Gelsenkirchen. 2020 enthüllte die MLPD eine Lenin-Statue in Gelsenkirchen und bekam viel Gegenwind. Bald bekommt das Standbild prominente Gesellschaft.
Der Sockel steht bereits frisch gegossen an Ort und Stelle. Und das Standbild, das darauf einen prominenten Platz finden soll, folgt auch schon bald. Direkt neben der Lenin-Statue, die seit Juni 2020 direkt vor der MLPD-Parteizentrale in Horst steht, wird am 26. August eine zweite enthüllt. Diese zeigt dann den zweiten Namensgeber der linksextremen Partei: Karl Marx. Der Aufschrei der lokalen Politik und die Unruhe im Vorfeld dürften aber diesmal vermutlich eine Nummer kleiner ausfallen.
Enthüllung der Lenin-Statue schlug im Sommer 2020 hohe Wellen
Ein kurzer Blick zurück: Vor der Enthüllung der Lenin-Statue war die Empörung in Teilen der Stadtgesellschaft riesig. Kritiker des Projektes sprachen von einem „Schandfleck“ für den Stadtteil Horst und verurteilten den „Personenkult für einen Massenmörder“. Die MLPD vertrat hingegen den Standpunkt, dass sie mit dieser Aktion „eine Diskussion über den in Deutschland vorherrschenden Anti-Kommunismus“ anstößt.
Die Stadt Gelsenkirchen hatte die Aufstellung der Lenin-Statue noch mit einer Klage zu verhindern versucht und nannte dafür Gründe des Denkmalschutzes. Sie scheiterte vor Gericht jedoch in zwei Instanzen. Das Standbild samt Gedenktafel steht auch nicht auf städtischem Grund und Boden, sondern auf einem Privatgrundstück der Partei am Rande der Schmalhorststraße/Ecke An der Rennbahn.
MLPD feiert 2022 ihr 40-jähriges Bestehen
Genau dorthin hat Gabi Fechtner, die Bundesvorsitzende der MLPD, zum Gespräch geladen. „Wir feiern in diesem Jahr unser 40-jähriges Bestehen“, sagt sie. Und deshalb sei das der ideale Zeitpunkt, um nun auch eine Statue zu Ehren des zweiten Namenspatrons aufzustellen. Dieser Marx-Plan war bereits seit längerem bekannt. Doch erst jetzt steht mit dem 26. August auch das konkrete Enthüllungsdatum fest.
Anders als die gusseiserne Lenin-Statue, die damals bei einem österreichischen Sammler aufgespürt und für rund 16.000 Euro erworben wurde, handelt es sich beim Marx-Standbild um eine Maßanfertigung. Diese hat der Karlsruher Künstler Rainer Günther geschaffen. Sie hat die exakt gleiche Höhe und besteht aus demselben Material wie die Lenin-Statue.
Neue Marx-Statue in Gelsenkirchen kostet rund 40.000 Euro
„Wir konnten uns sogar eine Wunschpose aussuchen“, nennt Fechtner den größten Vorteil dieser Lösung. Die beiden Standbilder sollten sich „auf Augenhöhe begegnen“. Und am wichtigsten sei es, so Fechtner, dass es so wirke, als würden die beiden Statuen in einen Dialog miteinander treten. Rund 40.000 Euro kostet die neue Marx-Statue. Über eine Crowdfunding-Aktion seien bereits 30.000 Euro als Spenden eingesammelt worden, so Fechtner. „Und den Rest bekommen wir bestimmt auch noch zusammen.“
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Die Statuen-Kombination Lenin/Marx sei zumindest in Deutschland eine einmalige, betont die Parteivorsitzende. Deshalb glaubt sie auch, dass künftig noch mehr Besucher nach Horst kommen als die seit Juni 2020 gezählten rund 3000 Menschen – darunter einzelne Schaulustige, aber auch größere Gruppen.
Ab 26. August begegnen sich Marx und Lenin auf Augenhöhe – als Statuen
Die im Vorfeld befürchteten Übergriffe auf die Lenin-Statue seien bis heute übrigens ausgeblieben. Einziger Zwischenfall: Mitglieder einer AfD-Jugendorganisation verspritzten Kunstblut auf dem angrenzenden Fußgängerweg und posierten dort für Fotos. Das Standbild selbst blieb aber unangetastet.
Bei der nun folgenden Marx-Statue sieht Fechtner ein deutlich geringeres Konfliktpotenzial: „In der öffentlichen Wahrnehmung ist Lenin nun mal einfach viel umstrittener und Marx anerkannter.“ Ab 26. August thronen sie dann gemeinsam in Horst auf ihren Betonsockeln. „Und dann“, sagt Fechtner und strahlt, „sind wir hier endlich komplett“.