Gelsenkirchen. Nur Spärlich verteilt sind Stände auf den Gelsenkirchener Feierabendmärkten. Warum derzeit nur wenige Händler in die City und nach Buer kommen.

Vielen Menschen, die am vergangenen Mittwoch zum Heinrich-König-Platz kamen, um den Feierabendmarkt zu besuchen, stand die Enttäuschung förmlich ins Gesicht geschrieben. Erwartet hatten sie lebendiges Markttreiben – was sie bekamen, war eine Mini-Version davon. Lediglich drei Händler standen an diesem Mittwoch „auf’m Heinrich“: ein Bierstand, ein Stand für Wurst und Käse und einer für geräucherten Fisch.

Einen Tag später war Feierabendmarkt in Buer, und hier sah es zwar ein wenig, aber nicht viel besser aus: Immerhin waren es sechs Stände, die die Besucher auf der Domplatte erwarteten, aber auch hier waren deutlich Lücken erkennbar, auch hier war das Angebot nicht mit dem aus Vor-Corona-Zeiten zu vergleichen. Muss man sich um die so wichtigen wie beliebten Feierabendmärkte sorgen?

Gelsenkirchener Markthändler fehlen die Mitarbeiter

Ein Bild aus besseren Zeiten: der Feierabendmarkt in Buer vor Corona.
Ein Bild aus besseren Zeiten: der Feierabendmarkt in Buer vor Corona. © Gerd Kämper

Wilhelm Weßels, bei Gelsendienste verantwortlich für die Feierabendmärkte, bestätigt auf Nachfrage, dass sich die Händler zurzeit noch deutlich zurückhielten. „Das liegt zum einen daran, dass sie große personelle Probleme haben“, sagt er. Dieses Phänomen könne man auch in der Gastronomie beobachten: Viele Mitarbeiter, vor allem solche, die nicht fest angestellt sind oder waren, haben sich in der Pandemiezeit umorientiert, sich andere Jobs gesucht, und fehlten jetzt.

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„Dazu kommt der neu eingeführte Mindestlohn“, so Weßels weiter – auch ein Faktor, der den Händlern die Arbeit erschwere, es teurer mache, Mitarbeiter zu beschäftigen. „Viele Händler konzentrieren sich jetzt zunächst erst einmal auf die Wochenmärkte.“ Dort seien die zu erwartenden Einnahmen auch verlässlicher zu kalkulieren als auf einem Feierabendmarkt. „Viele Händler verfahren da nach dem Sprichwort ,Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach’“, so Weßels.

Wilhelm Weßels: Gelsenkirchener Besucher sind noch vorsichtig

Seit 2014 auf der Domplatte

Im Jahr 2014 startete die Stadt Gelsenkirchen mit dem Feierabendmarkt auf der Domplatte in Buer. 2017 ging dann auch der Feierabendmarkt auf dem neugestalteten Heinrich-König-Platz an den Start.

In Buer findet die Veranstaltung immer donnerstags statt, in Altstadt mittwochs. Marktzeiten sind jeweils von 16 bis 20 Uhr.

Zahlen belegen den Rückgang in Zeiten von Corona. „2019 hatten wir auf dem Feierabendmarkt auf dem Heinrich-König-Platz noch jede Woche zwischen 15 und 23 Händler“, sagt Weßels. Vor Corona seien mehr als 4000 laufende Meter von Händlern belegt gewesen – zurzeit seien es 500.

Weßels sieht außerdem eine deutliche Zurückhaltung beim Publikum der Feierabendmärkte. „Viele Menschen sind noch immer unsicher, wenn es um größere Menschenansammlungen geht“, sagt er. Auf den Feierabendmärkten geht es traditionell etwas enger zu: Man sitzt dicht an dicht auf Bierzeltgarnituren, begrüßt sich mit Umarmung und Küsschen – schwierig, wenn man das aus den vergangenen zwei Jahren so gar nicht gewohnt war. Heißt: Noch ist der Besucherandrang nicht so groß wie vor 2020, was wiederum Händler davon abhält, sich auf einen Feierabendmarkt zu stellen.

Hilfe für Händler: Gelsenkirchen verzichtet auf Standgebühren

Um Händler trotzdem auf die Domplatte und auf den Heinrich-König-Platz zu locken, verzichtet die Stadt beziehungsweise Gelsendienste vorerst auf Geld. „Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen verminderten Umsätze der Händlerinnen und Händler, verzichtet Gelsendienste von Januar bis Juni 2021 auf die tatsächliche Standgebühr und berechnet pro Stand und Teilnahme nur zwei Meter“, hatte Wirtschaftsförderungsdezernent Simon Nowack noch Anfang Februar im Wirtschaftsausschuss mitgeteilt. Mehr noch: „Seit Januar 2022 zahlen die Händlerinnen und Händler gar keine Standgebühr. Dieses gilt voraussichtlich noch bis April 2022.“