Gelsenkirchen. Gelsenkirchen zählt nun 1650 ukrainische Geflüchtete. Schwierig wird es, für alle eine Wohnung und für Kinder einen Betreuungsplatz zu finden.
Von knapp 1650 Menschen aus der Ukraine, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs nach Gelsenkirchen geflüchtet sind, hat die Stadtverwaltung mittlerweile Kenntnis. Unter ihnen sind, Stand 29. April, insgesamt 172 Kinder im Kita-Alter. Für sie wird es aufgrund der Wartelisten in vielen Gelsenkirchener Kindertagesstätten schwierig, einen Platz zu bekommen – doch mittlerweile gibt es Einzelfälle, in denen tatsächlich eine Betreuung ermöglicht werden konnte.
Von bislang zwei Fällen berichtet der städtische Kommunikationschef Jan-Peter Totzek. Die Vermittlung sei regulär über das Online-Kitaportal der Stadt realisiert worden. „Die Lage ist in den Stadtteilen sehr unterschiedlich, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen es möglich ist, einen Platz zu bekommen“, so Totzek. Die Eltern der ukrainischen Kinder hätten hier genau dieselben Chancen und Schwierigkeiten wie alle anderen.
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Wie über das Regelsystem in den Kitas hinaus Möglichkeiten der Betreuung geschaffen werden könnten, versuche man aktuell zu erörtern, so Sozialdezernentin Andrea Henze. Hierzu sei sie im Austausch mit Bildungsdezernentin Anne Heselhaus. Schließlich, so Henze, sei die Betreuungssituation „entscheidend für die Arbeitsaufnahme“.
Ukraine Flüchtlinge werden bald vom Gelsenkirchener Jobcenter betreut
Verbesserungen bei der Arbeitsvermittlung erwartet Henze dadurch, dass die Ukrainer, die nicht im Renten-Alter sind, ab dem 1. Juni nicht länger Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetzt erhalten werden, sondern dann vom Jobcenter betreut werden und Hartz-IV erhalten. Dadurch würden sie auch besseren Zugang zu Integrations- und Sprachkursen erhalten.
Die 109 Menschen über 65 Jahren, die sich aktuell in Gelsenkirchen befinden, erhalten dagegen die Grundsicherung im Alter. Der jüngste Mensch unter den insgesamt 1649 Geflüchteten war bei seiner Ankunft gerade einmal sieben Wochen alt, 87 Jahre alt ist eine geflohene Frau – und damit die Älteste. 1020 Menschen sind über 18 Jahre alt, 452 sind im Alter zwischen sechs und 18 Jahren.
Tödlicher Schuss im Sportparadies: Keine Fragen unter Geflüchteten in der Emscher-Lippe-Halle
Weniger als ein Drittel der geflohenen Menschen ist aktuell in größeren Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Dennoch hat die Stadt bisher rund 1000 Plätze in Sammelunterkünften geschaffen. Aus Sicht von Sozialdezernentin Henze ist die Stadt damit „derzeit gut aufgestellt.“ In der Emscher-Lippe-Halle, in der nach dem Umbau von Impfzentrum in Aufnahmeeinrichtung die Aufnahme von Flüchtlingen nach einem Defekt an der Heizungsanlage noch verschoben werden musste, sind mittlerweile 31 Menschen untergebracht, 199 Plätze sind damit noch frei.
Auf die Frage, ob der tödliche Schuss im benachbarten Sportparadies (wir berichteten) am Montagabend auch für Unruhe bei den vom Krieg vertriebenen Menschen vor Ort gesorgt habe, antwortete Andrea Henze, es habe vor Ort „keine Fragen und keine Auffälligkeiten“ gegeben.
Neben der Emscher-Lippe-Halle sind aktuell 174 Plätze in der ehemaligen Mehringschule belegt, 42 Plätze sind dort noch frei. An der Turnhalle am Wildenbruchplatz sind derzeit 115 Menschen untergebracht, 133 Plätze sind noch frei. Die Turnhalle an der Breddestraße ist als Notunterkunft noch nicht eröffnet worden, hier wäre aber noch mal Platz für weitere 256 Menschen. Fast komplett belegt ist das ehemalige Kloster St. Mariä Himmelfahrt in Buer, wo aktuell 50 von 52 Betten belegt sind.
Gelsenkirchens Sozialdezernentin: „In großen Hallen kann kein gesellschaftliches Leben stattfinden“
Nachdem die Bereitstellung der Sammelunterkünfte nun abgehakt ist, will die Stadt sich noch mehr auf die Wohnungsvermittlung fokussieren. „Denn klar ist: In großen Hallen kann kein gesellschaftliches Leben stattfinden“, betonte Henze. Von privaten Vermietern und Wohnungsbaugesellschaften hat die Stadt nach eigenen Angaben mehr als 240 Wohnungsangebote erhalten.
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Rund 60 Wohnungen hat die Stadt als sogenannte Projektwohnungen angemietet. Das heißt: Diese hat die Stadt selbst angemietet. „Es ist vorgesehen, diese Wohnungen je nach Größe und familiärer Konstellation als kleine Gemeinschaftswohneinheiten zu nutzen“, erklärte Henze. Nach und nach würden diese Wohnungen nun mit Mobiliar ausgestattet.
Ukrainische Flüchtlinge: Nicht jeder kann eine Wohnung bekommen
Einem Großteil der ukrainischen Flüchtlinge könne man so ein Angebot machen, sagte die Sozialdezernentin – und bremste zugleich zu große Erwartungen: „Leider werden wir natürlich auch nicht alle Menschen zeitnah in Wohnungen vermitteln können.“
Gesundheitliche Verfassung
In den Gemeinschaftseinrichtungen finden freiwillige Erstuntersuchungen statt. „Die Menschen sind zumeist in einem stabilen gesundheitlichen Zustand“, sagte Sozial- und Gesundheitsdezernentin Andrea Henze. „Es gab bisher keine Ausbrüche von Infektionskrankheiten in den Gemeinschaftseinrichtungen, und es wurden auch keine Tuberkuloseerkrankungen festgestellt.“ Psychisch seien die Menschen zwar belastet, müssten diesbezüglich aber nicht behandelt werden. Es seien beispielsweise keine posttraumatischen Belastungsstörungen erkannt worden, die medizinisch behandelt werden müssen.
Ärger gab es zuletzt um die laut Stadt rund 170 Wohnungen, die sich Menschen auf Eigeninitiative gesucht haben. Ehrenamtlich aktive Gelsenkirchener kritisierten, die Genehmigung dieser Wohnungen dauere viel zu lange, die vom Sozialamt mitgeteilten sieben Wochen Bearbeitungszeit sei nicht nachvollziehbar. Mittlerweile seien mehrere Mitarbeiter abgestellt, die sich nur mit der Wohnungsthematik befassen, sagte Henze. Die Anfragen arbeite man derzeit sukzessive ab.