Gelsenkirchen-Rotthausen. Das Trias-Theater zeigt nach der Corona-Pause wieder den biblischen Leidensweg in der Kirche in Rotthausen. Diesmal wirft der Krieg Schatten.

Am Skript lässt sich kaum etwas ändern, ebenso wenig an den Rollen, die Umsetzung der biblischen Geschichte erforderte allerdings einige Anpassungen: Die „dritte Gelsenkirchener Passion“ des Gelsenkirchener Trias-Theaters feierte in der Evangelischen Kirche in Rotthausen ihre Neuauflage und ihre 2022er-Premiere.

Noch einmal gerafft hatten Regisseur Ulrich Penquitt und Autor Wolf-Rainer Borkowski das Stück. Über 20 Darsteller bildeten das Ensemble, teils aus den Aufführungen von 2013 und 2015 sowie der einzigen vor Beginn der Corona-Einschränkungen 2020, teils neu dabei.

Das Gelsenkirchener Ensemble musste zwei Jahre ausharren: Corona

Gerade einmal auf 80 Minuten, ohne Pause und Catering, drängten sie die Szenen zusammen, um nach den starken Corona-Beschränkungen das epochale Stück für das Publikum zugänglicher zu machen.

Jesus vor Pilatus, eine der Schlüsselszenen der biblischen Geschichte, die in der „dritten Gelsenkirchener Passion“ in der Evangelischen Kirche in Rotthausen erneut aufgeführt wurde.
Jesus vor Pilatus, eine der Schlüsselszenen der biblischen Geschichte, die in der „dritten Gelsenkirchener Passion“ in der Evangelischen Kirche in Rotthausen erneut aufgeführt wurde. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die meisten Zitate ließen sich gegenüber der Vorlage nicht ändern, waren zwingend. Aber bei einigen Stationen aus dem Lebens- und Leidensweg Jesu reichten Anspielungen statt vollständiger Formulierungen oder konkreter Umsetzung auf der Bühne.

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Die bekannten Stationen werden zum Teil nur angedeutet

So folgte auf die Verleugnung des Petrus lediglich ein dreifacher Hahnenschrei, warf Pilatus lediglich die Frage auf: „Soll ich mir die Hände schmutzig machen?“ Und auch der Judas-Kuss war nur angedeutet. Einen großen Teil der Schilderung übernahm als Erzählerin Maria von Magdala (eindringlich: Christina Borkowski).

Die Versuchung Christi in der Wüste durch Teufelin und Teufel in der Fassung des Trias-Theaters in Gelsenkirchen.
Die Versuchung Christi in der Wüste durch Teufelin und Teufel in der Fassung des Trias-Theaters in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dass nur wenige Reihen in der Kirche besetzt waren, fand Pfarrerin Kirsten Sowa nicht ungewöhnlich. „Das haben wir schon bei den vorangegangenen Aufführungen erlebt. Je näher der Ostertermin rückt, desto stärker wird auch der Zuspruch.“ Sie freute sich jedenfalls sichtlich, die Passion als „wesentlichen Bestandteil unseres Glaubens auf diese Art wieder erlebbar zu machen“.

Eine fast intime Nähe zum Gelsenkirchener Publikum entsteht

Der Widerstand Jesu gegen die Menschenfeindlichkeit sei wohl aktueller denn je. Die kleine Kirche biete die Möglichkeit, das Leben und Leiden des Jesus von Nazareth in fast intimer Nähe zu erzählen, urteilte auch Autor Wolf-Rainer Borkowski, der auch als Josef von Arimathäa im Hohen Rat auf der Bühne stand.

Die Kulisse kam mit der reduzierten Darstellung dreier Torbögen aus, die den Altar verdeckten. „Dass wir hier in einer Kirche spielen, ist trotzdem immer deutlich“, unterstrich Regisseur Penquitt. Der wenige Raum lässt in den kurzen Szenen im Altarraum nur wenige Spieler zu.

Regisseur Ulrich Penquitt konnte mit dem gesamten Ensemble den langen Schlussapplaus genießen.
Regisseur Ulrich Penquitt konnte mit dem gesamten Ensemble den langen Schlussapplaus genießen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die Kreuzigung in blutrotem Licht

Die Monologe Jesu (Julian Wangemann) gelangen ebenso nachdenklich wie die des Judas (Klaus Mählmann), beide zerrissen zwischen ihrer Überzeugung und ihrem Handeln. Die Ausgestaltung der Figuren von Teufel (Jesse Krauß) und Teufelin (Katha Kleinkemper, auch Sara) sowie von Pilatus (Alexander Welp, auch Regieassistenz) überraschte und setzte Schlaglichter.

Neun Vorstellungen

Neun weitere Vorstellungen hat das Trias-Theater auf dem Kalender, acht in Rotthausen (25. März, 1. April und 8. April um 19.30 Uhr, 26. März sowie 2., 9., 15. und 17. April um 18 Uhr), eine in der evangelischen Ebbergkirche im sauerländischen Hemer, der neuen Gemeinde von Pfarrer Rolf Neuhaus, der früher in der Gelsenkirchener Emmaus-Gemeinde wirkte. In der Kirche an der Steeler Straße 48 in Rotthausen finden jeweils rund 150 Besucher Platz.

Karten für die „Gelsenkirchener Passion“ kosten 15 Euro an der Abendkasse und zwölf Euro im Vorverkauf. Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt. Erhältlich sind die Tickets im Vorfeld in der Buchhandlung Kottmann am Neumarkt, in der Tourist-Info im Hans-Sachs-Haus, im Reisebüro Scholz in Rotthausen sowie beim Trias-Theater unter0209 39 169. In der Kirche gelten die 3G-Regeln und eine Maskenpflicht (FFP-2). Die Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen stellt für jede der Vorstellungen zahlreiche Freikarten zur Verfügung, die über den Verein Kultur-Pott Ruhr verteilt werden.

Zum Ende, nach der in blutrotes Licht getauchten Kreuzigung, genoss das gesamte Ensemble den verdienten Premieren-Applaus, der Mut macht für die anstehenden Aufführungen bis einschließlich zum Ostersonntag.

Wenn auch diesmal der Krieg in der Ukraine einen neuen Schatten wirft, wie Borkowski eindringlich erinnerte.

Fotos der Premiere auf www.waz.de