeige-Neubau-Quartieren liegt dieser moderne Spielplatz, der auch bei Google gute Bewertungen von den Nutzern bekommt. Sauber sei es dort, die Spielgeräte modern, der Platz mehr als ausreichend. Nun ist er auch noch relativ neu, im Zuge der Realisierung des Buerschen Waldbogens im Jahr 2020 fertiggestellt.
„Hier wurde beispielsweise darauf geachtet, dass man den Wald als Spielplatz mitnimmt“, sagt Iris Guder beim Ortstermin. Aber auch auf das: dass alle Kinder und Jugendlichen ein (Spiel-)Angebot finden. Die Stadt unterteilt dafür in die drei Altersgruppen: Die Null- bis Fünfjährigen, die Sechs- bis Neunjährigen und die Zehn- bis 14-Jährigen.
Die Frage, die immer dahinter steckt: Wie viele Kinder leben in den einzelnen Spielbezirken, wie sind die Altersgruppen zusammengesetzt? Die Aufteilung in Spielbezirke kann man sich vorstellen wie ein Netz, das über die ganze Stadt gelegt ist. Die Verwaltung kann detailliert und aktuell prüfen, wie hoch oder niedrig der Bedarf bei den Kindern tatsächlich ist. „Sind die Angebote an Spielgeräten ausreichend, haben sich die Zahlen verändert und am Ende die Frage: Müssen wir den Spielplatz aufwerten?“ – so sei die Herangehensweise bei allen Planungen, wie Iris Guder erläutert.
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Ein gutes Beispiel dafür: der Spielplatz Weindorfstraße/Wembkenstraße in Rotthausen. Er ist einer der Neuen unter den Spielplätzen der Stadt und erst im August 2021 eingeweiht worden. Im Zuge des Stadterneuerungsprozesses Rotthausen als erstes Projekt mit einer Fördersumme von 220.000 Euro realisiert, konnte mit dem Zechenspielplatz eine Lücke im Rotthauser Osten geschlossen werden. Lange lag die Fläche brach, Belastungen des Bodens hatten einen Rückbau gefordert.
Der neue Spielort im Süden wurde unter dem Motto „Bergbau“ entwickelt, Ideengeber waren die Kinder der nahe gelegenen Kindertagesstätte Weinbergstraße. Stahlkonstruktionen, Bergbaumotive wie Zahnräder und auch die Gestaltung der Klettergerüste ähnlich eines Förderturms – es sind die Vorstellungen der Kinder, die hier baulich verwirklicht wurden. Auch dieser Spielplatz ist in Kleinkinder- und Kinderbereiche unterteilt.
Dass die Kinder mit ihren Wünschen und Vorschlägen gehört werden, ist ein weiterer wichtiger Punkt bei der Spielplatzgestaltung: „Generell ist es wichtig, das Ohr bei den Kindern und der Bevölkerung zu haben“, sagt Iris Guder. Nichts bleibe den Planern allein überlassen, Schulen, Kindergärten würden beteiligt, um die Bedarfe ganz echt nachzufragen, „Kinderbeteiligung“ nennt es Fachfrau Guder.
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Beispiel drei: Der kleinste Spielplatz Gelsenkirchens, am Marktplatz in Resse, zu Fuße des Jubiläumsbrunnens. Bei einem Besuch ist der für den Laien allerdings nicht auf Anhieb zu erkennen, ein einziges Spielgerät steht am Rande von mittlerweile zwei Boulebahnen, daneben ein weiteres. Doch hier tue sich viel, sei immer viel los, weiß Iris Guder zu berichten.
Das ist es ja auch, was die Spielflächen dieser Stadt ausmacht: Die Spielplätze seien nicht nur Orte, an denen die Kinder spielen, lernen oder sich erproben können. Sondern auch das: „Ganz spezielle soziale Treffpunkte, wo alle Generationen und Nationen zusammenkommen“, so Iris Guder. Und das betreffe nicht nur den Platz am Resser Markt, der in den nächsten Wochen noch ausgebaut und mit Spielgeräten erweitert wird, sondern viele andere in Gelsenkirchen auch.
