Gelsenkirchen. Eine aktuelle Studie hat Viertklässlern schlechte Lesekompetenz attestiert. Wie gefragt ist die Stadtbibliothek Gelsenkirchen bei Erstlesern?

Kinder sind in Gelsenkirchen eifrige Nutzer der Stadtbibliothek: 5683 Kinder-Bibliotheksausweise nutzen bis zu Zwölfjährige aktuell, hinzu kommen Kinder ohne eigenen Ausweis, die über ihre Eltern ausleihen. Rund 2200 der Bibliotheksnutzer sind im Alter der Leseanfänger, also zwischen sechs und neun Jahren. Zum Vergleich: In dieser Altersgruppe leben an die 10.000 Kinder in Gelsenkirchen. Sie haben die Auswahl unter 50.500 Medien für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. Und sie leihen keineswegs nur Hörbücher oder Filme: im Gegenteil. [Zum Thema: Das sind die besten Vorleser in der Stadt]

38.400 Buch-Ausleihen durch Leseanfänger – macht knapp vier Bücher je Kind

Die höchsten Ausleihzahlen gibt es nämlich absolut unter den Printmedien: 114.000 Ausleihen gab es bei Büchern in der Altersgruppe bis zwölf Jahre bereits von Anfang 2021 bis zum 22. März 2022. Im gleichen Zeitraum wurden 45.000 Hörbücher und 19.400 Filme ausgeliehen. Allein die Sechs- bis Neunjährigen nutzten die Buch-Ausleihe in der Zeit 38.400-mal, 11.200-mal davon aus dem Bestand „erstes Lesealter“. Und das sind ausschließlich direkte Ausleihen über den Kinderausweis. Das macht Hoffnung für die Lesekenntnis Gelsenkirchener Grundschüler angesichts verheerender Lese-Testergebnisse bei Viertklässlern, die jüngst eine Studie in Dortmund ergab. Zum Thema: Viertklässler können schlechter lesen

Büchersuche online: Wie das funktioniert, erklärt Bibliotheksmitarbeiterin Vanessa Alex (rechts) den Zweitklässlerinnen Idil und Sara.
Büchersuche online: Wie das funktioniert, erklärt Bibliotheksmitarbeiterin Vanessa Alex (rechts) den Zweitklässlerinnen Idil und Sara. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Klassenführungen bringen ganz neue Nutzer in die Bibliotheken

Ein Motor, die Zahl der jungen Nutzer zu steigern, sind über die Schule gebuchte Klassenführungen, die das Angebot auch jenen bekannt machen, deren Eltern nicht bereits Kunden sind. In Corona-Zeiten konnte das Bibliotheksteam diesen Motor jedoch nicht nutzen, was zusätzlich zu den Lockdown-Zeiten die sonst üblichen extrem hohen Zahlen von zuletzt 1,17 Millionen jährlichen Gesamt-Ausleihen gesenkt hatte, erklärt die Zentralbibliotheksleiterin Anja Herzberg.

Einbruch bei Ausleihen durch Corona-Einschränkungen – Boom online

Mittlerweile kommen aber auch wieder vermehrt Eltern mit Kindern in die Bibliotheken, hat Claudia Nobis, Leiterin der Kinderbibliothek, erfreut festgestellt. In den vergangenen beiden Jahren waren aufgrund der Corona-Beschränkungen längere Aufenthalte vor Ort und zum Teil auch generell Besuche untersagt. Die von erwachsenen Bibliotheksnutzern viel genutzte Alternative über die „Onleihe“ funktioniert bei den ganz jungen Nutzern noch nicht. Lesen Sie auch: Stadtbibliothek trumpft digital auf

37.800 Printmedien für den Lesenachwuchs

Auch Apps zur gezielten Sprach- und Leseförderung bietet die Stadtbibliothek an: sie heißen Tigerbooks und e-Kidz. Für interessierte Schulen und Kindergärten bietet das Team Medienkisten, Bibliotheksführungen und Rallyes zum Kennenlernen an.Von den 50.5000 Medien im Bereich Kinderbibliothek (bis 16 Jahre) sind 37.800 Printmedien, 8300 Hörbücher und Tonies sowie 4.400 Filme. Insgesamt 10.500 Bücher haben die Standorte im Standgebiet inklusive der mobilen Möglichkeiten für sechs bis neunjährige Nutzer im Angebot, für Leseanfänger geeignet sind davon 2700.

Besonders geliebt von den Kids werden, so Claudia Nobis, Klassiker-Reihen wie „Die drei ??? Kids“, „Die drei !!!“, „Die Olchis“ oder auch „Das magische Baumhaus“ und „Das magische Einhorn“. Jungs im Erstlese-Alter greifen am meisten bei Lego-Ninjago, Starwars- und Superman-Büchern zu.

Klassiker und Fantastisches weit oben auf der Hitliste

Bei Grundschülern ab acht Jahren punkten auch noch Klassiker wie „Mein Lotta-Leben“, „Gregs Tagebuch“, „Ostwind“ und Co. Im Trend liegen Bücher aus der Rubrik „Fantastisches“: „Die Duftapotheke“, „Petronella Apfelmus“ und „Das kleine böse Buch“ stehen oben auf der Hitliste.

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Hörbücher sind bei den Kurzen ebenfalls beliebt, mit Abenteuer-, Freundschafts- aber auch Sachgeschichten aus seit Jahrzehnten bekannten Reihen wie „Was-ist-was?“. Viel ausgeliehen sind auch die „Tonies“ – die moderne Variante von CD-Player oder Kassettenrekordern – mit einem breiten Repertoire von Kinderklassikern wie Pippi Langstrumpf bis zu Peppa Wutz. Auf 45.000 Ausleihen brachten es diese beiden Medienarten zusammen seit Anfang 2021.

Kostenfreier Streamingdienst mit starkem Kinderangebot

Bei den Kinderfilmen (19.400 Ausleihen) sind Disney & Co., Paw Patrol und Lego weiterhin der Renner. Die DVD-Ausleihe ist – wohl den Streamingdiensten geschuldet – rückläufig. Die Bibliothek hat darauf bereits reagiert und ein eigenes, kostenfreies Streamingangebot mit www.filmfriend.de im Angebot; mit Kinder-Klassikern, Arthouse-Kinofilmen, Festivalgewinnern und Dokumentationen. Zum Thema:Onleihe kostenfrei für alle nutzbar im Corona-Lockdown

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Das Kinder-Sachbuchangebot nutzen vor allem Kindergartengruppen. Medien zu Dinos, Natur, Sachfragen und demaudiodigitalen Lernsystem Tiptoi mit dem Kinder spielerisch lernen können, werden vor allem von Eltern ausgeliehen. Ausleihbar – und bei Erzieherinnen sehr beliebt – sind Erzählrahmen (Kamishibai), die wie ein kleines Erzähltheater mit austauschbaren Bildern funktionieren.