Gelsenkirchen. Die Gelsenkirchener Stadtbibliothek ist längst im digitalen Zeitalter angekommen. Im Corona-Shutdown hat sich das besonders stark gezeigt.
Mittlerweile sind die Gelsenkirchener Zentralbibliothek im Bildungszentrum und die Zweigstelle in Buer wieder für den Publikumsverkehr geöffnet, wenn auch nur eingeschränkt. Doch während des Corona-Shutdowns ist die Zahl der digitalen Nutzer stark gestiegen. 700 neue Zugänge – auf drei Monate befristet und kostenlos – zu den Online-Angeboten hat die Leiterin Anja Herzberg, seither registriert. Auch bisherige Nicht-Nutzer sollten so einen Zugang zur Ebib, der virtuellen Zweigstelle, bekommen. Es war eines von mehreren Gratis-Extras des Bildungszentrums für Wissensdurstige in Corona-Zeiten.
138.000 Medien stehen an den fünf Standorten der Stadtbibliothek zur Verfügung, zur Ausleihe oder auch zur Nutzung vor Ort, außerdem 61.000 elektronische Medien aller Art plus Geräte wie E-Reader, PCs – derzeit dürfen allerdings nur Ausweisinhaber zwecks Ausleihe rein, der Präsenzbereich ist noch geschlossen. Der Etat für Neuanschaffungen der Bibliothek ist „stabil und solide“, betont die Leiterin Anja Herzberg, zugleich stellvertretende Leiterin des Bildungsreferates.
45.000 Downloads über das Medienportal der Schulen
Extrem nachgefragt war während der Schließungszeit naturgemäß das Medienportal der Schulen, Edmond. 45.000 Downloads aus dem Bereich binnen acht Wochen, darunter Unterrichtsfilme, Musik, Podcasts, wurden gezählt. Eine tägliche Telefonsprechstunde von 8.30 bis 15.30 Uhr informierte Nutzer über Angebote und Konditionen. Ein weiteres neues Angebot des Hauses sind Medientaschen mit bis zu zehn Medien, je nach Wunsch mit konkreten Titeln oder nach Empfehlungen der Mitarbeiter zusammengestellt, bestellbar via Email. Abgeholt werden können sie nur nach Terminabstimmung, um Schlangen zu vermeiden. Mehr als 100 dieser Taschen wurden bereits bestellt.
Die Stadtbibliothek versteht sich – in normalen Zeiten – als Lernort und Treffpunkt für alle Bedürfnisse und Ansprüche. Unter den Nutzern ist die schmökerlustige Seniorin ebenso zu finden wie die junge Frau, die sich aufs Studium vorbereitet oder für eine Kunstfacharbeit im Vorabi lernt. Schüler kommen verstärkt vor Prüfungen, nutzen das Schülerzentrum für das Lernen in Kleingruppen oder auch alleine – in normalen Zeiten. Doch auf die Nutzung des hochaktuell ausgestatteten Medienzentrums müssen Lernwillige noch verzichten. https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/corona-gelsenkirchener-buecherei-oeffnet-onleihe-kostenfrei-id228792793.html
Normalerweise auch für Bürger ohne Ausweis offen
Auch wenn Lexika längst vorwiegend Online genutzt werden – Bücher haben hier im Haus trotz aktueller technischer Ausstattung nicht ausgedient. In Regalen stehen thematisch sortiert Lehrbücher aller Art, für alle Jahrgänge. Schon vor dem Shutdown hatte man begonnen, an neuen Raumkonzepten zu arbeiten, um den unterschiedlichen Nutzer-Ansprüchen in der Bibliothek Rechnung tragen zu können. Regale auf Rollen erlauben eine gewisse Flexibilität. Die Erfahrung hat gezeigt: Lerngruppen haben einen anderen Geräuschpegel als Menschen, die in Ruhe sitzen und lesen wollen.
Die Angebote der Bücherei in den Bibliotheksräumen nutzen kann eigentlich jeder Bürger, auch ohne Leseausweis. „Die Bibliothek ist ja öffentlich finanziert, das geht schon in Ordnung“, findet Herzberg. Derzeit allerdings ist das Arbeiten und Sitzen in der Bibliothek aufgrund der Coronabeschränkungen noch nicht wieder erlaubt und daher dürfen zum Ausleihen auch nur Nutzer mit aktuellem Ausweis kommen. Die Ausweisverlängerung ist jetzt übrigens auch online möglich.
Inklusive Technik-Alphabetisierung
Auch Technik-Nachhilfe gehört laut Anja Herzberg in normalen Zeiten zum Spektrum des Hauses, da viele Jugendliche zwar gut ihr Smartphone bedienen können, aber überfordert sind, wenn sie ein Word-Dokument am PC formatieren sollen für eine Bewerbung etwa oder wenn sie etwas von ihrem Handy runterladen und ausdrucken möchten. „Wir machen hier auch Technik-Alphabetisierung“, erklärt die Leiterin schmunzelnd.
Nachfrage nach elektronischen Medien steigt
Insgesamt steigen die Nutzerzahlen an den Gelsenkirchener Standorten leicht, nur die Bereiche verschieben sich ein wenig. Während die klassische Buchausleihe leicht rückläufig sei, steige die Nachfrage nach elektronischen Medien, erläutert Herzberg; auch schon vor Corona. Mehr als 20.000 Titel stehen bereits über die eBib für Gelsenkirchener Nutzer zur Verfügung, hinzukommen Hörbücher, Videos, CDs. Besonders stark nachgefragt in der Zeit des Shutdowns war der – für Ausweisinhaber immer, in Coronazeiten für alle kostenfreie – Streamingdienst „freegal“. Drei Stunden können Nutzer damit täglich Musik streamen, aus 15 Millionen Musiktiteln aller Genres wählen, drei Titel je Woche gar dauerhaft downloaden. Orientiert an aktuellen Produktionen des Musiktheaters im Revier gibt es über freegal zudem passende Playlists. 12.759 Streams von 471 Nutzern waren es von März bis Mai. In „normalen“ Jahren liegt die jährliche Nutzerzahl bei 200.
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