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Beispiel vier zeigt ebenfalls exemplarisch, wie sich die Bedarfe ändern. Zwischen den Mehr- und Einfamilienhäusern am Birkenkamp und Winkelmannshof liegt der Spielplatz Birkenkamp recht idyllisch, obwohl die A 2 im Hintergrund leicht rauscht. Hier gab es zuletzt einige Änderungen: Der Bereich für die Älteren wurde ausgelagert, eine Tischtennisplatte an den Rand versetzt. Vor der Umgestaltung gab es keine klare Trennung, nun sind die Kleinen für sich und auch die Größeren haben ihre Ruhe.
Doch diesen Platz macht noch etwas Weiteres aus: Es sind die alten, hohen Bäume, die Atmosphäre schaffen. Freilich ist der Spielplatz Birkenkamp nicht der einzige mit Grün: „Gerade beim Altbestand der Spielplätze aus den 50er und 60er Jahren gibt es den Vorteil der Bäume“, sagt Iris Guder. Das Alte ist nun von Vorteil: „Relativ neu bei uns im Fokus ist das Thema Beschattung“, so die Expertin. So würden vor allem die Bereiche für Kleinkinder bei der Neukonzeption einen Schattenplatz finden, zusätzliche Bäume, da wo es nötig ist, gepflanzt.
Und worauf kommt es generell an, was ist wichtig mit Blick auf die Bedarfe der Kinder und Jugendlichen? „Die Kleinen brauchen einen Platz zum Buddeln, besondere Schaukeln und Rutschen“, erklärt Iris Guder, die größeren Kinder bräuchten die Möglichkeit zu klettern, mit der Seilbahn zu fahren. Für die ganz Großen seien es beispielsweise oftmals breite Kletternetze, die Spielvergnügen bieten. Und eben Tischtennisplatten: „Man glaubt es kaum, aber die Nachfrage nach Tischtennisplatten ist groß, das ist ein echter Trend“, hat Guder festgestellt.
„Überraschend wenig“ Vandalismus
Die Stadt Gelsenkirchen unterhält 137 Kinderspielplätze, sieben Spielpunkte, 40 Bolzplätze, zwei Bauspielplätze, vier Skateranlagen und zwei Parcoursanlagen. Jährlich kommen neue hinzu. Noch in diesem Jahr sollen mindestens drei Plätze saniert werden, darunter der Spielplatz an der Ottilienstraße und am Steinfurthof.
Für die Reinigung der Anlagen ist Gelsendienste zuständig. Der Spielsand wird einmal im Jahr ausgetauscht, der Fallsand alle zwei Jahre. Mit Vandalismus auf den Spielplätzen habe man bei der Stadt „überraschend wenig“ zu tun, wie die Spielplatz-Expertin der Stadt Iris Guder berichtet. Das liege auch an der sozialen Kontrolle oder der Aufmerksamkeit, die den Flächen, etwa durch die Spielplatzpaten, zuteil wird.
Die Spielplatz-Expertin der Stadt, Iris Guder, erreichen Sie unter 0209/169-9353 oder per E-Mail unter iris.guder@gelsenkirchen.de. Haben Sie Kritikpunkte, Anregungen einige Anlagen betreffend, über die wir berichten sollten, stört Sie etwas? Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail: lokalredaktion.gelsenkirchen@funkemedien.de.
Die Lebensweise der Menschen habe sich im Lauf der Jahre geändert, das gesellschaftliche Leben unterliege einem Wandel – das merke die Stadt auch bei der Spielplatznutzung. Eines aber kann Iris Guder mit Bestimmtheit und aus Erfahrung ausschließen: „Gelbe Spielgeräte in Gelsenkirchen – das geht gar nicht, das ist absolut nicht drin“, erzählt sie lachend.